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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht wieder da bin, dann erschießt sie.« Er warf Howard, McMudock und mir der Reihe nach einen drohenden Blick zu, wandte sich mit einer übertrieben kraftvollen Bewegung um und begann rasch die Treppe hinaufzusteigen.
    Ich sah ihm mit gemischten Gefühlen nach. Irgendwie glaubte ich zu spüren, dass der Moment der größten Gefahr – was ihn betraf – vorüber war. Männer wie Brennan sind nur in ganz bestimmten Situationen und in ganz bestimmten Momenten wirklich stark. Er hatte den Moment, in dem er noch handeln konnte, eindeutig verpasst. Aber Männer wie Brennan sind auch unberechenbar.
    »Glauben Sie, dass das klug war?«, fragte Howard.
    McMudock schnaubte. »Bei Brennan ist überhaupt nichts klug«, sagte er zornig. »Aber ich glaube nicht, dass wir hier herauskommen, wenn wir uns auch noch mit einem Verrückten herumschlagen müssen.« Er seufzte, blickte zum Fenster und schüttelte den Kopf. »Ich wollte, es würde bald hell.«
    »Wie … wie meinst du das, Lon?«, fragte einer der Männer. McMudock schürzte geringschätzig die Lippen, ging zur Tür und blickte einen Moment schweigend in die Dunkelheit hinaus, ehe er antwortete:
    »Ihr seid durch den Wald geritten, oder?«
    »Natürlich.«
    »Dann weißt du, was ich meine«, antwortete McMudock düster. Diesmal schwieg der Mann. Aber ich spürte die Furcht, die sich in seine Seele – und die der anderen – gekrallt hatte, überdeutlich.
    Die fünf Minuten, von denen Brennan gesprochen hatte, waren noch nicht zur Hälfte vorbei, als er zurückkam. Selbst im schwachen Licht der Petroleumlampen war zu erkennen, wie blass er geworden war, und der Blick seiner weit aufgerissenen, starren Augen wirkte seltsam leer, als er auf Howard zuging und dicht vor ihm stehen blieb. Seine Hände zitterten.
    »Was … was ist das, da … da oben?«, krächzte er. »Dieses … Ding?«
    »Eines von den Biestern, die wirklich an allem Schuld sind«, sagte McMudock an Howards Stelle. Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber es war im Augenblick wahrscheinlich klüger, als Brennan eine umständliche Erklärung zu geben, die er sowieso nicht verstand. »Und ein zweites oder vielleicht noch ein paar mehr schleichen wahrscheinlich jetzt noch durch den Wald und warten nur darauf, dass du die Nase ins Freie steckst.«
    Brennan begann zu zittern. Howard nahm ihm die Lampe aus der Hand, ehe er sie fallen ließ. »Aber das ist …«, stammelte er, »das … mein Gott, so etwas Grauenhaftes habe ich noch nie gesehen. Was ist das … für ein Ding?«
    »Es ist tot und kann uns nichts mehr tun«, sagte Howard beruhigend. »Aber ich fürchte, Mister McMudock hat Recht. Es könnten noch mehr davon draußen sein. Ich fürchte sogar, es ist so.«
    Brennans Kopf ruckte mit einer erschrockenen Bewegung herum. Aus weit aufgerissenen Augen starrte er zum Fenster, als erwarte er, dort jeden Augenblick alle Dämonen der Hölle auftauchen zu sehen. »Wir müssen weg!«, keuchte er. »Wir … müssen hier raus!«
    McMudock lachte leise. »Dann geh doch«, sagte er. »Bitte, die Tür ist offen. Wenn du morgen Früh noch leben solltest, dann kommen wir dir nach.«
    Brennan fuhr herum. »Das ist alles nur ihre Schuld!«, schrie er und deutete anklagend auf Howard und mich. »Das ist ihr Werk! Das ist Hexerei! Sie …«
    McMudock nahm ihm mit einer fast gelassenen Bewegung das Gewehr aus den Fingern, lehnte es neben sich an die Wand und schlug ihm mit der flachen Hand über den Mund. Brennan taumelte zurück, presste die Hand gegen seine aufgesprungene Lippe und starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an. In diesem Moment war sein Blick der eines Menschen, der auf dem schmalen Grat zwischen Normalität und Wahnsinn entlang balancierte. Er begann zu schluchzen und kleine, würgende Geräusche auszustoßen. McMudock holte zu einem weiteren Schlag aus, aber Brennan duckte sich blitzschnell unter seinem Arm hindurch, versetzte ihm einen Stoß und sprang mit einem kaum mehr menschlich klingenden Schrei an ihm vorüber. »Ich will weg!«, brüllte er. »Ich will raus hier!«
    »Festhalten!«, schrie Howard. Aber sein Befehl kam zu spät. Brennan stieß einen zweiten Mann, der ihm den Weg versperren wollte, zu Boden, erreichte die Tür und sprang mit einem irrsinnigen Kreischen in die Dunkelheit hinaus.
    McMudock fluchte, lief zum Kamin, riss einen brennenden Holzscheit aus dem Feuer und lief, das Holz wie eine Fackel schwingend, hinter ihm her.
    Brennans Vorsprung betrug nicht einmal zehn Schritte,

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