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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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können.
    Ich blieb abrupt stehen. Mein Herz hämmerte bis zum Hals, und einen Moment musste ich gegen den Impuls ankämpfen, herumzuwirbeln und wegzulaufen. Mühsam bezwang ich meine Angst, starrte dem Ungeheuer entgegen und konzentrierte mich auf die bevorstehende Auseinandersetzung.
    Der Angriff erfolgte ohne Vorwarnung. Etwas raste auf mich zu, eine Wolke dunkel zusammengeballter Ausdünstungen, der stinkende Odem einer vorzeitlichen Bestie.
    Ich riss den Arm hoch, zu spät und zu langsam, um den Wirbel aufzufangen, der mich mit der geballten Kraft grausamen Zornes zurücktaumeln ließ. Die Lampe schwankte wild im Kreis, beschrieb, meiner Hand entrissen, wirre Muster in den Nebel und schlug krachend auf dem Boden auf. Das Karbid dampfte auf, grelle Lichtfinger griffen nach mir und dann war vollkommene Dunkelheit um mich.
    Ich blieb wie erstarrt stehen. Das Fremde, das mich wie eine tosende Brandung umspülte, war nicht materiell, wie ich zuerst geglaubt hatte.
    Alptraumhafte Zwerge und Hexen tanzten den Pfad entlang, brachen aus dem Nebel hervor und überschütteten mich mit ihrem Spott. Sie wirkten nicht stofflich und auf grausame Weise doch real, wie Kobolde in einem Gemälde, die auf mysteriöse Weise zum Leben erwacht waren, aus dem Rahmen sprangen und den fassungslosen Betrachter mit ihrer plötzlichen Lebendigkeit in Schrecken versetzten.
    Kleine, drollige Kerle mit Pudelmützen auf gehörnten Köpfen trieben heran, dürre hexenartige Wesen drängten sie beiseite, zu wirklich, um nur Phantasiegeschöpfe sein zu können. Das waren keine vom Nebel geschaffenen Trugbilder, das war grausame, lähmende Wirklichkeit.
    Ein seltsames Geschöpf, halb Ratte, halb Frau, deutete mit ihrem klauenhaften Zeigefinger auf mich und verzog das Gesicht zu einer abstoßenden Grimasse. Die Rattenschnauze, die listigen, heimtückischen Augen und der schlanke, mädchenhafte Körper, der in den Sprunggelenken einer menschengroßen Ratte auslief, bildeten eine abscheuliche Mischung. Ich wich Schritt für Schritt zurück, ohne meinen Blick von der Kreatur wenden zu können.
    Die feuchten Ausläufer des Nebels umklammerten meine Beine, krochen meinen Körper empor und erstickten mein Denken. Ich spürte fast panische Angst in mir, aber ein Teil meines Geistes blieb von dem Grauen unberührt und beobachtete die laufende Veränderung der Rattenfrau mit geradezu wissenschaftlicher Neugier.
    Ihr Körper überzog sich langsam mit dichtem, borstigem Fell und die Finger wurden zu Klauen. Die Wesen, die sie umtanzten, waren nicht mehr als Kobolde, Geschöpfe reiner Phantasie.
    Ich beachtete sie nicht. Ich starrte nur auf die Rattenfrau. In ihrem Blick lag kalte, tierische Entschlossenheit, aber da war auch noch etwas anderes. Etwas Bekanntes, etwas, das ich in dem Spiegel gesehen hatte, bevor er barst, und zuvor in Lyssas Augen, in den Augen der Hexe, die zeitweise Macht über Priscylla gewonnen hatte.
    Der Nebel lag wie eine erstickende Schicht auf meinem Denken, aber nicht er war es, der mich bedrohte, sondern dieses … dieses Geschöpf, das beharrlich auf mich zuhielt. Es schien mir fast so, als schütze der Nebel meinen Geist, als blocke er meinen Verstand gegen den Wahnsinn ab, der nach mir greifen wollte. Das war natürlich Unsinn. Wahnsinn wie alles, was ich zu sehen glaubte.
    Nichts als Einbildungen, als wüste Nebelphantasien …
    Durch das ekelhafte Geschöpf lief ein Zittern. Es krümmte sich zusammen, brach in die Knie, krümmte sich abermals zusammen, stieß ein scharfes Zischen aus und richtete sich dann mühsam, wie unter Schmerzen, wieder auf.
    Der Nebel wich fluchtartig vor dem Rattenkörper zurück, vor dem Körper, der nun überhaupt nichts Menschenähnliches mehr an sich hatte.
    Aber das Gesicht!
    Es war das Gesicht Lyssa-Priscyllas, der Hexe, die mir schon einmal fast zum Verhängnis geworden wäre! Ich schrie auf.
    Mit erhobenen Klauen taumelte die Kreatur auf mich zu. In den Klauen blitzte etwas auf, etwas Metallisches, das nicht zu dem tierischen Körper passte. Obwohl ich es kaum wahrnahm, spürte ich instinktiv die Gefahr.
    Ich warf mich zur Seite. Eine krachende Explosion zerriss die Dunkelheit. Der Donner hallte in meinen Ohren wider und ließ mich taumeln. Ich schwankte, stolperte über eine Wurzel und stürzte schwer zu Boden.
    Dann war der Nebel über mir, brach wie eine Welle über mir zusammen und erstickte meinen Schrei. Ich hustete und rang verzweifelt nach Atem. Der Nebel drang in meine Kehle und lähmte

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