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Hexenzorn

Titel: Hexenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Pratt
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das nicht mit Absicht gemacht, Marla. Was auch immer ich war, es war meine Natur, das ist alles, und ich hatte nichts Schlimmeres im Sinn als … ein Virus. Dieser alte Zauberer, er hat ihr Leben mit voller Absicht gestohlen, und ich weiß, dass so was einige Vorbereitung und Planung braucht. Du erklärst mir ständig, dass der Körper der Geist ist , dass die Dualität Körper-Geist nichts als Humbug ist, dass es keinen Geist gibt, der den Körper belebt, nur eine Geist-Körper-Einheit. Das ist der Grund, warum echte Geister so gewalttätig und durchgeknallt sind und warum sie ständig wiederkommen, oder etwa nicht? Weil sie nur ein kaputter Teil eines toten Ganzen sind, ein Bruchstück, das zurückgeblieben ist, als das echte Selbst verschwand. Aber dieser alte Hexenmeister hat aus seinem Geist etwas Unabhängiges gemacht, etwas, das eigenständig existiert, und er hat einen Körper gestohlen, mit böswilliger Absicht und so. Das ist krank. So was würde ich nie tun.«
    Marla war überrascht. Rondeau regte sich selten so auf. Er war loyal, amüsant und ein bisschen unberechenbar, aber Schuldgefühle passten nicht zu ihm. Wenn er sich jedoch
ernsthaft unterhalten wollte, sollte es Marla recht sein. »Gut, okay. Du hast den Körper des Kindes nicht aus Kalkül übernommen. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass du dich jemals deswegen schlecht gefühlt oder auch nur das geringste bisschen Interesse daran gezeigt hättest, was aus dem Bewusstsein des Jungen geworden ist, nachdem du es vertrieben oder überschrieben hast oder was auch immer. Du bist jetzt ziemlich außer dir, aber du hattest noch nie ein schlechtes Gewissen deswegen, ob es nun ein Unfall war oder nicht.«
    Rondeau vergrub die Hände tief in den Taschen und ließ die Schultern nach vorne sinken. »Du weißt nicht über alles Bescheid, was ich denke und fühle, Marla. Es ist nicht leicht, so etwas ausgerechnet mit dir zu besprechen. Und als ich darüber nachgedacht habe, wie dieser Schülerin der Körper gestohlen wurde, musste ich daran denken, wie ich diesen Körper hier gestohlen habe; daran, was ich getan habe, was ich bin. Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen deswegen. Was wahrscheinlich auch der Grund ist, warum ich der Schülerin helfen will, ihren Körper wiederzubekommen, wenn ich das kann. Damit es mir besser geht. Es ist also kein Altruismus. Aber kannst du mir jetzt helfen oder nicht?«
    Marla zögerte, dann schüttelte sie den Kopf. »Tut mir leid, Rondeau. Es wäre zu schwierig. Du brauchst sowohl die Schülerin als auch den Zauberer dazu, und du müsstest im Prinzip das Gleiche wiederholen, was der alte Mann gemacht hat. Und ich bezweifle, dass du das tun könntest, wenn er bei Bewusstsein ist, denn ich glaube nicht, dass er einverstanden wäre. Und selbst wenn … es ist möglich, aber Seelen sind nicht dafür gemacht, ständig verpflanzt zu werden, verstehst du? Es verschleißt sie. Erinnerst du dich
an Todd Sweeney, wie er von Körper zu Körper gesprungen ist? Das waren zwar seine eigenen Homunkuli, aber trotzdem gab es Verschleiß. Er wurde immer amoralischer und verrückter, und wenn er mit diesem Herumgespringe nicht aufgehört hätte, wäre irgendwann überhaupt nichts Menschliches mehr an ihm geblieben.«
    »Nur noch einmal, Marla. Jetzt komm schon! Wär’ das so schlimm?«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber ich muss diesen Grenzstein bekommen und dann schleunigst zurück nach Hause. In ein oder zwei Tagen wird Susan etwas ziemlich Fieses machen. Hamil wird versuchen, es hinauszuzögern, aber ich habe höchstens noch zwei Tage, und ich darf diese Chance nicht verpassen. Ich habe keine Lust, mich mit dem Boss von Chinatown anzulegen, nicht, wenn ich mich um so viel anderes kümmern muss. Wenn die Sache mit Susan vorbei ist und es dir immer noch wichtig ist, dann bringe ich dich mit jemandem zusammen, der dir beibringen kann, wie man Seelen vertauscht. Und mit ein paar Freischaffenden, die dir bei der Drecksarbeit behilflich sind, okay? Im Moment habe ich einfach schon zu viel zu tun.«
    Rondeau nickte. Er sah nicht gerade glücklich aus, aber für den Moment schien er zumindest zufrieden. »Ich komme darauf zurück, wenn die Sache mit Susan vorbei ist. Ich mein’s ernst.«
    Marla legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Abgemacht.« Rondeau hatte noch nie viel Interesse daran gezeigt, das Richtige zu tun, er war eine der egozentrischsten Persönlichkeiten, die sie kannte - wenn auch seine Loyalität echt war -, und für Marla kam

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