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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dass Howard mich fragen würde, nach wem oder was ich eigentlich suchte. Aber entweder wusste er es bereits oder er spürte, dass ich ihm keine Antwort geben würde.
    Es war mir klar, dass er nicht zulassen würde, dass ich mit Priscylla Kontakt aufnahm. Schließlich war er es gewesen, der für ihren sicheren Gewahrsam gesorgt hatte. Er kannte meine Gefühle für sie, und er wusste auch, welche Gefahr sie für mich – und uns alle – darstellte. Aber das waren rationale Gründe. Was wusste ein Mann wie Howard von Liebe?
    Die Kutsche rollte vor dem einzigen Wirtshaus im Ort aus und kam schließlich ganz zum Stillstand. Der Schlag wurde aufgerissen und das Gesicht des Kutschers erschien in der Öffnung, rotäugig und von einer durchfahrenden Nacht gezeichnet.
    »Alles schon zu Bett gegangen, Sir«, knurrte er. »Ich habe Ihnen ja gesagt, dass man um diese Zeit hier niemanden antrifft.«
    »Und Sie haben mir gesagt, dass der Wirt ein entfernter Cousin von Ihnen ist«, fiel ihm Howard ins Wort. Er zog etwas aus seiner Jackentasche und drückte es dem Kutscher in die Hand. »Wenn Sie so freundlich wären, über Ihre verwandtschaftlichen Beziehungen ein Bett für uns aufzutreiben.«
    »Wenn nur noch ein Strohlager frei ist, ist es aber nicht meine Schuld«, sagte der Mann halb mürrisch, halb versöhnt durch die Banknote, die ihm Howard zugesteckt hatte.
    Er trat zur Seite und ehe er sich versah, war ich bereits aus der Kutsche gesprungen und hielt auf den Eingang des Wirtshauses zu.
    Howards Gehabe und seine plötzliche, völlig neue Art, mit dem Geld um sich werfen, wurde mir zusehends unerträglicher. Schließlich war ich Manns genug, allein für mein Nachtlager zu sorgen, und hatte es nicht nötig, den Mann von Welt zu spielen.
    Ich stolperte über eine Schwelle, die den Gartenweg von der Straße trennte, und kämpfte einen Moment um mein Gleichgewicht. Es war eine dunkle Nacht und der Nebel, der in zerrissenen Fetzen herantrieb, machte sie nicht gerade heller. Im Gegenteil … Vorsichtig ging ich weiter, erreichte die Eingangstür, drehte den Knopf und betrat den dunklen Schankraum.
    Ein erstaunter Ausruf hinter mir verriet, dass der Kutscher mir gefolgt war.
    »Komisch, dass die Tür aufsteht«, sagte der Mann und drängte sich an mir vorbei.
    Einen Moment lang hörte ich ihn im Dunkeln hantieren, dann stieß er krachend gegen ein paar Stühle und begann lauthals zu fluchen.
    Irgendwo über uns regte sich etwas. Ich kniff die Augen zusammen und entdeckte einen trüben Lichtschein, der hin und her zu tanzen schien. Es dauerte nicht lange, bis polternde Schritte verrieten, dass sich jemand zu uns herabbemühte. Zuerst sah ich nichts weiter als ein Stück schimmernden Metalls, das sich aber rasch als Gewehrlauf entpuppte, und dann einen älteren Rotschopf mit tief zerfurchtem Gesicht, der misstrauisch um die Ecke schielte.
    »Guten Abend«, sagte ich freundlich und deutete eine knappe Verbeugung an. »Mein Name ist Craven. Haben Sie für mich und meine beiden Begleiter noch ein Zimmer frei?«
    Die Augen des Rotschopfs weiteten sich, als sein Blick auf die umgestürzten Stühle fiel.
    »Keine Bewegung, oder ich knall euch über den Haufen«, brummte er. »Sieht so aus, als wäre ich gerade noch rechtzeitig gekommen.«
    Sein Kopf fuhr ein Stück zurück, und ich hörte, wie er nach oben schrie. »Ann! Diebespack! Hol die Nachbarn! Sie sollen Stricke mitbringen! Mit dem Gesindel hier machen wir kurzen Prozess!«
    Das Flattern seines Nachthemdes unterstrich seine Worte wie das ärgerliche Flügelschlagen einer gereizten Fledermaus.
    »Uns geht es in erster Linie um ein Zimmer, Sir«, sagte ich vorsichtig. »Obwohl ich Ihnen versichern darf, dass ich nichts gegen Ihre Nachbarn habe, möchte ich sie heute Abend nicht mehr unbedingt kennen lernen.«
    »Hör auf zu quatschen!«, fuhr mich der Rothaarige an. »Erst klaut ihr unser Vieh und jetzt brecht ihr schon in unsere Häuser ein. Wer stiehlt, mordet auch. Und wer mordet, mit dem machen wir kurzen Prozess.« So, wie er die Worte aussprach, schienen sie sogar fast logisch. »Sprecht euer letztes Gebet, bevor wir euch am nächsten Baum aufknüpfen und eure Hälse langziehen …«
    »Entschuldigung, Sir, dass ich Sie unterbrechen muss«, sagte ich. »Aber Ihr irrt. Wir sind Reisende, harmlose Reisende. Das ist die Wahrheit und …«
    Ich schluckte, und beeilte mich angesichts des Gewehrlaufs, der genau auf meinen Kopf gerichtet war, konkreter zu werden. »Sehen Sie sich doch

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