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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Pratt
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Umhang hatte sie aus einem Gebrauchtwarenladen, aber sie beließ es dabei. Sie ließ sich in einen viel zu weich gepolsterten Sessel neben der Minibar sinken und schlug die Beine übereinander. »Und jetzt warten wir.«

    Rondeau sah sie an, dann blickte er auf die nicht existente Uhr an seinem Handgelenk, dann wieder zu Marla. »Es ist noch nicht mal sieben Uhr, und diese Party fängt erst um zehn an. Willst du etwa drei Stunden lang nur rumsitzen?«
    Marla legte die Stirn in Falten. »Es gibt einen Fitnessraum hier im Hotel, aber der ist so … aufpoliert.« Marla trainierte normalerweise in einem Box-Club. Die Sandsäcke dort waren mit Klebeband zusammengeflickt, die Wände mit grauer Industriefarbe gestrichen, die Luft war stickig und roch nach Schweiß. »Ich könnte ein bisschen Training gebrauchen, aber ich habe da drinnen eine Frau in einem Catsuit gesehen. Wenn die sich mit mir über ihren Körperfettanteil unterhalten will, dann könnte ich etwas tun, das ich danach vielleicht bereue.«
    »Ich habe nicht gemeint, dass du trainieren gehen sollst, Marla.«
    »Was denn dann? Wir haben schon gegessen. Du kannst nicht schon wieder Hunger haben, und falls doch, es gibt hier auch Zimmerservice.« Marla hielt nichts von Zimmerservice. Er war viel zu teuer, und sie kam sich jedes Mal vor wie ein Arschloch, wenn sie etwas bestellte. Aber es war besser, als sich Rondeaus Gejammer anzuhören.
    »Ich hab’ auch keinen Hunger. Aber ich habe noch nie unsere Stadt verlassen. Verstehst du, was das heißt? Ich bin auf der Straße aufgewachsen, dann habe ich den Nachtclub übernommen und seitdem mein ganzes Leben lang nur gearbeitet. Heute war ich zum ersten Mal in meinem Leben in einem Flugzeug. Und jetzt sind wir hier, das Juwel der Westküste liegt vor unseren Füßen, und ich möchte ein bisschen herumspazieren, den Abend genießen, mir
Sachen anschauen, Sauerteigbrot essen und mit der Straßenbahn fahren, verstehst du?«
    »Dann geh doch.«
    »Komm mit!«
    Marla seufzte. »Ich bin eigentlich hier, um zu arbeiten.« Rondeau grinste. »Dann nenn’ es eben Erkundungstour, wenn es dir damit besser geht. Du hast mir mal erzählt, als du neu in unsere Stadt gezogen bist, hättest du zwei Wochen lang nichts anderes gemacht, als herumzulaufen, um ein Gefühl für die Grenzen und die Ordnung der Stadt zu bekommen, Fluchtwege ausfindig zu machen und eine Straßenkarte in deinem Kopf abzuspeichern. Warum nicht hier das Gleiche tun?«
    »Ich habe nicht vor, hier zu leben. Oder auch nur länger zu bleiben.«
    »Aber stell dir mal vor, die Sache mit Finch geht heute Nacht spektakulär schief, und wir müssen länger hierbleiben, um diesen Job zu erledigen. Dann wäre es doch gut, so etwas wie ein Gefühl für diesen Ort zu haben, glaubst du nicht?«
    Marla wippte mit dem Fuß. Zugegeben, wenn sie einfach hier sitzen blieb, würde sie wahrscheinlich einen Lagerkoller kriegen. »Also gut, gehen wir.«
    Rondeau rieb sich die Hände. »Es ist noch gar nicht mal so spät, zu spät zwar, um nach Alcatraz zu fahren oder für eine Straßenbahntour, aber vielleicht schauen wir uns einfach Fisherman’s Wharf an oder …«
    »Lass uns einfach die Treppe runter und auf die Straße gehen. Mal sehen, wohin sie uns führt.«
    Rondeau seufzte. »Solange wir nicht in irgendeinem Scheißloch landen.« Er zog sich einen schwarzen Leinenanzug
an, dazu ein schwarzes Hemd, und erklärte sich bereit zum Abmarsch.
    Draußen auf der gut beleuchteten Straße ging Marla voller Vertrauen in irgendeine Richtung los. »Langsam, Marla«, sagte Rondeau. »Oder musst du irgendwohin?«
    Sie wurde langsamer, hielt an und seufzte. »Ich bin nicht gut im Städtebummeln, Rondeau. Vielleicht sollten wir gleich versuchen, Finch zu finden. Es aus jemandem herausprügeln.« Jede Stunde, die verging, nagte an ihr. Sie hatte auf jeden Fall noch einen Tag, bis Susans Zauber so weit war, vielleicht sogar noch länger, da Hamil versuchte, Kontakt mit ihr aufzunehmen und ihre Vorbereitungen zu stören. Aber sicher konnte sie sich da nicht sein.
    Rondeau verdrehte die Augen. »Wir wissen, wo wir Finch finden, und es sind nur noch drei Stunden. Kaum genug Zeit, um etwas aus jemandem herauszukriegen, selbst wenn wir wüssten, wen wir verprügeln müssen. Ein bisschen Geduld wird dich nicht umbringen. Ich weiß was, lass mich vorangehen.«
    Marla zuckte die Achseln, dann nickte sie. Rondeau grinste. »Okay, da lang. Union Square ist eine große Geschäftsmeile, soweit ich

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