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Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers

Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers

Titel: Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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da. Die Pferde waren bis über die Fesseln im Boden versunken. Ihr Kreischen hörte sich an wie das Schreien sterbender Kinder.
    »Die Pferde!«, schrie er. »Ich muss die Pferde holen!«
    »Um Gottes willen – tun Sie es nicht!«, schrie Andara. Verzweifelt warf er sich herum und griff nach seinem Arm, aber seine Finger glitten am feuchten Leder der zerfransten Jacke ab. Er strauchelte, verlor das Gleichgewicht und fiel, konnte sich aber mit letzter Kraft noch herumwerfen, um wenigstens nicht in den Sumpf zu stürzen. Hastig robbte er ein Stück vom Rand des sabbernden Sumpfes fort, sprang hoch und verfolgte hilflos, was weiter geschah.
    Es ging ganz schnell. Alles in allem dauerte es vielleicht nicht einmal eine Minute; aber Andara sah alles mit jener übernatürlich brutalen Deutlichkeit, mit der menschliche Sinne manchmal in Extremsituationen arbeiten.
    Der Kutscher hatte den Wagen fast erreicht. Seine Füße sanken bei jedem Schritt bis weit über die Knöchel in den brodelnden Sumpf ein, aber die Angst schien ihm übermenschliche Kräfte zu verleihen. Schreiend rannte er auf den Wagen zu, erreichte das Rad, das jetzt bis weit über die Nabe eingesunken war, und wandte sich nach links, den tobenden Pferden zu.
    Er erreichte sie nie.
    Vor seinen Füßen spritzte der Boden auseinander. Es war wie eine lautlose Explosion, ein zischender Geysir klebriger Schwärze, die zwei, drei Manneslängen weit in die Höhe schoss und den Kutscher, den Wagen und die Tiere mit schwarzem Schleim überschüttete. Etwas Schwarzes brach aus der Erde, dünn und zitternd und so schnell und tödlich wie eine Peitschenschnur aus verdrilltem Eisen, wickelte sich um seinen Hals und trennte mit einer blitzschnellen Bewegung seinen Kopf von den Schultern. Der verstümmelte Torso machte noch einen Schritt, wie ein Huhn, das vom Hackklotz floh und noch nicht begriffen hatte, dass es tot war, erstarrte dann mitten in der Bewegung und fiel stocksteif nach vorne. Der Boden verschlang ihn mit einem schmatzenden Geräusch.
    Aber es war noch nicht vorbei. Das Kreischen der Pferde steigerte sich zu Tönen des Irrsinns, als auch zwischen ihnen der Boden zu zischendem Leben erwachte und dünne Schnüre wie schwarzglitzernde Nervenstränge erbrach. Diesmal waren es gleich Dutzende, die sich um ihre Beine und Hälse, ihre Leiber und Köpfe wickelten und zusammenzogen, mörderische Schlingen, unter deren Druck Fleisch und Knochen nachgaben, als wären es dünne tödliche Messer.
    Andara wich ein paar Schritte zurück, drehte sich mit einem Ruck herum und presste die Lider aufeinander. Er konnte die Augen schließen, aber die Ohren nicht, und er hörte und – schlimmer noch – wusste, was hinter ihm geschah, was diese entsetzlichen weichen Laute und das dumpfe Splittern und Brechen zu bedeuten hatte, und dass er versuchte, sich einzureden, es wäre das Holz und Eisen des Wagens, nutzten ihm gar nichts. Dann, ganz plötzlich, wurde es still. Nur ein ganz leises Gluckern und Fließen war noch zu hören; ein Geräusch, wie es ein großer Sumpf in einer stillen Sommernacht verursachen mochte, wenn das Wispern des Windes verstummt war. Mit klopfendem Herzen und so langsam, als geschähe die Bewegung eigentlich gegen seinen Willen, drehte sich Andara herum und öffnete die Augen.
    Der schwarze Morast hatte sich wieder beruhigt, nur dann und wann stiegen noch vereinzelte Blasen aus seiner Oberfläche, kräuselte eine träge Welle die schwarze Masse, bewegte sich etwas Dünnes, Schwarzes wie ein Wurm darin. Der Kutscher und die Pferde waren verschwunden, und der Wagen selbst mehr als zur Hälfte in den Boden eingesunken. Was davon noch sichtbar war, war fast zur Gänze in ein schwarzes Geflecht dünner glitzernder Fäden eingesponnen, in dem es ununterbrochen zuckte und bebte, als liefen schwarzgepanzerte Spinnen oder Käfer darin. Er sank weiter und würde bald ganz verschwunden sein, denn das Ding unter der Erde würde auch das Protein des Holzes und der Stoffbezüge nicht verschmähen, aber es hatte jetzt keine Eile mehr. Die rasende Wut, mit der es auf alles Lebende reagierte, die Gier, die es gepackt hatte, waren erloschen. Wenn es den Wagen verzehrt hatte, das wusste Andara, würde es seine Fühler nach den Wurzelsträngen des Waldes ausstrecken, würde Pilze und Moos und kleine Insekten verzehren und schließlich sogar die winzigen Lebewesen absorbieren, die nur unter dem Mikroskop eines Forschers sichtbar waren. Dann würde es sterben, so weit es jemals

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