Hexenwahn
war.
Auf dem Flur fragte uns der Arzt: »Ich will ja nicht als zu neugierig erscheinen, Gentlemen, und es ist auch nicht meine Art, Gespräche mit anzuhören, aber sie redeten so laut, daß es sich nicht vermeiden ließ. Haben Sie wirklich von Hexen gesprochen, oder habe ich mich vielleicht verhört?«
»Nein, Doc, verhört haben Sie sich nicht.«
»Dann kämpfen Sie gegen Hexen.«
»Sehr richtig.« Vor der Fahrstuhltür blieben wir stehen.
»Aber es gibt doch keine Hexen!«
»Wenn Sie das meinen«, erwiderte ich und öffnete die Fahrstuhltür, um Suko vorbeizulassen.
Der junge Arzt schaute uns fassungslos nach. Er zweifelte wahrscheinlich an unserem Verstand. Diese Reaktionen Unbeteiligter kannte ich. Bisher jedoch haben wir noch immer zuletzt gelacht, und das am besten.
***
Das Lachen verging uns allerdings, als wir vor einem Haus in Mayfair stoppten und aus dem Wagen springen wollten. Suko war es, der den Porsche sah. Er verschwand gerade in einer Einfahrt zwischen zwei Häusern. »Das war doch Bills Porsche!«
Leider mußte ich erst wenden. Auf der schmalen Straße und mit dem Bentley ist das keine angenehme Sache, aber ich bekam das schwere Fahrzeug herum. Wenig später rollten wir ebenfalls in die Einfahrt. Von Bills Wagen sahen wir nichts. Dafür jedoch eine blonde Frau, die soeben das Tor einer Garage schloß. Sie konnte den Wagen dort versteckt haben.
Im Zurückblicken sah sie den Bentley, stutzte für einen Moment und drückte das Tor hastig zu, um sich sofort mit raschen Schritten zu entfernen, als hätte sie ein schlechtes Gewissen. Dagegen hatten wir beide etwas. Diese Frau brauchten wir noch. Suko war schneller aus dem Wagen als ich. Er schnitt der Frau mit ein paar gezielten Schritten den Weg ab, so daß sie nicht mehr weiterkonnte, weil der Chinese vor ihr stand und lächelte.
Sie regte sich sofort auf. Der Wind zerzauste ihr wohlfrisiertes Haar und zerrte auch an dem eleganten Kostüm, das wie dunkelroter Wein schimmerte.
»Was erlauben Sie sich eigentlich?« fuhr sie Suko an. »Geben Sie sofort den Weg frei und gehen Sie zu Ihresgleichen. Oder ich rufe die Polizei.«
Suko blieb stehen.
Ich jedoch kam näher. Die Stimme hatte ich schon gehört. Nur war sie mir verbindlicher in Erinnerung. Von selbst erhellten sich mehrere Lampen. Sie befanden sich an den Rückfassaden der Häuser und standen auch neben dem Garagenkomplex.
»Die Polizei ist bereits hier, Madam«, sagte ich mit ruhiger Stimme und hielt schon meinen Ausweis in der Hand. »Sie werden sich an mich erinnern. Ich bin Oberinspektor Sinclair. Wir beide hatten das Vergnügen, miteinander zu telefonieren.«
Sie wurde blaß, das sah ich deutlich. »Sie - Sie sind tatsächlich dieser…«
»Ja.«
»Trotzdem ist es Ihnen nicht erlaubt, mich auf diese Art und Weise zu belästigen.«
Ich blieb weiterhin freundlich. »Hat Sie jemand angefaßt, Madam?«
»Nein.«
»Weshalb fühlen Sie sich dann belästigt?«
»Nun.« Die Frau räusperte sich. »Weil mich dieser - dieser Typ hier nicht vorbeiläßt.«
»Dieser Typ ist übrigens Inspektor und ein Kollege von mir«, klärte ich sie auf.
»Ein Chinese?«
»Ja. Haben Sie etwas gegen Chinesen?«
Sie wurde rot. »Natürlich - natürlich nicht. Aber ich habe es noch nie erlebt…«
Ich winkte ab. »Schon gut, Madam, kommen wir zu etwas anderem. Sie halten den Schlüssel ja noch in der Hand, öffnen Sie bitte die Garage.«
»Was?«
Ich wurde ungeduldig. »Machen Sie schon. Wir wollen sehen, welcher Wagen darin steht.«
»Der Wagen gehört zu uns. Der…«
»Ist es Ihnen peinlich, wenn wir uns selbst davon überzeugen?«
»Sie glauben mir nicht?« Ihre Stimme klang wieder frech. Da war ich es leid.
Hier ging es um Menschenleben, und ich hatte keine Lust, mich von dieser Person in meiner Arbeit stören und aufhalten zu lassen. Mein Arm schnellte vor, und mit einem Griff hatte ich den Garagenschlüssel aus ihrer Hand genommen. Die Frau war so überrascht, daß sie keinen Ton hervorbrachte. Sie starrte mir nach, und erst als ich die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, begann sie zu schimpfen. Das war übelster Hafenslang, den sie mir nachschleuderte.
Ich kippte das Tor hoch.
Ein Porsche stand in der Garage. Und nicht irgendeiner, sondern Bill Conollys Wagen. Für einen Moment schlug mein Herz schneller. Dann schaute ich durch die Scheiben, fand den Wagen aber leer. Suko kam mit der Frau. Sie hatte auch den Wagenschlüssel, den sie zähneknirschend herausrückte. Ich löste
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