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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sondern stand noch immer reglos wie eine Statue an der Stelle, an der er stehen geblieben war, als sich Brennans Schicksal erfüllte.
    Als ich neben ihm ankam, erwachte er wie aus einem Schlaf. Sein Blick war verschleiert; er schien mich gar nicht zu erkennen, im ersten Moment. Dann klärte sich sein Blick.
    »Großer Gott!«, stammelte er. »Der … der Baum hat ihn … er hat …«
    »Ich weiß«, sagte ich leise. »Ich habe es gesehen.« Ich wollte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter legen, aber er schlug meinen Arm beiseite und prallte einen Schritt zurück.
    »Nichts weißt du!«, keuchte er. »Der Baum hat ihn gefressen, verstehst du? Er hat ihn … mein Gott … er … er hat ihn verschlungen …«
    Einen Moment lang starrte ich ihn ungläubig an, dann wandte ich mich um, hob die Lampe ein wenig höher und ging, trotz der rasenden Angst, die in meinen Eingeweiden wühlte, ein paar Schritte auf den Waldrand zu.
    Ich weiß nicht, was ich erwartete: eine Leiche, einen zerschmetterten Körper, vielleicht auch nur Blut oder Fetzen seiner Kleidung – aber vor mir war nichts.
    Die Stämme des Waldes erhoben sich glänzend und nackt wie polierte Marmorsäulen vor mir und das Unterholz sah in der Dunkelheit aus wie Stacheldraht. Aber von Brennan war nicht mehr die geringste Spur zu sehen. Er war verschwunden.
    »Geh nicht näher!«, keuchte McMudock.
    Ich hütete mich, auch nur noch einen Schritt zu tun. Vorsichtig bewegte ich mich ein Stück rückwärts, blieb neben McMudock wieder stehen und blickte nach rechts und links. Wir waren allein auf der Lichtung, aber die Dunkelheit schien von huschenden Schatten und wispernden Stimmen erfüllt zu sein.
    »Er hat ihn verschlungen«, stammelte McMudock. »Einfach so. Der … der Baum hat …«
    »Beruhigen Sie sich«, sagte ich leise. Wieder wollte ich auf ihn zutreten, aber mein Fuß verfing sich und ich stolperte und wäre um ein Haar gefallen. Fluchend machte ich einen gewaltigen Schritt zur Seite, um mein Gleichgewicht wiederzufinden, senkte die Lampe und starrte zu Boden.
    Der braune Morast war verschwunden. Dort, wo noch knöcheltiefer Schlamm gewesen war, als wir hierher gekommen waren, bot sich meinen Blicken jetzt eine schwarzbraune, unentwirrbar ineinander verflochtene Masse dünner Wurzeln und Pflanzenfasern. Das also war es, worüber Brennan und McMudock gestolpert waren …
    Verwirrt blickte ich McMudock an, ließ mich in die Hocke sinken und berührte eine der Wurzelfasern mit den Fingern. Sie fühlte sich kalt und nass an, viel kälter, als sie hätte sein dürfen. Und sie schien unmerklich zu pulsieren. Angeekelt zog ich die Hand zurück und richtete mich wieder auf.
    »Das war noch nicht da, als wir gekommen sind«, sagte ich. »Ich bin sicher.«
    McMudock nickte wortlos. Das Holzscheit in seiner Hand brannte knackend herunter und die Flammen näherten sich bereits seinen Fingern. Er schien es nicht einmal zu bemerken. Winzige glühende Funken fielen zur Erde und verzischten auf dem feuchten Geflecht aus Wurzelwerk.
    »Das … das ist dasselbe Zeug, in dem sich der Wagen verfangen hat«, sagte er mit bebender Stimme. »Es … es kommt näher, Robert! Es wird uns alle verschlingen!«
    In seiner Stimme war ein Ton, der mich alarmierte. Ich sah zum Haus zurück. Howard stand noch immer unter der Tür und gestikulierte nervös in unsere Richtung und der Wald hinter dem Haus schien massiger und dunkler geworden zu sein. Für einen Moment bildete ich mir wirklich ein, er wäre näher gekommen.
    »Beruhigen Sie sich, Lon«, sagte ich leise. »Kommen Sie – wir gehen zurück.«
    Er nickte, rührte sich aber nicht von der Stelle, sondern starrte weiter aus erschrocken aufgerissenen Augen auf das schwarze Wurzelgeflecht. Ich war nicht sicher, aber im flackernden Licht seiner Fackel sah es aus, als bewege es sich …
    Mit einem Ruck fuhr ich herum, packte ihn an der Schulter und zerrte ihn fast mit Gewalt hinter mir her. Der Boden unter meinen Füßen schien zu vibrieren, als schritten wir über ein gewaltiges Trampolin. Ich musste vorsichtig gehen, um mich nicht in einer der Millionen von Schlingen und gewachsenen Fallstricken zu verfangen. Die Wurzeln waren weit über die Mitte der Lichtung gewachsen und näherten sich dem Haus.
    Howard trat schweigend beiseite, als wir durch die Tür traten. Er schien etwas sagen zu wollen, aber ein Blick in McMudocks schreckensbleiches Gesicht ließ ihn verstummen.
    McMudock ging zum Kamin, warf den brennenden Holzscheit

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