Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit
schnappte Phillips. »Was verlangen Sie?«
»Das hört sich schon vernünftiger an«, sagte Bensen böse. »Es wäre doch zu schade, wenn statt uns beiden in einer Stunde zwei Polizisten hier wären und eine Menge unangenehmer Fragen stellen, nicht?«
»Was wollen Sie?«, fragte Phillips ungeduldig. »Wenn Sie Geld wollen, dann stellen Sie Ihre Forderungen. Aber übertreiben Sie es nicht – ich habe nichts zu verbergen, und auch nicht so viel zu verlieren, wie Sie zu glauben scheinen. Wenn ich überhaupt mit Ihnen rede, dann nur, weil ich keine Zeit habe, mich unter Umständen Tage oder Wochen mit den Behörden herumzuschlagen. Wieviel verlangen Sie?« Er legte seinen Stock auf den Tisch, griff mit der Linken unter die Jacke und förderte eine prall gefüllte Brieftasche zu Tage.
Aber Bensen winkte ab, als er sie aufklappte und damit beginnen wollte, Zehn-Pfund-Noten vor ihm auf den Tisch zu blättern. »Behalten Sie Ihr Geld, Mister Phillips«, sagte er. »Wenigstens vorläufig. Ich weiß noch nicht, wieviel ich verlange.«
Phillips Augen wurden schmal. Langsam klappte er die Brieftasche wieder zu, steckte sie ein und nahm sein Spazierstöckchen auf. »Wie meinen Sie das?«
»Ich weiß es nicht«, wiederholte Bensen. »Das heißt, ich weiß es schon – aber ich weiß noch nicht, wie hoch die Summe ausfällt. Wie viele sind Sie? Drei, nicht wahr?«
»Was hat das damit zu tun?«, fragte Phillips.
»Sie selbst«, zählte Bensen ungerührt auf, »dieser Junge, der seit einer Woche sein Zimmer nicht mehr verlassen hat, und das Kraftpaket mit dem Schweinegesicht. Berichtigen Sie mich, wenn ich jemanden vergessen habe.«
»Sie … sind gut informiert«, sagte Phillips steif.
»Ich habe mich erkundigt«, nickte Bensen. »Nur so, vorsichtshalber. Ich weiß auch, dass Ihr wirklicher Name nicht Phillips ist – aber das spielt gar keine Rolle. Mein Vorschlag ist ganz einfach: Wir teilen gerecht. Norris und ich bekommen jeder einen Anteil, genau wie Sie und die beiden anderen. Es geht durch fünf, statt durch drei.«
Phillips schüttelte den Kopf. Sein Mund war zu einem schmalen Strich zusammengepresst, und Bensen konnte direkt sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. »Sie müssen völlig verrückt sein«, sagte er schließlich. »Auf dem Schiff ist weder Gold noch irgendein anderer Schatz. Nur eine Kiste mit Papieren.«
»Oh, wir leben in einer komischen Zeit«, erwiderte Bensen grinsend. »Heute ist Papier manchmal mehr wert als Gold und Edelsteine. Also, was ist?«
Phillips überlegte fast eine Minute lang. Dann nickte er. Bensen atmete innerlich auf. Für einen Moment hatte er beinahe befürchtet, seine Forderungen überzogen zu haben.
»In Ordnung«, sagte Phillips. »Wenn Sie und Ihr Freund uns helfen, die Kiste zu bergen, bezahle ich, was Sie verlangn. Kennen Sie sich an der Küste aus?«
»Ich gehe da nicht noch einmal runter«, sagte Norris, noch bevor Bensen Gelegenheit hatte zu antworten. »Keine zehn Pferde kriegen mich auch nur noch in die Nähe dieser Stelle.«
»Es ist völlig ungefährlich, solange ich bei Ihnen bin«, erwiderte Phillip kalt. »Ihr Freund ist ertrunken, weil er die Gefahr nicht kannte. Wäre ich dabei gewesen, wäre niemandem etwas passiert. Und für so viel Geld, wie Sie verlangen, kann ich eine gewisse Gegenleistung erwarten. Also?«
Norris wollte erneut widersprechen, aber Bensen brachte ihn mit einen raschen, warnenden Blick zum Schweigen. Er war kein großer Menschenkenner, aber er spürte, dass Phillips diesmal nicht nachgeben würde. »Sie … gehen selbst mit runter?«, fragte er.
Phillips nickte. »Ich und Rowlf – das ›Schweinegesicht‹, wie Sie ihn genannt haben. Übrigens würde ich Ihnen nicht raten, so etwas in seiner Gegenwart zu sagen. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Ja. Ich habe ein Boot bereit stellen lassen, schon vor meiner Ankunft. Es liegt im Hafen und an Bord befindet sich die modernste und beste Ausrüstung, die für Geld zu bekommen ist. Eine Taucherglocke, Helme und Luftschläuche – alles. Ich bin kein geübter Taucher, aber man hat mir gesagt, dass mit dieser Ausrüstung jeder Trottel tauchen könnte. Wenn das Schiff wirklich dort liegt, wo Sie es beschrieben haben, komme ich mit. Und Sie auch. Beide.«
Diesmal widersprach Norris nicht mehr, und nach einer Weile nickte auch Bensen. »Und wann?«, fragte er.
»So schnell wie möglich«, antwortete Phillips. »Am liebsten heute noch, aber das wird wohl durch den Sturm nicht möglich
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