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Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sein. Also morgen früh. Was ist mit Ihrem ertrunkenen Freund? Wird man ihn suchen?«
    »Nicht so rasch«, antwortete Bensen. »Er bleibt oft tagelang weg. Jedenfalls wird bis morgen nicht auffallen, dass er weg ist.« Er stand auf, wartete bis Norris sich ebenfalls aus seinem Sessel hochgestemmt hatte und ging an Phillips vorbei zur Tür. »Dann bis morgen früh«, sagte er. »Wann?«
    »Bei Sonnenaufgang«, antwortete Phillips. »Am Hafen. Ich erwarte Sie.«
     
    Der Anfall kam warnungslos. Ich lag auf dem Bett, in das ich zurückgekehrt war, nachdem ich eine Viertelstunde vergeblich an der verschlossenen Tür gerüttelt und gezerrt und Howard aus Leibeskräften verflucht hatte, starrte wütend gegen die Decke und ersann und verwarf alle nur denkbaren Fluchtpläne – einer so aussichtslos und undurchführbar wie der andere.
    Innerlich kochte ich vor Zorn. Howard meinte es sicher nur gut mit mir und wahrscheinlich hatte er sogar Recht, und ich hatte mich von der Verletzung noch nicht halb so gut erholt, wie ich behauptete, aber verdammt noch mal, das gab ihm nicht das Recht, mich wie ein Kind zu behandeln. Ich war alt genug, um zu erfahren, was mit mir los war.
    Verärgert setzte ich mich auf, schlug die Decke zurück und öffnete die obersten Knöpfe meines Nachthemdes.
    Das Kaminfeuer hatte die Kälte vertrieben, und die Flammen verbreiteten wieder angenehme Wärme. Plötzlich spürte ich, wie heiß es doch im Zimmer war; unerträglich heiß. Und die Hitze stieg noch weiter, schnell, unglaublich schnell. Die Luft, die ich atmete, brannte wie geschmolzenes Blei in meiner Kehle und meine Haut schien in Flammen zu stehen. Mit einem verzweifelten, qualvollen Stöhnen stemmte ich mich hoch, taumelte zum Fenster und fiel gegen die geschlossene Scheibe. Meine Knie gaben unter dem Gewicht meines Körpers nach. Meine Finger glitten am Glas ab, tasteten kraftlos über den Rahmen und verloren den Halt. Ich fiel, prallte schmerzhaft auf den Boden auf und blieb keuchend liegen. Meine Fingernägel fuhren scharrend über den Fußboden, aber meine Arme hatten nicht mehr die Kraft, das Gewicht meines Körpers zu tragen, als ich mich hochstemmen wollte.
    Der Schmerz explodierte zwischen meinen Schläfen, heiß und grell wie eine Sonne, schickte dünne Linien aus geschmolzenem Feuer bis in den entferntesten Winkel meines Nervensystems und lähmte gleichzeitig meinen Körper. Ich wollte schreien, aber es ging nicht: Meine Stimmbänder gehorchten mir nicht mehr und mein Hals fühlte sich an, als wäre er aus Holz. Trotz der grausamen Schmerzen breitete sich eine Woge von Taubheit und Lähmung in meinem Körper aus, ich fühlte, wie meine Glieder eines nach dem anderen abstarben, hart und gefühllos und taub wurden, als ein furchtbarer, nicht enden wollender Krampf meinen Körper bis in die letzte Faser hinab peinigte.
    Ich weiß nicht, wie lange es dauerte – wahrscheinlich nur wenige Augenblicke, denn ich war nicht einmal in der Lage zu atmen, und wäre erstickt, hätte es länger gedauert, aber hinterher kam es mir vor, als hätte ich stundenlang dagelegen, starr und gelähmt und stumm, gebadet in ein Meer unerträglicher Schmerzen und Qual.
    Als es vorbei war, war ich fast zu schwach, um zu atmen. Der Druck ließ mit einem plötzlichen Ruck nach: Die Stahlfedern, die sich um meinen Körper zusammengezogen hatten, entspannten sich, der Schmerz erlosch und ich konnte wieder atmen.
    Mühsam setzte ich mich auf, lehnte mich gegen die Wand unter dem Fenster und atmete tief und beinahe gierig ein. Meine Glieder zitterten und hinter meiner Stirn schien etwas Graues, Form- und Körperloses zu brodeln. Ich stöhnte, hob die Hand und fühlte frisches warmes Blut an meiner Stirn. Die Wunde war wieder aufgeplatzt, als ich gefallen war.
    Es dauerte lange, bis ich wieder fähig war, einen einigermaßen klaren Gedanken zu fassen. Was war das gewesen? Der Schmerz war unvorstellbar gewesen, aber er war mit nichts zu vergleichen, was ich jemals zuvor erlebt hatte. Es war, als … ja, als versuche eine unsichtbare Kraft, jede einzelne Faser meines Körpers von innen heraus zu zerreißen und in eine andere, neue Form zu pressen. Für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl gehabt, aus meinem eigenen Körper herausgerissen zu werden.
    Ich stöhnte erneut. Der Laut klang fremd in meinen eigenen Ohren. Es war meine Stimme, natürlich, und trotzdem erschien sie mir für einen Moment fremd, fremd und beinahe abstoßend. Ich schwitzte, aber gleichzeitig

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