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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verankert war. Ich blieb stehen und sah Sean an.
    »Und jetzt?«, fragte ich. »Wie kommen wir auf’s Grundstück? Um diese Zeit wird man uns nicht mehr aufmachen.«
    Irgendwo in der Ferne schrie ein Käuzchen, das erste Geräusch, das nicht vom Nebel gedämpft wurde. Ich starrte in den Himmel. Die Sterne funkelten teilnahmslos am Firmament, keine einzige Wolke und keine Nebelschwade verwehrte mehr den Blick auf sie.
    »Wo ist bloß der Nebel geblieben?«, fragte Sean. »Er kann sich doch nicht so plötzlich auflösen.«
    »Diese Frage ist im Moment mehr akademischer Natur«, erwiderte ich.
    Ich starrte an Sean vorbei auf den Waldrand und unterdrückte mühsam ein Zittern, das meinen ganzen Körper ergreifen wollte. Einen Moment lang glaubte ich den schlanken Schatten der Rattenfrau zu erkennen, aber dann war er auch schon wieder im Schutz der Bäume verschwunden.
    »Wir sollten machen, dass wir reinkommen«, drängte ich.
    Sean rüttelte prüfend am Gitter. »Solide Arbeit«, murmelte er anerkennend.
    Er holte etwas aus den Tiefen seiner Jackentaschen hervor und machte sich an dem Schloss zu schaffen. In diesem Moment kam es mir gar nicht in den Sinn, zu fragen, wie er auf den Gedanken kam, hier einzubrechen. Ich wollte nur so schnell wie möglich zu Priscylla.
    Und so schnell wie möglich die Schatten hinter mir lassen, die am Rande des Waldes hinter dem Nebel auf uns lauerten.
     
    »Du hättest wirklich etwas besser auf ihn aufpassen können«, sagte Howard leise.
    In seiner Stimme schwang Besorgnis, aber auch eine Spur von Resignation und Müdigkeit mit, die ihn fast selbst erschreckte. Er wusste, dass er den Anstrengungen, die ihm die letzten Monate abverlangt hatten, nicht auf Dauer gewachsen war. Aber es blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als vorerst weiterhin auf den Jungen aufzupassen.
    Robert Craven hatte noch lange nicht den Punkt erreicht, das Erbe seines Vaters bis zur letzten Konsequenz anzutreten. Vielleicht war er einfach zu jung. Solange er sich wie ein verliebter Pennäler benahm, brachte er nicht nur sich selbst, sondern ihre gemeinsamen Anstrengungen in Gefahr. Dabei schien er auch noch zu glauben, dass Howard und Rowlf nicht wussten, wonach er hier suchte.
    Ausgerechnet hier.
    Wäre die Lage nicht so ernst gewesen, hätte sich Howard darüber amüsiert. Robert war alles andere als dumm, aber selbst die Klügsten benahmen sich manchmal wie Kinder, wenn sie verliebt waren.
    Schließlich hatte Howard selbst angeordnet, dass Priscylla zu Baltimore gebracht wurde. Es konnte wohl kaum ein Zufall sein, dass Robert so zielstrebig in diese Gegend gefahren war.
    »Tut mir Leid«, murmelte Rowlf. »Dachte, er wär auf’m Klo.«
    »Was?« Howard musterte seinen hünenhaften Diener einen Moment verständnislos, bevor er sich auf den Vorwurf besann, den er ihm kurz zuvor gemacht hatte.
    Der Lärm, der um sie herum herrschte, übte nicht gerade eine beruhigende Wirkung auf ihn aus. Die meisten Männer waren bereits aufgebrochen, aber einen Tisch weiter saßen noch drei Betrunkene, die sich krampfhaft an ihren Gläsern festhielten und sich von einem mürrischen Flenelton bedienen ließen.
    »Schon gut, Rowlf. Ich hätte ja auch daran denken können. Der Bursche ist momentan zu allem fähig.« Er seufzte, schwieg einen Moment und fuhr mehr zu sich selbst als an Rowlf gewandt fort: »Ich frage mich, ob wir nicht einen Fehler gemacht haben. Wir hätten in aller Ruhe zu Baltimore reisen und dort auf ihn warten sollen. Es war doch vorauszusehen, dass er zu Priscylla wollte.«
    Rowlf nickte und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Lider waren halb geschlossen und auf seinem Gesicht stand ein fast schwachsinnig wirkender Ausdruck. Jeder zufällige Betrachter hätte ihn für einen hirnlosen Tölpel halten können, aber seine zur Schau getragene Dummheit war nichts weiter als eine schauspielerische Glanzleistung.
    »Soll’n wer ihm nach?«, fragte er.
    »An sich haben wir gar keine andere Wahl«, sagte Howard stirnrunzelnd. »Aber mir behagt der Gedanke nicht, durch die Dunkelheit zu stolpern. Schon gar nicht bei diesem Nebel.«
    »Schlimm, dieser Nebel«, ertönte eine Stimme hinter ihm.
    Howard wandte sich um, langsam, als habe er Mühe, sich in seinem übermüdeten Zustand überhaupt zu der Bewegung aufzuraffen. Sein Blick glitt über das Gesicht des Mannes, der hinter ihm an der Wand stand. Er musste Zeuge ihres Gesprächs geworden sein.
    Es war nur die Frage, wieviel er mitbekommen hatte. In dem Blick

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