Hexenvisionen: Romantic Thriller (German Edition)
die Lippen gelegten Finger um Ruhe.
Harding verschränkte wütend die Arme vor der Brust und starrte wütend auf das Bild, das sich ihm bot.
Moira und O’Bannon setzten sich an den Tisch, an dem die Kerze brannte. Und ein weiterer Mann kam hinzu, groß, hochgewachsen, fast hager, von unbestimmbarem Alter. Er machte fast den Eindruck, als ginge ihn das alles nichts an, doch er musste ungeheuer wichtig sein, das spürten Helen und Harding. Seine Ausstrahlung war fast überwältigend, und Helen, die langsam in die Wirklichkeit zurückfand, merkte, wie sich die kleinen Härchen an ihren Armen aufrichteten.
Weitere Kerzen wurden angezündet und verbreiteten einen betäubenden Duft. Sir Thomas machte Anstalten, als wollte er davonlaufen, doch als er sah, wie Helen auf das Bild starrte, das sich ihnen bot, blieb er resigniert sitzen. Wahrscheinlich wäre er auch nicht weit gekommen. Und warum sollte er die Gilde brüskieren, sie hatte bis jetzt keinem etwas getan. Zumindest gab es keinen Beweis dafür. Und außerdem konnte er Helen nicht einfach allein lassen.
Ein Summen setzte ein, es schien von überall und nirgendwoher zu kommen. Es war fast, als würde der ganze Raum durch diesen Ton in Schwingung versetzt. Auch Helen verspürte für einen Augenblick das unwiderstehliche Gefühl aufzustehen und wegzulaufen. Ihre Augen blickten gehetzt umher. Sir Thomas spürte, dass sie mehr fühlte, als sie ihm jemals eingestehen würde. Trotzdem nahm er sich vor, sie später darüber auszufragen. Und dann würde er sich nicht mit ausweichenden Antworten zufrieden geben.
Das Ritual begann.
*
Raymond Brody, Chefredakteur des „Weekly Mirror“, saß an diesem Abend lange in seinem Büro. Er redigierte den Kommentar der Woche, las ein paar der Artikel, die seine Reporter zusammengetragen hatten und fühlte sich im Ganzen nicht so recht in der Stimmung, nach Hause zu gehen. Es wäre ein langweiliger Abend, der ihn erwarten würde, und wahrscheinlich würde er dann, wie so oft, vor dem Fernseher einschlafen. Er war längst nicht der Playboy, für den er sich gerne ausgab und für den ihn viele hielten. Doch er hatte ein Auge auf Helen geworfen und wäre einer engeren Beziehung auf keinen Fall abgeneigt. Doch die Frau widersetzte sich hartnäckig, und so konnte er im Grunde nicht viel mehr tun, als auf seine Art immer wieder um sie werben. Das alles nur, um sich den nächsten Korb einzufangen.
So zögerte er jetzt den Feierabend immer weiter hinaus und blieb in der Redaktion länger als nötig.
Der neue Kulturredakteur kam herein, James Hanley. Der sah Brody noch immer im Glaskasten sitzen, schüttelte heftig den Kopf und setzte sich selbst an seinen Schreibtisch, wo er gleich darauf heftig zu tippen begann.
Brody entschloss sich nun doch, endlich Feierabend zu machen. Er stand auf und reckte sich, steif vom langen Sitzen. Plötzlich jedoch durchzuckte seinen Körper ein heftiger Schmerz. Mit einem Ächzen sank er zusammen und hielt sich krampfhaft mit beiden Händen an der Schreibtischkante fest, bevor er schwer auf den Boden aufschlug. Und dann sah er vor seinem geistigen Auge das Bild einer triumphierend lachenden Helen. Es Schoss ihm der widersinnige Gedanke durch den Kopf, dass hier vielleicht der Zauber war, den sie mehr scherzhaft hatte finden wollen. Das Ganze war natürlich absurd, das wusste er. Oder sollte doch etwas Wahres daran sein?
Nein, unmöglich!
Aber wieso lag er dann hier und konnte sich nicht mehr rühren. Ein dumpfer Schmerz pochte in seinem Kopf, und der restliche Körper fühlte sich an, als würde er zerschnitten. Brody röchelte und hatte den dringenden Wunsch bewusstlos zu werden, damit die Qual aufhörte. Aber sein Körper hatte kein Einsehen, er musste alles miterleben.
James Hanley hatte den Aufprall des schweren Körpers gehört. Und als er jetzt nur noch Röcheln hörte, kam er herbei und rief gleich darauf einen Notarzt. Raymond Brody wurde mit allen Anzeichen eines Herzinfarktes ins nächste Hospital gebracht.
*
Helen meinte, durch den Geruch der Kerzen ersticken zu müssen. Das Luftholen fiel ihr schwer, und sie begann flach zu atmen. Die Luft im Raum war jedoch nicht sehr sauerstoffhaltig, und so atmete sie auf jeden Fall mehr von diesen betäubenden Dämpfen ein, als sie wollte. Aber das war ihr plötzlich alles egal. Das Mittel, das mit den Kerzen verbrannte, erzeugte eine gewisse Gleichgültigkeit, die zunächst von Helen, aber dann auch von Sir Thomas Besitz ergriffen
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