Hexenwahn
die Verriegelung für die Fronthaube und hob sie an. Bill lag nicht darin. Hart schlug ich die Haube wieder zu. Der Wagen konnte hier stehenbleiben, er war nicht so wichtig.
Dafür Bill Conolly. Denn ihn mußten wir finden.
Ich baute mich vor der Blonden auf. »Wo befindet sich Mr. Conolly?« fragte ich hart.
»Ich weiß nicht.«
»Reden Sie!«
»Soll ich Sie anlügen?« fauchte sie.
Auf eine lange Diskussion wollte ich mich nicht mit ihr einlassen. Bis zum Haus des Maklers waren es nur ein paar Schritte. Ich faßte die Frau am Arm und schob sie auf die Toreinfahrt zu. »He«, protestierte sie. »Wo wollen Sie mit mir hin?«
»Wir werden Ihren Chef besuchen.«
»Der ist nicht da.«
»Davon möchten wir uns gern persönlich überzeugen.«
Da schwieg sie. Die Blonde sagte auch kein Wort, als ich die Haustür aufschloß. Nach einer überstürzten Flucht sah es hier wirklich nicht aus. Der Schreibtisch war aufgeräumt, auf dem Boden lagen die Teppiche, die Türen zu den einzelnen Büros waren geschlossen.
Der Reihe nach zog Suko sie auf und warf Blicke in die darunterliegenden Räume. Leer!
»Ich habe Ihnen doch gesagt, daß sich Mr. Doyle hier nicht mehr befindet.« Die Frau lächelte spöttisch und irgendwie siegessicher. Ich schaute sie nur an und machte weiter. Wir nahmen uns die oberen Etagen vor.
Auch hier befanden sich zum Teil Büroräume. Fernschreiber, Telefone, eine EDV-Anlage, und im zweiten Stock hatte der Makler sein privates Domizil. Dort kamen wir nicht rein.
Wir brachen die Tür nicht auf, denn ich glaubte inzwischen daran, daß sich wirklich niemand mehr im Haus aufhielt. Blieb allerdings noch der Keller.
Er bot wirklich eine Überraschung. Als wir die erste feuerfeste Eisentür aufdrückten, stockte uns der Atem. Hinter der nüchternen Bürofassade befand sich ein Refugium des Schreckens. Der Folterkeller einer mittelalterlichen Burg hätte nicht schlimmer eingerichtet sein können. Ich sah all die Folterinstrumente, die ein Führer im Tower den Touristen so gern zeigt und erklärt. Aber diese Geräte waren neu und aus besten Materialien gebaut. Man hatte sie auch benutzt, davon zeugten die dunklen Flecken, die ein makabres Muster auf den Geräten hinterlassen hatten. Blut!
»Was ging hier vor?« Meine Augen wirkten kalt wie zwei Kieselsteine, als ich die Frau anschaute. Sie senkte den Blick.
Ich faßte sie an der Schulter. Die Blonde verzog das Gesicht und atmete scharf durch die Nase, sprach aber kein Wort. »Was ist hier geschehen?« fuhr ich sie an. »Hat man hier Menschen gefoltert?«
Sie schwieg.
Ich schüttelte sie durch. »Reden Sie!«
»Nein, man hat hier keine Menschen gefoltert.«
Eine faustdicke Lüge, die sie mir angesichts der Tatsachen noch ins Gesicht schleuderte. »Und warum gibt es dann diese Instrumente des Schreckens? Wofür waren oder sind sie bestimmt? Für Tiere etwa?«
»Nein, es waren keine Menschen.«
»Also wurde doch gefoltert?«
Die Blonde hob den Kopf. Ihren Mund hatte sie verzerrt, die Winkel zeigten nach unten. »Für die Hexen!« kreischte sie. »Man hat es für die Hexen getan. Und sie sind keine Menschen. Nein, sie sind es nicht. Sie müssen brennen!«
Jetzt endlich war es aus ihr herausgebrochen. Sie zeigte nun ihr wirkliches Gesicht, das andere war Fassade gewesen, und sie bewies, daß sie mit den Hexenjägern unter einer Decke steckte. Plötzlich begann sie zu lachen. Schaurig hörte es sich an, als es durch den Keller hallte.
»Sie werden brennen, darauf könnt ihr euch verlassen, Bullen. In dieser Nacht räumen die Hexenjäger mit dem Spuk auf. Das Feuer wird sie fressen. Endgültig und für alle Zeiten. Und euer Freund, dieser verdammte Conolly, auf den ihr so scharf seid, der verbrennt mit…«
***
Das Gefühl, aus einer Bewußtlosigkeit zu erwachen, war für Bill Conolly nicht neu. Im Prinzip war es immer das gleiche, nur variierte hin und wieder die Stärke der Schmerzen.
Der Kopf tat dem Reporter nicht einmal so weh, dafür aber der Nacken. Das starke Ziehen hatte hier seine Ursache und wanderte weiter über den Rücken bis hin zum letzten Wirbel, wo es sich sogar noch verstärkte. Die Erinnerung kam dem Reporter sofort. Er dachte an den Besuch bei Doyle, an die Szene im Keller, wo er Samantha, Doyles Ehefrau, gefesselt an einem Pfahl gesehen hatte, mit einer Schere in der Brust. Ein schreckliches Bild, das der Reporter nie in seinem Leben vergessen würde, und er fragte sich, was dies für Menschen waren, die so etwas
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