Hexenzauber für den Hausgebrauch
wuchs, immer mehr Menschen wandten sich von ihr ab. Selbst ein groß angelegter „Predigtfeldzug“ des Papstes brachte keinen Erfolg. Der römischen Kirche blieb nur noch das Mittel der Gewalt, um die eigene Macht zu sichern: Mit Hilfe von Fürsten und Königen wurden die Katharer und ihre Anhänger in einem 20 Jahre (1209-1229) dauernden Vernichtungskrieg praktisch ausgelöscht. Der Papst kam zu dem Schluss, dass nur der Teufel die Ursache dieses Übels sein könne: Satan sei in die Abtrünnigen gefahren und hätte ihnen geholfen, ihre ketzerische Ansichten zu verbreiten – mit der Hilfe von Hexen und Magiern. Wollte die Kirche ihre Macht erhalten, mussten diese also ebenfalls eliminiert werden. So kam es zur Inquisition.
Die päpstliche Inquisition
Im Jahre 1232 gründete Papst Gregor IX. eine zentrale Kirchenbehörde, die den rechten Glauben verteidigen sollte: die päpstliche Inquisition (von lateinisch inquisitio = Untersuchung, Erforschung). Von jetzt an musste es nicht mehr eine offizielle Anklage wegen Hexerei geben, sondern „Glaubensrichter“ konnten nach eigenem Gutdünken nach Ketzern fahnden. Alle Christen waren verpflichtet, jeden Verdächtigen anzuzeigen. Beim nachfolgenden Verfahren gab es keine Verteidigung, der ganze Prozess verlief unter strengster Geheimhaltung. Die Inquisitoren führten die Verhandlung und waren Richter und Ankläger zugleich. Ihre Urteile waren endgültig und ließen keine Berufung zu.
1252 wurde mit päpstlicher Erlaubnis außerdem die Folter bei Hexenprozessen zugelassen. Das hatte zur Folge, dass die dadurch erpressten Aussagen als Beweis für Hexerei galten. Glaubte man doch, dass der Teufel die Menschen nicht nur vom rechten Glauben abhielt, sondern ihnen als Gegenleistung dafür übernatürliche und schwarzmagische Fähigkeiten schenkte. Hexerei und Ketzerei waren damit in den Augen der Kirche untrennbar verbunden. Die Jagd auf Hexen und Magier begann.
Der „klassische Hexereibegriff“ (seit etwa 1430) wird durch vier Elemente bestimmt:
den Teufelsbund: Die Hexen schließen einen Bund, einen Pakt mit dem Teufel und verschwören sich damit gegen Gott.
die Teufelsbuhlschaft: Die Hexen besiegeln diesen Pakt durch einen Geschlechtsakt mit dem Teufel, ihrem Buhlen.
den Hexensabbat: Die Hexen fliegen zum Hexentanz an einen bestimmten Ort, etwa den Blocksberg, den Hörselberg etc. und huldigen dort gemeinsam ihrem Meister, dem Teufel.
den Schadenzauber: Die Hexen richten durch einen Zauber in Teufels Namen Schaden an Mensch und Vieh an.
Der Beginn der Hexenprozesse: 1230-1484
Thomas von Aquin (1225-1275) war der wohl einflussreichste Gottesgelehrte des Mittelalters. Er galt als „Fürst der Wissenschaft“. Umso verhängnisvoller waren seine Vorstellungen von der Macht der Hexen, die auch er als Diener des Teufels brandmarkte. Papst und römische Kirche begrüßten seine Überzeugungen, sie flossen in die offizielle Lehre mit ein: Der Hexenbegriff wurde immer mehr an den Teufelsglauben gekoppelt. Christliche Hexenbücher erschienen, die zunächst dem Kampf gegen den Höllenfürsten galten, deren Ziel jedoch die Vernichtung der Hexerei war.
Von Historikern wird das Jahr 1484 als Beginn der großen Hexenverfolgungen angesehen. In diesem Jahr veröffentlichten zwei dominikanische Mönche, Jakob Sprenger (1436-1495)und Heinrich Institoris Kramer (1430-1505), das Buch Malleus Malleficarum , den berüchtigten „Hexenhammer.“ Dieses Werk war praktisch ein Handbuch für Hexenjäger. Die beiden Mönche benutzten die päpstliche Bulle De Summis Desiderantibus (die allerdings lediglich zur Verfolgung von Ketzern aufrief und Hexen nicht erwähnte) als Vorwort zum Hexenhammer und verbreiteten ihr Werk fast in ganz Mitteleuropa. Es wurde in 200 Jahren 29mal neu aufgelegt und war die exakte Gebrauchsanweisung der katholischen Kirche für die bis ins 18. Jahrhundert hinein reichende Hexenjagd in Europa, und sogar in Amerika kam es dazu. Bekannt sind die Geschehnisse in der Stadt Salem in Massachusetts: 1692 wurden hier 20 Frauen als Hexen verbrannt.
Malleus Malleficarum : der Hexenhammer
Der Hexenhammer wurde zum ersten Mal 1487 in Straßburg gedruckt und fand danach weite Verbreitung. Er besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil versuchen die Autoren die Existenz (und Boshaftigkeit) der Hexen zu beweisen. Der zweite und dritte Teil bestehen aus einem Katalog von Fragen, die während des Verhörs zu stellen sind sowie dem Protokolls des Verhörs. Der Hexenhammer schreibt den
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