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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Spiegel, und sie wussten erst recht nichts von meiner panischen Angst, nochmals mit dem Irrsinn konfrontiert zu werden, dessen eisigen Hauch ich in jenen Augenblicken verspürt hatte.
    »Du hättest dich nicht hierher bemühen sollen«, sagte ich kühl.
    Es fiel mir schwer, meiner Stimme einen beiläufigen Klang zu geben. Alles in mir schrie danach, mich so schnell wie möglich auf die Suche nach Priscylla zu machen und meine Zeit nicht mit unnötigen Gesprächen zu vergeuden. Sie war in Gefahr und jede Minute, die ich hier mit Reden vertat, war kostbar. Ich hatte eine Spur und ich würde sie verfolgen, solange sie heiß war.
    »Wie geht es dir eigentlich?«, fragte ich, um irgendetwas zu sagen.
    Rowlf zuckte mit den Achseln. »Unkraut vergeht nich. Mary hat mich gut zusammgeflickt.«
    Mary Winden hatte es nach dem, was in Durness geschehen war, nicht gewagt, in ihre Heimatstadt zurückzukehren. Sie hatte ihre Tochter nachkommen lassen und erst einmal bei Howard Unterschlupf gefunden.
    Rowlf, noch immer von den schweren Brandwunden gezeichnet, war mit Mary in London zurückgeblieben, als ich überraschend für alle plötzlich abgereist war. Howard dagegen war mir sofort gefolgt. Und jetzt hatte er noch Rowlf nachkommen lassen, wohl um mich noch besser unter Kontrolle zu haben. Es blieb mir wohl nichts anderes übrig, als vorerst gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Er durfte auf keinen Fall erfahren, warum ich wirklich hier war.
    Howard zuallerletzt …
    Er streckte den Kopf durch das Fenster und rief dem Kutscher einen Befehl zu. Durch den Wagen lief ein Zittern; eine Peitsche knallte, dann setzte er sich langsam in Bewegung.
    »Was soll das?«, fragte ich Howard. »Ich dachte, du wolltest mit mir reden. Von einer Kutschfahrt war nicht die Rede.«
    Howard nickte. »Du hast Recht, Robert. Aber wie ich hörte, willst du nach Lowgreen. Du wirst wohl kaum etwas dagegen haben, wenn wir dich begleiten.« Er lächelte dünn. »Es reist sich angenehmer in Begleitung.«
    Das war keine Frage, das war eine Feststellung. Natürlich hatte ich etwas dagegen, eine ganze Menge sogar, aber andererseits würde Howard noch misstrauischer werden, wenn ich es ablehnte. Und es war ein verlockendes Angebot, noch heute mit einer Kutsche weiterzukommen.
    »Warum lasst ihr mich eigentlich nicht in Ruhe?«, fragte ich mürrisch.
    Howard gestattete sich ein dünnes Lächeln. »Wir würden dich sehr gerne in Ruhe lassen, Robert. Aber ich dachte, du hättest schon mehr begriffen.« Er schüttelte leicht den Kopf. »Irgendetwas in dir lässt dich nicht zur Ruhe kommen, etwas, das von einer dunklen Macht gesteuert wird und deinen Geist verwirrt. Du solltest mal einen Blick in den Spiegel werfen. Du siehst erschreckend aus.«
    Ich zuckte zusammen. Nicht wegen der dunklen Macht, die Howard erwähnt hatte, sondern wegen der Vorstellung, in einen Spiegel zu sehen. Ich hatte das Gefühl, dass ich dort alles Mögliche sehen würde.
    Nur nicht mich selbst.
    »Is was?«, mischte sich Rowlf ein. »Siehst plötzlich so blass aus.«
    Es kostete mich alle Kraft, den Kopf zu schütteln. Ich spürte, wie Schweiß auf meiner Stirn perlte. Trotzdem fror ich.
    »Schon gut«, keuchte ich. »Es ist … nichts.«
    Howard nickte. »Genau, und wegen diesem Nichts werden wir in den nächsten Tagen nicht mehr von deiner Seite weichen. Bis sich das Nichts verflüchtigt hat oder …«
    Er sprach den Satz nicht zu Ende, aber ich ahnte auch so, was er hatte sagen wollen. Es war ein Kampf gegen eine noch unbestimmte Macht, den ich nur gewinnen konnte, wenn Howard mir half.
    Aber ich hatte auch erlebt, wie wenig Howard gegen die Kräfte hatte ausrichten können, die uns in der Vergangenheit verfolgt hatten. Er war weder ein Hexer, noch verfügte er über magische Fähigkeiten, die er den Gewalten entgegensetzen konnte, mit denen er sich immer wieder einließ.
    Und bei dem, was ich vorhatte, würde er sich höchstens gegen mich stellen.
     
    Als wir Lowgreen erreichten, war es stockfinster. Graue, dünne Nebelfetzen trieben die Straße entlang und ich spürte, wie die Feuchtigkeit in den Wagen kroch und sich in unseren Kleidern festzukrallen begann.
    Während der Fahrt hatten wir kaum ein Wort miteinander gewechselt. Es hatte etwas Gespenstisches an sich, mit zwei Männern durch die beginnende Dunkelheit zu fahren, mit denen ich mich einerseits sehr verbunden fühlte, die ich aber andererseits fast als meine Feinde betrachtete. Die ganze Zeit über hatte ich darauf gewartet,

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