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Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers

Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers

Titel: Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dem Wagen sprang. Die Hitze war nicht so schlimm, wie er befürchtet hatte, denn sie befanden sich nicht mehr in freiem Gelände, sondern im Schutz eines, wenn auch sehr kleinen und lichten, Waldstückes, dessen Bäume sich wie ein lebendes grünes Dach über dem schmalen Weg vereinigten, so dass sich der Tag in ein grüngolden gemustertes Schattenspiel verwandelt hatte. Tatsächlich war es drinnen im Wagen weitaus drückender und heißer gewesen als jetzt hier.
    Andara schloss pedantisch die Tür hinter sich, machte einen Schritt und bemerkte erst jetzt, dass seine Schuhe bis über die Sohlen in den weichen Morast eingesunken waren, in den sich der Weg hier verwandelt hatte. Verwirrt blieb er abermals stehen, ging in die Hocke und stocherte mit der Spitze seines Spazierstockes im Boden. Der Stock, unter dessen poliertem Ebenholz sich die tödliche Klinge eines Degens verbarg, stieß kaum auf nennenswerten Widerstand. Der Weg schien aufgeweicht wie nach einem wochenlangem Regen. Einen Moment lang zerbrach sich Andara den Kopf über diesen an sich unmöglichen Umstand, dann seufzte er, stand wieder auf und ging um den Wagen herum, wo er den Kutscher fluchen hörte.
    Der Mann hockte mit zornesrotem Gesicht neben dem Wagen und zerrte an irgend etwas, als er neben ihn trat. Seine Hosen waren bis über die Knie hinauf mit Schlamm bespritzt, und auch auf seinen Ellbogen und Schultern glitzerten braunschwarze feuchte Flecken. Er musste gestürzt sein, als er vom Wagen sprang und in dem feuchten Morast ausglitt.
    »Was ist geschehen?«, fragte Andara. »Ein Schlagloch?«
    Der Kutscher fuhr auf, starrte Andara einen Moment lang fast zornig an und schüttelte schließlich den Kopf. »Wir sitzen fest«, sagte er, ohne direkt auf seine Frage zu antworten. »Und jetzt fragen Sie mich bitte nicht, wo zum Teufel dieses Wasser herkommt. Ich weiß es nicht.« Er fluchte erneut, beugte sich wieder vor und zerrte mit beiden Händen an etwas Dunklem, vor Nässe Glänzendem, in dem sich das Rad verfangen hatte.
    Auch Andara beugte sich vor und blickte stirnrunzelnd auf das Phänomen herab. Es waren Wurzeln: dünne, graubraune Stränge, dick mit schlammigem Erdreich verkrustet und ineinander verwachsen. Mit der Beharrlichkeit von Pflanzen hatten sie die Straße an dieser Stelle gesprengt und sich mit anderen vereinigt, die vom Wegrand herbeigewachsen waren. Das Rad hatte einen Teil der Masse durch sein pures Gewicht zerquetscht, aber die dünnen zähen Ranken hatten sich in den Speichen verfangen und hielten sie fest wie eine vielfingrige, verknorpelte Hand. Prüfend zerrte er an einer der Ranken, aber es gelang ihm nicht einmal, sie zu lockern, geschweige denn zu zerreißen.
    Der Kutscher murmelte sich irgend etwas in den Bart – vermutlich einen Fluch – zauberte ein Taschenmesser hervor und begann mit verbissener Wut an den Ranken herumzusäbeln. Mit äußerst mäßigem Erfolg. »Verdammt noch mal, was ist das für ein Zeug?«, fluchte er. »Das muss irgend so ein Scheiß Pflanzenkram sein.« Er fluchte erneut, griff nach dem angeschnittenen Wurzelstrang und zerrte mit aller Kraft daran. Andara sah, wie sich sein Gesicht vor Anstrengung verzerrte. Die Nähte seiner betagten Wildlederjacke ächzten bedrohlich.
    Das Holz riss mit einem peitschenden Knall. Der Kutscher verlor durch den plötzlichen Ruck das Gleichgewicht, ruderte einen Moment hilflos mit den Armen und fiel hintenüber in den Morast.
    Andara beugte sich vor, half ihm auf die Füße und nahm ihm wortlos das Messer ab. Während der Kutscher ebenso wütend wie vergeblich versuchte, seine Kleider von Schlamm und Morast zu reinigen, säbelte er weiter an der seltsamen Pflanzenmasse herum.
    Es war beinahe aussichtslos. Die einzelnen Wurzeln waren kaum stärker als sein kleiner Finger, einige gar nur fein wie Haar, aber es waren unglaublich viele. Mit dem winzigen Taschenmesser würde er eine Stunde brauchen, um das Rad zu befreien. Es war ihm ein Rätsel, wie sich der Wagen in so kurzer Zeit derart gründlich hatte festfahren können. Es sah beinahe so aus, als wäre das Wurzelgeflecht um das Rad herum gewachsen.
    Nach einer Weile begannen seine Muskeln vor Anstrengung zu schmerzen. Er stand auf, ließ sich vom Kutscher ablösen und bewegte Arme und Schultern, um seine verspannten Muskeln wieder zu lockern. Eines der Pferde begann nervös auf der Stelle zu treten und zu wiehern.
    »Was ist mit den Tieren?«, fragte der Kutscher, während er weiter mit seinem Messer in der

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