Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
blind gewordene Metallkugeln aus den Höhlen. Sein Gesicht war sonderbar verzerrt, als hätten die Muskeln nicht mehr die Kraft gehabt, das Gewicht des Fleisches zu halten. Aber er war ein Mensch.
    Bis zum Gürtel.
    Darunter hockte ein graues, schlaffes Ding, wie eine große, schleimig-aufgedunsene Amöbe, über den Stuhl und den Boden fließend und dünne, erschlaffte Ärmchen unter den Schreibtisch und bis ins Dunkel jenseits des Lichtkreises unserer Fackeln schickend.
    »Was … was ist das … Howard?«, stammelte ich. Ich machte einen Schritt an ihm vorbei, schluckte den bitteren Klumpen, der sich in meiner Kehle gebildet hatte, herunter und beugte mich vor, um im unsicheren Licht der Fackel mehr Einzelheiten zu erkennen.
    Howard hielt mich mit einer raschen Bewegung zurück.
    »Ein Shoggote«, sagte er ruhig.
    Ein Schlag ins Gesicht hätte mich kaum härter treffen können. Blitzartig fiel mir meine erste Begegnung mit einem jener schrecklichen Protoplasmawesen ein. Damals war ich nur mit knapper Not mit dem Leben davongekommen. Wären Howard und Rowlf nicht im letzten Moment aufgetaucht, um mich vor dem Monster zu retten, dann … Ja, dachte ich. In gewissem Sinne sah ich mein eigenes Schicksal vor mir …
    »Ist er …?«, begann ich, aber Howard schüttelte sofort den Kopf und sagte: »Er ist tot. Aber trotzdem, komm ihm nicht zu nahe. Diese Wesen sind unberechenbar.«
    »Was … was heißt das, Howard?«, krächzte McMudock. Er kam näher und ich sah, dass auf seiner Stirn Schweiß glänzte. Seine Stimme bebte und sein Gesicht hatte alle Farbe verloren. »Wollen Sie … wollen Sie etwa behaupten, dass dieses … dieses Ding lebt?«
    Howard schwieg einen Moment. »Nein«, sagte er dann, ohne McMudock anzusehen. »Leben ist nicht das richtige Wort. Aber es existiert und es ist gefährlich.« Wie um seine Worte zu unterstreichen, wich er einen halben Schritt zurück, atmete tief und hörbar ein und deutete auf den Toten: »Kennen Sie diesen Mann?«
    McMudock schluckte hörbar. Es schien ihn unendliche Überwindung zu kosten, sich dem Tisch mit dem Toten zu nähern und in sein erstarrtes Gesicht zu blicken.
    »Mein Gott«, flüsterte er. »Das ist doch …«
    »Sie kennen ihn?«, fragte Howard.
    McMudock nickte mühsam. »Ich … glaube«, murmelte er. »Aber er ist so … so verändert.«
    »Bensen«, sagte Howard.
    »Bensen?« Verwirrt blickte ich noch einmal in das Gesicht des Toten. Seine Züge waren mir vage bekannt vorgekommen, und doch …
    »Ich war mir nicht sicher«, fuhr Howard fort. »Ich habe ihn nur zweimal kurz gesehen.«
    »Er ist es«, bestätigte McMudock. Seine Lippen zuckten. »Mein Gott, was … was ist mit ihm geschehen? Wer … wer hat das getan?«
    »Die gleiche Macht, die für das verantwortlich ist, was in Ihrer Heimatstadt passiert ist, McMudock«, sagte Howard ernst. »Glauben Sie jetzt immer noch, dass wir Ihre Feinde sind?« Er deutete auf die erstarrte graue Plasmamasse. »Glauben Sie wirklich, wir würden auf der Seite dieser Kreaturen stehen?«
    McMudock antwortete nicht, aber sein Blick sprach Bände.
    »Gehen Sie hinunter«, sagte Howard leise. »Und nehmen Sie Miss Winden mit. Wir kommen gleich nach.«
    McMudock gehorchte auf der Stelle. Er war sichtlich froh, aus dem Dachboden verschwinden zu können.
    »Was ist hier passiert?«, fragte ich, als wir wieder allein waren. Howard hatte McMudock und Miss Winden nicht nur aus Pietät fortgeschickt, sondern aus einem ganz bestimmten Grund.
    Howard antwortete nicht gleich. Stattdessen trat er um den Schreibtisch herum, bedeutete mir mit einer Geste ihm zu folgen, und wies mit der Hand auf die Tischplatte. Eine fast fingerdicke Staubschicht hatte sich auf dem rissigen Holz abgelagert, aber sie war nicht unbeschädigt. In dem flockigen, grauen Staub war deutlich der Umriss von etwas Großem, Rechteckigem zu erkennen, das bis vor kurzem hier gelegen haben musste. »Du hattest Recht«, sagte er. »Das hier ist das Haus. Hier hat das Buch gelegen.«
    »Und was bedeutet das?«, fragte ich unsicher. Howard verschwieg mir etwas, das spürte ich genau.
    »Es gibt nur drei Exemplare des Necronomicon«, erklärte Howard. »Jedenfalls, soweit ich weiß. Eines ist noch im Besitz von Alhazred …«
    »Wem?«
    Howard lächelte flüchtig. »Abdul Al Alhazred«, sagte er. »Der Mann, der es geschrieben hat. Das zweite liegt sicher verwahrt im Safe der Miscatonic-Universität drüben in den Staaten, und das dritte …«
    »War im Besitz meines
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher