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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mal das Gesicht meines Begleiters an. Na? Erkennen Sie ihn jetzt?«
    Der Rothaarige funkelte mich wütend an. »Wie, zum Teufel, soll ich da unten eure Gesichter sehen, was? Aber das, was ich sehe, reicht mir. Soweit ich erkennen kann, bist du ein unrasierter Lump, und dein Kumpan ein taubstummer Gewaltmensch.«
    »Aber Charles«, brachte der Kutscher schließlich hervor. Seine Stimme hatte etwas Klägliches. »Du wirst doch nicht auf dein eigen Fleisch und Blut schießen wollen?«
    »Was soll der Quatsch? Ich heiße nicht Charles. Charles ist mein Zwillingsbruder.«
    »Sie haben einen Zwillingsbruder, Sir?«, fragte ich schnell. »Das würde erklären …«
    »Mir ist schon seit ein paar Minuten alles klar«, fauchte Charles’ Zwillingsbruder. »Ich selbst habe die Tür erst vor einer guten halben Stunde abgeschlossen, und jetzt stehen plötzlich zwei Halunken in meiner Gaststube und behaupten, harmlose Reisende zu sein.«
    In diesem Moment ging der Radau los. Ein paar bewaffnete Männer stürmten durch die Hintertür in den Schankraum. Das Zimmer war mit einem Mal mit flackerndem Licht und schreienden Menschen erfüllt.
    Die Nachbarn des Wirts, die seine Frau zusammengetrommelt hatte. So schnell hatte ich sie nicht erwartet. Die meisten hatten sich nur Mäntel über ihre Nachthemden geworfen, aber alle hielten Gewehre in den Händen.
    Möglicherweise war Charles unter ihnen, aber ich hatte keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. Ich fühlte mich unsanft ergriffen und gegen die Wand geschleudert. Bevor ich auch nur an Gegenwehr denken konnte, hatte man mir schon die Hände auf den Rücken verdreht, und irgendein Idiot zielte mit einem altertümlichen Gewehr auf mich. Ein anderer presste mir den Doppellauf seiner Schrotflinte so hart in die Seite, dass ich kaum Luft bekam, während ein dritter dicht vor meinem Gesicht mit einem Messer herumfuchtelte, als wolle er mir die Augen ausstechen.
    »Schluss jetzt!«, rief jemand von der Tür her.
    Howard und Rowlf standen wie hingezaubert im Eingang. Beide hielten Revolver in den Händen. Und ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen waren sie durchaus entschlossen, sie auch zu benutzen.
    »Die Komplizen«, keuchte der rothaarige Wirt, der gerade im Begriff war, die Treppe herunterzusteigen.
    Das Gewehr in seinen Händen wirkte auf einmal schäbig und unnütz, und in seinem Blick war ein Zögern, das nicht zu diesem grobschlächtigen Kerl passen wollte. Er starrte auf den Kutscher, den man gleich mir unsanft gegen die Wand geschleudert hatte.
    »Albert! Du steckst mit diesen Männern unter einer Decke?«
    War der Kerl so blöd, oder tat er nur so?
    In diesem Moment hätte man eine Stecknadel im Raum fallen hören können. Die bleichen Gesichter der aus dem Schlaf gerissenen Männer, die uns mit ihren Gewehren bedrohten, spiegelten wachsende Verwirrung wider. Sie hatten die zwei Diebe festsetzen wollen, die seit geraumer Zeit das Dorf heimsuchten, und sahen sich nun plötzlich vier Mann gegenüber, die ihren Vorstellungen von Dieben wohl kaum entsprechen konnten.
    Zwar wirkten weder Rowlf noch ich in unserem augenblicklichen Zustand besonders vertrauenswürdig, aber dass wir keine Strauchdiebe waren, ließ schon ein flüchtiger Blick auf unsere Kleidung erkennen.
    Und dass der Wirt unseren Kutscher mit Namen kannte, musste sie total verwirren.
    »Ich habe die Herrschaften hergefahren, Cousin«, bekannte Albert. »Die Tür war auf, und -«
    »Moment, Moment«, unterbrach ihn ein mittelgroßer, breitschultriger Mann, der mit gesenktem Gewehr neben dem Hintereingang stehen geblieben war und das Geschehen schweigend verfolgt hatte. »Soll das heißen, dass du uns wegen ein paar späten Gästen aus dem Bett gerissen hast, Flenelton? Den hier …«, – er deutete auf unseren Kutscher – »… kennen wir doch alle. Ist ja schließlich nicht das erste Mal, dass er dir oder deinem arbeitsscheuen Bruder Gäste verschafft.«
    Es dauerte nicht mehr lange, bis sich der ganze Irrtum aufgeklärt hatte. Wie wir ins Haus gekommen waren, blieb allerdings weiterhin ein Rätsel. Flenelton blieb dabei, dass er den Schankraum wie jeden Abend abgeschlossen hatte. Aber zumindest hielt er uns nicht mehr für Diebe.
    Nachdem er seine Nachbarn grundlos aus dem Bett gejagt hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als eine Runde zu geben und es blieb nicht bei der einen. Howard zeigte sich von der großzügigen Seite und ließ Bier auf Bier folgen. Nachdem es uns wie selten zuvor gelungen war,

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