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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der Dunkelheit links von mir. »Niemand rührt sich von der Stelle«, sagte er. »Sie greifen nur an, wenn ihr euch bewegt. Charles – sind Sie da?«
    Es dauerte einen Moment, bis der Majordomus antwortete, und als er es tat, war seine Stimme vor Furcht und Erregung so verzerrt, dass ich sie kaum erkannte.
    »Ich bin … hier«, stammelte er. »Bei der Treppe.«
    »Gut«, flüsterte Howard. »Haben Sie die Lampe noch?«
    »Sicher. Ich … habe sie gelöscht.«
    »Dann stellen Sie sie vorsichtig auf die Treppe«, befahl Howard. »So weit weg, wie Sie können.«
    Irgendwo in der Dunkelheit klirrte und klimperte etwas, dann schabte Metall über harten Marmor. »In … Ordnung, Sir«, sagte Charles stockend.
    »Jetzt nehmen Sie den Kolben herunter. Vorsichtig.«
    Wieder klirrte Glas. »Fertig?«, fragte Howard.
    »F… fertig, Sir«, stammelte Charles. »Was soll ich jetzt tun?«
    Howard zögerte einen Moment. »Drehen Sie den Docht so weit heraus, wie es geht«, sagte er. »Nehmen Sie ein Streichholz und zünden ihn an. Und dann laufen Sie, so schnell Sie können.«
    Im Stillen bewunderte ich Howards Kaltblütigkeit. Er tat das Einzige, was in diesem Moment Sinn ergab – nämlich den Motten, die trotz allem ihre angeborenen Verhaltensweisen nicht vergessen zu haben schienen, eine Falle zu stellen.
    Es war die einzige Möglichkeit, die wir überhaupt hatten. Selbst wenn nur ein Dutzend der winzigen Tierchen ins Haus eingedrungen waren, konnten wir sie im Dunkeln nicht aufspüren und töten, ohne dass es zu einem Desaster gekommen wäre. Und das Licht wieder einzuschalten, käme einem Todesurteil für die meisten von uns gleich.
    »Ich … bin soweit, Sir«, drang Charles’ Stimme aus der Dunkelheit in meine Gedanken. »Aber ich … ich habe Angst.«
    »Aber Sie müssen es tun«, antwortete Howard. »Ich weiß nicht, wie lange diese Biester sich noch still verhalten.«
    »Gut, Sir«, antwortete Charles. Seine Stimme bebte. »Ich nehme jetzt das Streichholz.«
    »Alle anderen weg von der Treppe«, befahl Howard. »Nehmt euch irgendetwas, womit ihr zuschlagen könnt – einen Schuh; reißt von mir aus Streifen aus euren Kleidern. Ihr dürft sie auf keinen Fall mit bloßen Händen berühren!«
    Die Zeit schien stehen zu bleiben. Ich hörte raschelnde, schleifende Geräusche, ein kaum hörbares Klappern, als Charles die Streichholzschachtel öffnete …
    Dann glomm ein winziger Funke auf, wuchs zu einer Flamme empor und erwachte zu greller Weißglut, als der petroleumgetränkte Docht der Lampe mit einem hörbaren Knistern Feuer fing. Auf den unteren Stufen der Treppe entstand eine kleine, flackernde Insel aus gelbem Licht; und ein halbes Dutzend winziger grauer Schatten stieß aus der Dunkelheit herab.
    Charles schrie in Panik auf und brachte sich mit einem verzweifelten Satz in Sicherheit, während die Flamme hinter ihm höher und höher wurde. Plötzlich blitzte es auf, winzige, knisternde Funken barsten im Herzen der Flamme auseinander.
    »Es funktioniert!«, keuchte ich. »Sie … stürzen sich hinein, Howard!«
    Immer mehr und mehr Motten schwebten lautlos aus der Dunkelheit herbei und stürzten sich blindlings in die Flamme, um zu verglühen. Es waren mehr als die zehn oder zwölf, die ich gesehen hatte; viel mehr. Hunderte der kleinen Tiere schienen den Weg ins Haus gefunden zu haben – und sie wurden magisch von der immer höher und höher auflodernden Flamme angezogen!
    Aber das flackernde gelbe Licht enthüllte auch noch einen anderen Anblick. Ein Bild, das mir wie eine eisige Faust den Magen zusammenkrampfte …
    Es war Rowlf. Er war in blinder Panik durch die Halle gestürzt und wohl im Dunkeln zu Fall gekommen. Jetzt saß er in einer grotesken, wie mitten in der Bewegung erstarrten Haltung halb auf dem Rücken liegend, halb auf die Ellbogen hochgestemmt und die rechte Hand zur Brust erhoben, da. Er starrte aus hervorquellenden Augen auf die winzige graue Motte, die wie ein Kolibri mit irrsinnig schnellen Flügelschlägen dicht über seiner Brust in der Luft schwebte und sich nicht entschließen zu können schien, ob sie sich auf ihn oder die lockende Flamme wenige Schritte weiter entfernt stürzen sollte …
    »Um Gottes willen, Rowlf!«, keuchte Howard. Seine Stimme klang beschwörend. »Rühr dich nicht! Ich komme!«
    Rowlfs Lippen zuckten. Sein Gesicht war schreckensbleich. Kalter Schweiß perlte auf seiner Oberlippe. Der eine Arm, auf den er sich erhoben hatte, zitterte vor Anspannung. Er würde diese

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