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Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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weiteren, düsteren Korridor und erreichten schließlich nach einer weiteren Treppe das Dachgeschoss. Es gab kaum Licht, aber die Helligkeit reichte wenigstens aus, um zu sehen, dass von dem niedrigen Gang nur eine einzige Tür abzweigte.
    Howard hob warnend die Hand, legte den Zeigefinger über die Lippen und zog mit der anderen Hand den Revolver aus der Manteltasche. Auch Rowlf nahm seine Waffe zur Hand, nur ich zögerte noch. Normalerweise ist es ein beruhigendes Gefühl, in einer Situation wie dieser das Gewicht einer Waffe in der Hand zu haben – aber in diesem Moment spürte ich einfach, dass uns die Waffen nichts nutzen würden, absolut nichts. Nicht gegen die Gefahren, die hinter dieser Tür auf uns lauern mochten.
    »Bleib zurück«, flüsterte Howard. »Und pass auf!« Er ging in die Hocke, legte Hut, Stock und Mantel lautlos zu Boden und näherte sich geduckt der Tür.
    Sie ging auf, als er noch einen Schritt davon entfernt war. Howard blieb verblüfft stehen. Lautlos und wie von Geisterhand bewegt, schwang die Tür auf und gewährte uns einen Blick in den dahinterliegenden Raum.
    Oder das Etwas, in das er sich verwandelt hatte.
    Der Anblick war so bizarr wie erschreckend. Auf dem Boden brodelte Nebel, grüner, in einem unheimlichen inneren Schein leuchtender Nebel, von dem ein stechender Geruch ausging. Die Wände waren dick mit Eis verkrustet und unter den spitz zusammenlaufenden Dachbalken wehten graue, klebrige Schleier, die wie Spinnweben aussahen. Die Luft im Inneren des Zimmers pulsierte in dem gleichen grünlichen Schein, der auch den Nebel erfüllte, und die wenigen Möbelstücke, mit denen das Zimmer eingerichtet war, waren ausnahmslos unter einem dicken Panzer aus milchigem Eis verschwunden. Ein Hauch unglaublicher Kälte wehte zu uns heraus.
    Aber ich nahm von all dem kaum etwas wahr. Mein Blick war wie hypnotisiert auf den runden Tisch unter dem Fenster gerichtet, der als einziges Möbelstück eisfrei geblieben war. Auf ihn und den Mann, der hoch aufgerichtet dahinter stand.
    »Treten Sie ein, Mister Lovecraft«, sagte er. Seine Stimme klang furchtbar – hell und gläsern und knarrend, als versuche ein Wesen aus Eis oder Glas zu sprechen. »Ich habe Sie erwartet.«
    Howard zögerte. Die Waffe in seiner Hand zitterte, senkte sich ein wenig und kam mit einem Ruck wieder hoch.
    »Stecken Sie Ihre Waffe weg, Lovecraft«, sage der Mann. »Sie wissen, dass sie nutzlos gegen mich ist.« Er trat um den Tisch herum und machte eine abgehackte einladende Bewegung. Ich sah, wie sich kleine Eisstückchen von seiner Haut lösten und lautlos in der brodelnden Nebelschicht auf dem Boden verschwanden. Wieso lebte er noch?
    »Wer … wer sind Sie?«, fragte Howard stockend.
    »Wer ich bin?« Das Gesicht des Mannes blieb ausdruckslos wie eine Maske, aber er lachte, ein Laut, der mir einen eisigen Schauer den Rücken herablaufen ließ. »Der, den Sie gesucht haben, Lovecraft. Sie und Ihr närrischer junger Freund. Ich bin Tremayn. Sie wollten doch zu mir. Oder war es das, was Sie gesucht haben?« Er trat ein weiteres Stück zur Seite und deutete mit einer dramatischen Geste auf den Tisch.
    Howard fuhr wie unter einem Peitschenhieb zusammen, als er das Buch sah. Es lag aufgeschlagen auf dem Tisch, ein mächtiger, in steinhart und schwarz gewordenes Schweinsleder gebundener Band. Der grüne Schein, der das Zimmer erfüllte, schien über den aufgeschlagenen Seiten besonders intensiv zu sein und trotz der großen Entfernung glaubte ich zu erkennen, dass sich die verschnörkelten Schriftzeichen auf dem gelben Pergament bewegten.
    Howard erwachte mit einem Keuchen aus seiner Erstarrung, trat mit drei, vier raschen Schritten in das Zimmer hinein und blieb stehen, als Tremayn ihm den Weg vertrat.
    »Ich würde Ihnen nicht raten es zu berühren«, sagte Tremayn leise. »Es wäre Ihr Tod, Lovecraft.«
    Howard starrte ihm für die Dauer eines Atemzuges fast hasserfüllt an. »Was … was haben Sie getan, Sie Narr?«, keuchte er.
    »Was ich tun musste.« Tremayn lachte leise. »Sie wissen es, Lovecraft. Sie wären nicht gekommen, wenn Sie es nicht wüssten. Aber es ist zu spät.« Er wandte den Kopf und blickte zu mir und Rowlf auf den Flur hinaus. »Treten Sie näher, meine Herren«, sagte er. »Keine Sorge – keinem von Ihnen wird etwas geschehen, wenn Sie vernünftig sind.«
    Alles in mir sträubte sich dagegen und eine Stimme flüsterte mir zu, dass es kompletter Wahnsinn war und ich die Beine in die Hand nehmen und

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