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Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Hexer-Edition 03: Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aber trotzdem so, dass ihre Schritte nicht übertrieben hastig wirkten und sie noch mehr Aufsehen erregten, durchquerten sie den Schankraum, gingen durch einen kurzen Flur und betraten das Hinterzimmer.
    Der Raum war dunkel. Die Vorhänge waren zugezogen, und die Luft war so schlecht, dass Norris zu husten begann. Bensen deutete mit einer Kopfbewegung auf den grün bezogenen Spieltisch, neben den vier Stühlen, die sich um ihn gruppierten, der zerschlissenen Billardplatte und den unvermeidlichen Dartscheiben an den Wänden die einzigen Einrichtungsgegenstände des Zimmers, eilte zum Fenster und riss die Vorhänge auf. Helles Sonnenlicht strömte in den Raum und ließ den Staub tanzen. Bensen hustete ebenfalls, entriegelte das Fenster und öffnete es einen Spaltbreit. Die Novemberluft strömte eisig herein und ließ ihn frösteln, aber er konnte wenigstens wieder atmen, ohne ununterbrochen husten zu müssen.
    Norris hockte vornübergebeugt und verkrampft auf seinem Stuhl, als Bensen zu ihm zurückkehrte. Er war blass. Seine Augen waren gerötet und ein bisschen größer als normal, und aus seinem linken Mundwinkel lief Speichel. Bensen erschrak.
    »Was ist los mir dir?«, fragte er. Er trat an den Tisch und streckte die Hand nach Norris aus, aber dieser schüttelte hastig den Kopf, setzte sich auf und atmete hörbar ein. Seine Lippen zitterten. Bensen registrierte, dass er schlecht roch. Irgendwie krank. »Was hast du?«, fragte er noch einmal. »Bist du krank? Oder hast du einfach die Hosen voll?«
    »Scheiße«, murmelte Norris. »Mir ist kotzübel, wenn du’s genau wissen willst.« Er schluckte, presste die Hand auf den Magen und atmete wieder tief und hörbar ein, wie ein Mensch, der mit aller Macht gegen eine aufkommende Übelkeit ankämpft. »Vielleicht habe ich zuviel Salzwasser geschluckt.«
    »Möglich.« Bensen betrachtete ihn scharf. »Sonst ist mit dir alles in Ordnung?«
    »Nichts ist in Ordnung«, knurrte Norris. »Du musst übergeschnappt sein, Lennard – glaubst du im Ernst, dass ich noch einmal da draußen ins Wasser gehe?«
    Bensen setzte sich, legte die Hände flach nebeneinander auf den Tisch und sah Norris eine ganze Weile lang schweigend und nachdenklich an, ehe er – mit genau überlegter Betonung – weitersprach: »Das ist es also. Du hast Angst.«
    »Ja, verdammt noch mal!«, schrie Norris. Bensen hob warnend die Hand und sah instinktiv zur Tür, und Norris sprach, noch immer erregt, aber hörbar leiser, weiter. »Verdammt, ich habe Angst. Mahoney ist vor unseren Augen umgebracht worden, und du verlangst, dass wir noch einmal da runter gehen.«
    »Er ist ertrunken«, begann Bensen, aber Norris ließ ihn nicht weiterreden.
    »Das ist er nicht, und du weißt das so gut wie ich oder dieser Phillips. Irgendetwas hat ihn in die Tief gezogen, vor unseren Augen, und dieses Etwas ist noch dort draußen.«
    »Vielleicht«, sagte Bensen leise. »Aber vielleicht war es auch ganz anders. Überleg doch mal, Fred: Wir waren beide nervös und es ist alles so furchtbar schnell gegangen.«
    »Und dieses … dieses Ding?«, schnappte Norris. »Verdammt, Lennard, verkauf mich nicht für blöd. Du hast es genauso gesehen wie ich. Es war … es war ein …«
    »Ja?«, fragte Bensen lauernd.
    Norris starrte ihn trotzig an, suchte einen Moment vergeblich nach den richtigen Worten und ballte schließlich in einer Mischung aus Zorn und Resignation die Fäuste. »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Ich habe so etwas noch nie gesehen. Vielleicht eine Art Oktopus.«
    »Es gibt hier keine Oktopusse«, erwiderte Bensen ruhig. »Jedenfalls nicht so große. Das weißt du.«
    »Was war es dann?«
    Bensen zuckte gleichmütig mit den Achseln, setzte zu einer Antwort an und verstummte abrupt, als die Tür aufging und Hal mit zwei gefüllten Ale-Gläsern hereinkam. Wortlos stellte er sie vor Bensen und Norris auf den Tisch, rieb sich gewohnheitsmäßig die Hände an der Schürze trocken und sah Bensen herausfordernd an. »Damit wären wir bei fünfzehn«, sagte er. »Zu deinen Gunsten abgerundet.«
    »Ich weiß, Hal«, antwortete Bensen. »Du kriegst es morgen. Ich komme am Abend und zahle alles auf einmal.«
    »Wer’s glaubt«, knurrte Hal, wandte sich um und ging wieder. Trotzdem wartete Bensen, bis er ganz sicher war, dass sich der Wirt nicht mehr in Hörweite aufhielt.
    »Vielleicht hat er sich in einem Tau verfangen. Vielleicht hat sich ein Stück Segeltuch vom Wrack gelöst und ihn runtergezogen«, fuhr er fort. »Bei

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