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Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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diesen Schiffswracks schwimmt doch immer alles mögliche Zeugs rum.«
    »Vielleicht war es aber auch ganz anders«, widersprach Norris. »Außerdem interessiert es mich gar nicht, was ihn umgebracht hat. Er ist tot, Lennard, und das allein zählt. Wir … wir müssen zur Polizei.«
    Bensen griff nach seinem Glas, trank einen mächtigen Schluck und wischte sich mit dem Handrücken den Schaum von den Lippen. »Tut dir sonst noch was weh?«, fragte er ruhig. »Du hast doch gesehen, wie dieser Spinner reagiert hat. Ich sage dir, Junge, da ist eine Menge Geld für uns drin – mehr als lumpige hundertfünfzig Pfund.« Er stellte sein Glas ab und beugte sich erregt vor. »Fred, überleg doch! Mahoney wird nicht wieder lebendig, wenn wir jetzt zur Polizei gehen und alles melden, aber uns geht vielleicht eine Menge Geld durch die Lappen. Es war ein Unfall. Uns trifft keine Schuld.«
    Norris war noch nicht überzeugt. »Sie werden rauskriegen, dass wir die letzten waren, die ihn gesehen haben«, sagte er. »Und -«
    »Und wenn?«, unterbrach ihn Bensen und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wenn wir zusammenhalten und beide das gleiche aussagen, passiert uns nichts. Verdammt, Fred, sei vernünftig. Dieser Phillips stinkt vor Geld und wenn wir es geschickt anfangen, können wir ihm einen hübschen Teil davon abknöpfen. Willst du den Rest deines Lebens hier in diesem Kaff verbringen und Treibholz sammeln? Wenn du die Nerven behältst, sind wir morgen um diese Zeit reich! Wir können hier weggehen, vielleicht sogar nach London. Du wolltest doch immer mal nach London, oder?«
    Norris stöhnte. Seine Hand, die das Bierglas gehoben hatte, zitterte. Er wankte, kippte plötzlich nach vorne und ließ das Glas los. Es fiel um, das Ale verteilte sich auf dem Tisch und tropfte über seinen Rand zu Boden. Aus Norris’ Mund drangen leise, stöhnende Laute.
    Bensen sprang mit einem Satz um den Tisch herum und fing ihn gerade noch rechtzeitig auf, ehe er vom Stuhl fallen konnte. Norris’ Körper bebte wie unter Schüttelfrost, aber seine Haut war heiß.
    »Verdammt, Junge, was hast du?«, fragte Bensen. »Was ist los mit dir?«
    Norris stöhnte. Speichel und weißer, übelriechender Schaum trat auf seine Lippen. »Mir ist … übel«, keuchte er. »Lennard, hilf … mir. Mir ist … so schlecht.«
    Bensen richtete ihn behutsam auf, ging vor ihm in die Hocke und legte eine Hand unter sein Kinn. Norris stöhnte lauter. Seine Kleider raschelten, bewegten sich, als zucke jeder einzelne Muskel in seinem Körper unkontrolliert und unabhängig von den anderen. »Lennard …«, stöhnte er. »Hilf … mir. Mir ist … so kalt. Ich … ich muss zu einem … Arzt. Hilf mir …«
    »Keine Sorge, Junge«, sagte Bensen hastig. »Ich bringe dich weg. Kannst du laufen?«
    Norris schüttelte den Kopf, nickte dann und versuchte sich hochzustemmen, schaffte es aber erst beim dritten Versuch. Er wankte. Ohne Bensens Hilfe hätte er nicht gehen können.
    »Hal darf nichts davon erfahren, klar?«, sagte Bensen. Norris nickte, aber Bensen war sich nicht sicher, ob er seine Worte wirklich verstanden hatte. Sein Gesicht war schneeweiß. Aus seinem Mund tropfte noch immer Speichel und auf seiner Haut perlte kalter Schweiß. Bensen fluchte lautlos, nahm sein Taschentuch hervor und wischte sein Gesicht trocken. Mit etwas Glück würde Hal nichts merken, so düster und verräuchert, wie der Gastraum des Black Sheep war. Und wenn doch, konnte er immer noch behaupten, er wäre einfach betrunken. Norris vertrug nicht viel, das war stadtbekannt.
    »Bring mich … zum Arzt«, keuchte Norris, während Bensen einen Arm unter seine Achselhöhlen schob und ihn stützte. »Und dann zur … Polizei. Wir müssen … Mahoneys Tod … melden.«
    »Sei still, verdammt«, sagte Bensen, fügte aber dann, etwas versöhnlicher, hinzu: »Keine Sorge, Junge. Ich bringe dich hier raus. Es wird schon alles gut.«
     
    Der Schatten war gigantisch. Er war nicht grau wie ein normaler Schatten, sondern schwarz, als wäre ein Teil der Wand vor mir wieder in tiefe, Licht schluckende Nacht getaucht, drei Meter hoch und in ständiger, ungreifbarer Bewegung, ein schwarzes Wallen und Wogen innerhalb der Schwärze, als wäre er von unheimlichem wogenden Leben erfüllt. Es war nicht der Schatten eines Menschen, sondern ein bizarrer Umriss, der Schatten eines gewaltigen, unbeschreiblichen … Dinges, das ganz aus peitschenden Tentakeln und dünnen gebogenen Armen zu bestehen schien, ein Ding wie

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