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Hexenwahn

Hexenwahn

Titel: Hexenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Meine Stimme klang beschwörend. »Wir müssen mit ihm reden. Es geht hier um Menschenleben. Ich rede bewußt im Plural, nicht um ein Leben, sondern um mehrere. Begreifen Sie das?«
    »Sie werden mich ja nicht anlügen.«
    »Genau.«
    Der Arzt kaute an seiner Unterlippe. Schließlich nickte er und sagte:
    »Kommen Sie bitte mit.«
    Wir fuhren hoch zur Intensivstation. Dort lag der Patient in einem Einzelzimmer.
    Dr. Rispoll öffnete die Tür so behutsam und vorsichtig, als wäre er ein Dieb.
    Im Zimmer brannte nur die Notbeleuchtung. Sie blendete den Patienten nicht, der an drei Tropfern angeschlossen war. Der junge Mann lag auf dem Rücken. Auch bei dieser Beleuchtung sah er noch bleich aus. Als wir auf sein Bett zutraten, öffnete er die Augen und schaute uns entgegen.
    »Sie haben Besuch, Peter«, sagte der Arzt. »Fünf Minuten gebe ich den Herren.«
    »Ja.« Eine schwache Antwort, aber immerhin.
    Der Doc zog sich zurück. Er wartete neben der Tür.
    Ich stellte mich neben das Bett und schaute auf den Patienten hinunter. »Peter heißen Sie?«
    »Ja, Peter McCurtin.«
    »Gut, Peter, und ich bin John Sinclair. Der Mann neben mir ist mein Kollege Suko. Jetzt wissen Sie, mit wem Sie es zu tun haben.«
    »Sie sind von der Polizei, nicht?«
    »Genau.«
    »Ich habe schon mit Ihrem Besuch gerechnet, aber ich kann Ihnen gleich sagen, daß ich nichts weiß.«
    »Warum lügen Sie?«
    »Ich lüge nicht.«
    »Aber Sie wollten ein Mädchen verbrennen.«
    »Das eine Hexe war.«
    »Es war keine Hexe, Peter. Dieses Mädchen war unschuldig. Wie Sie und wie ich.«
    In seinem Gesicht zuckte es. Er schien zu merken, daß ich ihn nicht angelogen hatte. Ich hakte nicht sofort nach, sondern ließ ihm Zeit, sich mit den neuen Tatsachen abzufinden. »Was wollen Sie wissen?«
    »Es geht natürlich um die Hexen. Daß sie existieren, wissen wir ebenfalls, und sie sind auch unsere Feinde.«
    »Meinen Sie die Hochzeit?«
    »Davon wissen Sie auch?«
    »Ja, wir hörten es. Wir haben mehrere Hexen gefangengenommen, die zur Hochzeit kommen sollten. Sie werden auch erscheinen, aber mit den Hexenjägern.«
    »Wann soll die Hochzeit stattfinden?«
    »Heute nacht.«
    Nun lag mir die entscheidende Frage auf der Zunge. »Wo soll das geschehen?«
    »Den genauen Ort weiß ich nicht. Aber ich hörte, daß es auf einem Hausboot sein soll.«
    »Auf einem Boot?«
    »Ja, es liegt an der Themse.«
    Suko hatte mitgehört. Ich schaute meinen Partner an, der die Schultern hob.
    »Und wie das Boot heißt, wissen Sie nicht?«
    »Nein.«
    »Wer weiß es denn?«
    »Der oberste Hexenjäger.«
    »Ist es Doyle?« Die Frage schoß ich so heraus.
    »Doyle ist mein Onkel.« Peter McCurtin sagte nicht ja oder nein, sondern nur diesen einen Satz, in dem ich allerdings eine Bestätigung auf meine Frage erkannte.
    Ich nickte. »Danke, Sie haben uns sehr geholfen. Und ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen gute Besserung.«
    »Ich schließe mich an«, sagte Suko.
    »Sir?«
    »Ja?«
    »Ich habe noch eine Frage, Sir. Stimmt es wirklich, daß das Mädchen unschuldig war?«
    »Bei diesen Dingen kenne ich keinen Spaß«, erwiderte ich sehr ernst. »Das Mädchen war unschuldig.«
    »Und die anderen?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Samantha ist aber eine Hexe.«
    »Wer ist Samantha?« hakte ich nach.
    »Die Frau meines Onkels. Er hat es selbst herausgefunden. Deshalb sein Haß. Sie ist in den Bann der Wikka geraten und kein Mensch mehr. Das hat mein Onkel immer gesagt. Die einzige Möglichkeit, wie man sich von ihr befreien kann, ist, wenn man sie verbrennt.«
    Peter McCurtin hatte die Worte lauter und mit so einer Bestimmtheit gesagt, daß ich ihm sogar glaubte. Es war durchaus möglich, daß es sich bei Samantha Doyle um eine Hexe handelte. In der Seelenburg waren die Frauen Hexendienerinnen gewesen. Gewissermaßen die Vorstufe zur Hexe. Hier jedoch sah die Sache schon wieder völlig anders aus. Gordon Schreiber hatte sich an der Seite von Wikka entwickelt. Er schlug nun wesentlich härter zu als zuvor.
    Der Arzt meldete sich. »Sie müssen jetzt gehen, meine Herren. Es ist besser für den Patienten.«
    »Natürlich.« Ich machte kehrt. Außerdem hielt uns nichts mehr. Durch die Aussage des jungen Mannes wußten wir, daß Doyle sehr tief in den Fall verstrickt war. Und er hatte sich verleugnen lassen, als ich anrief.
    Angeblich wußte man auch nichts über Bill Conolly. Lügen, nichts als Lügen. Ich rechnete stark damit, daß Bill in eine gemeine Falle gelockt worden

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