Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit
die Arme.
»Trag ihn ins Bett«, sagte Howard leise. »Aber sei vorsichtig. Es geht schneller, als ich gefürchtet habe.«
Ich verstand nicht, was er meinte, aber ich war ohnehin kaum fähig zu denken. Alles, was ich fühlte, war Angst, panische Angst. Angst, dass ich verrückt werden könnte, aber vielleicht auch Angst, dass alles, was ich erlebt hatte, Wirklichkeit gewesen sein könnte. Ich wusste nicht, was schlimmer war.
Rowlf trug mich behutsam zum Bett zurück, legte mich hin und breitete die Decke über mir aus, als wäre ich ein krankes Kind. »Alles in Ordnung?«, nuschelte er. Er versuchte zu lächeln, aber mit einem blaugeschlagenen Auge gelang ihm das nicht ganz.
»Was … was war das, Howard?«, flüsterte ich. »Mein Gott, was … was war das?« Trotz meiner Schwäche stemmte ich mich noch einmal hoch und starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an.
Howard beugte sich über mich, drückte mich mit sanfter Gewalt zurück und tauschte einen langen, besorgten Blick mit Rowlf. »Nichts«, sagte er dann. »Nichts, worüber du dir Sorgen zu machen bräuchtest. Ein Traum.«
»Das war kein Traum!«, widersprach ich. »Das war … mein Gott … das … das Zimmer hat sich verändert und …«
»Es war nicht wirklich«, sagte Howard noch einmal, und diesmal war in seiner Stimme ein neuer, beinahe befehlender Klang. »Reiß dich zusammen, Robert, bitte. Was du erlebt hast, war nur eine Illusion. Es war nicht real. Jedenfalls … noch nicht.«
»Noch nicht?«, wiederholte ich erschrocken. »Was … was bedeutet das?«
»Ich weiß es nicht, Robert«, antwortete Howard leise. »Wirklich nicht. Ich habe … einen Verdacht. Eigentlich nicht mehr als eine Ahnung.«
»Dann sag ihn mir!«
»Nein«, sagte Howard. »Es ist noch zu früh, um darüber zu reden. Morgen um diese Zeit wissen wir vielleicht mehr.«
»Verdammt, es ist mein Leben, das hier auf dem Spiel steht!«, brüllte ich. »Ich habe doch wohl ein Recht, zu erfahren, was …«
Jemand klopfte an die Tür. Howard sprang auf, gebot mir mit einer hastigen Geste zu schweigen, und durchquerte rasch das Zimmer. Die Störung kam gerade im richtigen Augenblick. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich vermutet, dass Howard sie bestellt hatte.
Es war der Hotelportier. Ich erkannte das fuchsgesichtige kleine Männchen sofort wieder, obwohl ich ihn nur einmal kurz gesehen hatte, an dem Tag, an dem wir einzogen. Er schob die Tür, die Howard nur einen Spaltbreit geöffnet hatte, mit der Hand weiter auf und machte Anstalten unaufgefordert ins Zimmer zu treten, aber Howard verstellte ihm rasch den Weg.
»Ja?«, fragte er.
»Ich … hörte Schreie, Mister Phillips«, sagte der Portier. »Und Lärm. Es hörte sich beinahe wie eine Schlägerei an.« Er stellte sich auf die Zehenspitzen, um über Howards Schulter hinweg ins Zimmer sehen zu können. Sein Blick blieb für einen Moment auf Rowlfs Gesicht und seinem immer dunkler werdenden Auge hängen.
»Es war nichts«, sagte Howard rasch. »Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, aber -«
»Nach nichts«, unterbrach ihn der Portier spitz, »hörte sich das aber nicht an.«
Howard seufzte. »Mein Neffe hat einen Anfall gehabt«, sagte er. »Aber es ist alles wieder in bester Ordnung.«
»Einen Anfall?« Augenscheinlich war Howards Ausrede nicht die Klügste gewesen, denn der Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes wurde noch lauernder. »Verstehen Sie mich nicht falsch, Mister Phillips«, sagte er. »Aber unser Hotel ist auf seinen guten Ruf angewiesen. Wenn Ihr Neffe krank ist, dann sollten Sie ihn zu einem Arzt bringen, oder …«
Howard öffnete seufzend seine Brieftasche, klaubte eine Zehn-Pfund-Note hervor und steckte sie dem Portier zusammengefaltet in die Westentasche. Der Mann verstummte abrupt.
»Sind sonst noch Fragen?«, fragte Howard leise.
»Ich … nein, Sir«, antwortete der Mann. »Wenn Ihr Neffe einen Arzt braucht, so …«
»Dann rufe ich Sie«, versprach Howard. »Ganz bestimmt. Und jetzt entschuldigen Sie bitte nochmals die Störung. Es wird nicht wieder vorkommen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, drückte er die Tür ins Schloss, lehnte sich seufzend dagegen und schloss für ein paar Sekunden die Augen.
»Was war das, Howard?«, fragte ich leise.
»Das?« Howard lächelte. »Der Portier. Ein geldgieriger Mann, zu unserem Glück, aber …« Er verstummte abrupt, als er meinem Blick begegnete. Sein Lächeln erlosch und ich sah plötzlich wieder, wie müde und erschöpft er war. »In
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