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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hinein und rieb die Hände über den Flammen. Auf der Treppe polterten Schritte. Ich sah auf und erkannte zwei der Männer aus Durness, die nebeneinander die ausgetretenen Stufen hinabgestolpert kamen. Ihre Gesichter waren kaum weniger bleich als das von McMudock.
    »Was ist mit … mit Brennan?«, fragte Howard leise.
    »Er ist tot«, antwortete ich, ohne ihn anzusehen. »Verschwunden.«
    »Verschwunden? Was heißt das?«
    McMudock sah alarmiert auf und presste die Kiefer aufeinander, so fest, dass ich seine Zähne glaubte knirschen zu hören.
    »Irgendetwas hat ihn weggeschleppt«, log ich. Und dann fügte ich in einem Tonfall, der mich selbst erschreckte, hinzu: »Es kommt näher, Howard.«
    »Was kommt näher?«
    »Die Wurzeln«, keuchte McMudock, ehe ich antworten konnte. Sein Blick war starr in die prasselnden Flammen des Kaminfeuers gerichtet. »Es kommt näher. Es … es hat das Haus umzingelt. Wir sitzen in der Falle und …« Er brach ab, als er selbst merkte, dass er erneut die Beherrschung zu verlieren drohte.
    »McMudock hat Recht«, fügte ich hinzu, als er nicht weitersprach. »Die halbe Lichtung ist bereits von dem Zeug überwachsen. Wenn es weiter so schnell wächst, dann ist es in einer Stunde hier.«
    Howard schwieg erschrocken. Es war nicht schwer zu erraten, was hinter seiner Stirn vorging; sein Blick spiegelte die Angst, die er spürte, wider. Aber seine Stimme klang fast unnatürlich ruhig, als er weitersprach. »Wir müssen hier weg, so schnell wie möglich.«
    McMudock lachte schrill. »Weg?«, keuchte er. »Keine zehn Pferde kriegen mich dort hinaus, bei dieser Dunkelheit.«
    »Es wäre Selbstmord«, pflichtete ich ihm bei. »Man sieht die Hand vor Augen nicht, Howard. Wir können gar nichts tun, solange es nicht hell wird.«
    »Und wann wird das sein?«
    McMudock überlegte einen Moment. »In zwei Stunden«, murmelte er. »Vielleicht auch zweieinhalb. Eher nicht.«
    »Zwei Stunden …« Howard seufzte. »Das ist eine verdammt lange Zeit.« Er stand auf, ging zur Tür und blickte einen Moment in die Dunkelheit hinaus, die wie eine schwarze Wand vor dem Eingang lag. Nicht einmal ein Stern war am Himmel zu sehen. Es war, als wäre das Haus unter einer Glocke aus Finsternis und Schweigen gefangen. Und trotzdem bewegte sich dort draußen etwas. Man hörte es nicht und man sah es nicht. Aber es war da.
     
    Rowlf erwachte, als sich das erste Grau der Dämmerung über den Wipfeln des Waldes zeigte. Wir hatten seine Kleider getrocknet, so gut es ging, und Howard und einer der Männer aus Durness – sie hatten uns ihre Namen genannt und sich vorgestellt, aber ich hatte sie mir nicht gemerkt – halfen ihm, sich vorsichtig von seinem improvisierten Lager zu erheben und sich anzuziehen. Das Fieber war besiegt. Seine Stirn war noch heiß und sein Gesicht wirkte eingefallen und blass, mit grauen, kränklichen Schatten auf den Wangen, die Augen tief in den Höhlen liegend und glanzlos, aber es war, wie Mary gesagt hatte: Nachdem das Fieber zurückgedrängt worden war, erholte er sich schnell. Er war noch schwach und etwas wackelig auf den Beinen, aber er würde reiten können, wenn wir ihm halfen, auf ein Pferd zu kommen.
    Während sich Howard, Mary und ich um ihn bemühten, hielt einer der Männer aus Durness an der Tür Wache, ein Gewehr, das ihm überhaupt nichts nutzen würde, aber wenigstens sein Selbstvertrauen stärken mochte, in den Händen. Der Himmel hellte sich rasch auf und mit der Dämmerung krochen Schatten in das Haus. Es wurde kälter. Wir hatten die vergangenen zwei Stunden dicht aneinandergedrängt am Kaminfeuer verbracht und der schmerzende Eisklumpen, der sich in meinem Inneren gebildet hatte, war verschwunden. Aber er würde wiederkommen. Obwohl der Regen aufgehört hatte, waren die Temperaturen draußen beständig gefallen, und auf dem schwarzen Geflecht, das das Gras der Lichtung abgelöst hatte, glitzerten Raureif und Eis. Auch mit den Pferden würden wir Stunden brauchen, um den Wald zu verlassen und Bettyhill zu erreichen.
    »Wir müssen die Pferde holen«, sagte Howard. »Und jemand sollte hinausgehen und sehen, wie dicht dieses verdammte Zeug schon heran ist.«
    »Das mache ich«, bot sich McMudock an. Er hatte sich wieder gefangen und wirkte jetzt schon fast unnatürlich ruhig. Aber das war nur Tarnung; eine Maske, unter der die Furcht und das Entsetzen weiterbrodelten. Ich hatte versucht, mich in seine Gedanken zu versetzen, aber es war mir nicht möglich gewesen. Für mich

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