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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Vaters«, führte ich den Satz zu Ende. »Es war in der Kiste, nicht?«
    Howard nickte ernst, schwieg aber weiter.
    »Und das bedeutet«, sagte ich düster, »dass das Buch, das wir Tremayn weggenommen haben, eines der Bücher meines Vaters war. Und die anderen?«
    Howard hob seufzend die Achseln. »Vielleicht sind sie noch hier«, murmelte er. Seine Stimme klang nicht so, als glaubte er wirklich daran. »Wir müssen danach suchen.«
    Er wies mit einer Kopfbewegung auf die beiden Petroleumlampen, die auf dem Schreibtisch standen. »Sieh nach, ob sie noch funktionieren«, sagte er. »Mit diesen Fackeln stecken wir womöglich noch den ganzen Bau in Brand.«
    Ich gehorchte. Die beiden Lampen waren über und über verstaubt und das Glas mit einer dicken Schmutzschicht verkrustet, aber die Petroleumbehälter waren voll, und nachdem ich die Gläser mit dem Jackenärmel halbwegs sauber gewischt hatte, verbreiteten sie helles, warmes Licht.
    Wir brauchten nicht lange, um den Dachboden zu durchsuchen. Er war fast leer, sah man von dem üblichen Gerümpel und ein paar zerbrochenen Dachschindeln, ab; es gab kaum Staub oder Schmutz. So wie in der Kammer unten hatte der Shoggote jedes bisschen organische Materie aufgespürt und gefressen.
    Die Bücher waren nicht da.
    Howard zeigte sich nicht sonderlich überrascht und auch ich empfand nichts als ein Gefühl sanfter Enttäuschung. Es hätte uns wohl eher gewundert, wenn wir die Bücher gefunden hätten.
    »Das habe ich befürchtet«, sagte er. »Das Necronomicon ist in unserem Besitz, aber der Rest …«
    Er schwieg, aber es war auch nicht wirklich nötig, dass er weitersprach. In der Kiste die wir aus dem Wrack der LADY geborgen hatten, war ein gutes Dutzend Bücher gewesen, von denen das Necronomicon sicher das gefährlichste gewesen war; aber auch die anderen konnten, in den falschen oder auch nur unwissenden Händen, gefährlicher werden als alle Granaten und Sprengstoffe der Welt gemeinsam, meinte Howard.
    »Gehen wir wieder hinunter«, sagte Howard.
    »Und … er?« Ich deutete auf den toten Shoggoten hinter dem Schreibtisch, aber Howard zuckte nur mit den Achseln.
    »Er wird zerfallen«, sagte er. »Er kann noch nicht lange tot sein, sonst hätten wir nicht einmal mehr eine Spur von ihm gefunden.«
    »Und Bensen?«
    »Das ist nicht Bensen!«, widersprach Howard so heftig, dass ich erschrocken zusammenfuhr. Er schwieg eine Sekunde, ballte in hilflosem Zorn die Fäuste und sah weg. »Entschuldige, Robert«, murmelte er. »Ich wollte dich nicht anfahren. Aber dieses Ding da ist nicht mehr Bensen. Es ist nur ein toter Shoggote, der seine Form angenommen hat. In ein paar Tagen wird keine Spur mehr von ihm zu sehen sein.«
    Zögernd und immer noch von einem Gefühl tiefsten Abscheus und Ekels erfüllt, näherte ich mich noch einmal dem Schreibtisch und betrachtete das bizarre Wesen im ruhigen, gelben Licht der Lampe. Selbst jetzt, wo ich wusste, dass es tot und ungefährlich war, ließ mich der Anblick erschauern. Es war wie eine bizarre Karikatur auf das Leben.
    »Woran mag er gestorben sein?«, flüsterte ich, fast, als hätte ich Angst, die Bestie durch zu lautes Sprechen aus ihrem Schlaf zu wecken.
    »Er hat seine Aufgabe erfüllt«, antwortete Howard. »Das war alles. Er sollte dafür sorgen, dass das Buch in Tremayns Hände geriet, und das hat er getan. Danach gab es keine Verwendung mehr für ihn.«
    Ich sah ihn überrascht an. »Du meinst, sie sterben von selbst, wenn ihre Aufgabe erfüllt ist?«, fragte ich.
    »Soweit ich weiß«, schränkte Howard ein. »Und ich weiß sehr wenig über sie. Niemand weiß wirklich, was diese Wesen sind, Robert.« Er seufzte. »Lass uns hinuntergehen. Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, Rowlf mit McMudock unten allein zu lassen.«
    Diesmal war ich es, der ihn zurückhielt. »Was tun wir mit ihm?«, fragte ich.
    »Mit McMudock?« Howard zuckte mit den Achseln. »Was sollen wir schon tun? Wir lassen ihn laufen, sobald wir in Sicherheit sind. Warum fragst du?«
    »Wegen Miss Winden«, antwortete ich. »Sie wird nicht wieder nach Durness zurück können. Die bringen sie um, wenn bekannt wird, dass sie uns geholfen hat.« Ich senkte den Blick und starrte einen Moment lang zu Boden. »Ich mache mir Vorwürfe, Howard«, fuhr ich fort. »Ich hätte sie nicht zwingen dürfen uns zu helfen. Selbst wenn sie ihr nichts antun, wird sie in der Stadt nicht mehr leben können. Sie würden ihr ständig misstrauen.«
    »Ich weiß«, antwortete Howard.
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