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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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versuchte mich zu konzentrieren, aber immer, wenn ich den Gedanken zu fassen glaubte, verschwand er hinter einem Strom brodelnder Gefühle.
    Ich keuchte, schloss die Augen, versuchte, den Schleier von meinen Gedanken zu reißen, der seit ein paar Tagen mein Denken vergiftete. Was war das, was da in meinem Inneren lauerte, bereit, hervorzubrechen und meine Umgebung mit Gewalttätigkeit zu tyrannisieren?
    Warum diese plötzliche Abneigung gegen Howard und Rowlf und das Gefühl, mich von ihnen lösen zu müssen?
    Meine bohrenden Fragen fanden keine Antwort, obwohl ich ahnte, dass nicht mehr viel fehlte, um die Schwelle des Begreifens zu durchbrechen. Unter meinem bewussten Denken lauerte ein tiefes, vergrabenes Wissen, zu dem ich einfach nicht vorstoßen konnte – noch nicht.
    Und trotzdem versuchte ich es. Mit aller Gewalt konzentrierte ich mich. Ein dumpfer Schmerz pochte zwischen meinen Schläfen und ich hatte das Gefühl, mein Schädel würde bersten, aber ich gab nicht auf.
    Ich wollte und musste endlich Klarheit haben. Und ich spürte, dass ich Erfolg hatte. Etwas trat an die Oberfläche meines Bewusstseins, ein vager Gedanke, den ich nur zu greifen brauchte, den ich nur weiter verfolgen musste, um alles zu verstehen.
    Es hatte etwas mit Andara, meinem Vater, zu tun, aber auch mit Priscylla und mit mir selbst und es war …
    Nichts.
    Wieder riss der Faden ab, das beinahe greifbare Verständnis entglitt mir erneut.
    Ich atmete tief ein und versuchte die Angst abzuschütteln, die ich vor dem hatte, was in mir lauerte. Es war sinnlos und gefährlich, mich auf metaphysische Gedankenspielereien einzulassen. Ich versuchte mich gewaltsam gegen den Druck zu stemmen, der meinen Schädel auseinander zu sprengen schien.
    Es war die plötzlich greifbare Erinnerung an Priscylla, an die Gefahr, in der wir beide schwebten und die wir meistern mussten, um zueinander zu finden, die mir die nötige Kraft gab, die Lähmung abzuschütteln und die Augen zu öffnen.
    Der Nebel tanzte mit verspielter Bosheit auf mich zu, griff mit dünnen, faserigen Händen nach mir, die mich wie die Tentakel eines Ungeheuers mit sich zu ziehen versuchten.
    Trotz der Feuchtigkeit fühlte sich meine Kehle ausgetrocknet an. Ich atmete mehrere Male tief durch und bewegte mich langsam auf den Waldrand zu.
    Was auch immer dort drinnen auf mich wartete, würde nicht eher ruhen, bis ich kam.
    Jedes Weglaufen war sinnlos, das spürte ich einfach.
    Unter meinen Füßen raschelte feuchtes Laub. Ich konnte es nicht sehen, aber selbst durch die schweren Stiefel spürte ich den elastischen, federnden Belag, der sich wie ein gigantisches Netz über den Boden spannte.
    Der Nebel war in den letzten Minuten immer höher gestiegen, aber jetzt schien er sich zurückzuziehen. Er strömte zu beiden Seiten davon, langsam, aber mit der Zielstrebigkeit eines eigenständig denkenden Wesens.
    Das Licht meiner Lampe fiel auf einen schmalen Pfad, der sich vor mir auftat und irgendwo in der Dunkelheit verschwand, zu einem Teil des schwarzen Waldes wurde und mit ihm verschmolz. Während auf dem Pfad selbst nur noch wenige Nebelfetzen trieben, verschwammen die Bäume zu beiden Seiten hinter einem dichten, weißen Schleier.
    Ich warf einen Blick nach oben. Selbst der Himmel war jetzt mit Nebel verhangen. Nur der Pfad war frei, ein schmaler Tunnel, der sich durch den Nebel wand und direkt zu dem Etwas führte, das auf mich wartete. Es war wie eine Einladung; mehr noch: Es war ein Befehl, dem sich zu widersetzen sinnlos war.
    Ich zögerte nicht mehr länger. An Priscylla dachte ich in diesem Moment kaum noch, obwohl mich der Gedanke an sie hierher getrieben hatte. Stattdessen konzentrierte ich mich vollständig auf meine Umgebung, versuchte aus den Augenwinkeln beide Waldränder gleichzeitig unter Kontrolle zu halten, ohne mich von dem Pfad vor mir ablenken zu lassen, was natürlich nicht gelang.
    Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Die Geräusche aus meiner Umgebung wurden von der feuchten, mit tausend feinen Wassertropfen gesättigten Luft gedämpft, aber auch ohne es zu hören spürte ich, dass etwas auf mich zuhielt. Etwas Unsichtbares, Böses.
    Und dann sah ich es.
    Ein dunkler, mächtiger Schatten, den ich aus der Ferne für einen Baum gehalten hätte, hätte er nicht mitten auf dem Pfad gestanden. Der Schein meiner Lampe reichte nicht weit genug, um mich Einzelheiten erkennen zu lassen. Ich erkannte nur, dass dieses Etwas groß war.
    Groß genug, um ein Shoggote sein zu

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