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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ausgestreckte Hand deutete. Die Motten, die ich verscheucht hatte, hatten sich ein Stück in die Luft erhoben und torkelten unsicher nach links, auf den Rhododendronbusch zu, der neben dem Weg wuchs.
    Das Licht reichte nicht aus, um wirklich Einzelheiten zu erkennen, aber was ich sah, reichte, um mir den Magen umzudrehen.
    Der Busch war einmal grün gewesen.
    Jetzt war er grau. Ein unförmiger, aufgequollen wirkender Ball, in dem es ununterbrochen zuckte und bebte.
    Motten!
    Tausende, wenn nicht zehntausende der winzigen, grauen Tiere bedeckten den Busch über und über.
    Und fast, als hätten sie nur darauf gewartet, aus ihrer Ruhe aufgestört zu werden, lief plötzlich ein rasches, nervöses Zucken durch die Masse der winzigen Tiere. Der graue Ball zog sich zusammen, zuckte wie in einem Krampf – und platzte auseinander.
    In einer lautlosen Wolke erhoben sich tausende von Motten in die Luft und stürzten sich auf uns …
     
    »Ist er sicher untergebracht?«
    Statt einer Antwort hob Seffinger den Schlüsselbund in die Höhe, grinste kurz und ließ die Schlüssel klimpern. »Zelle sieben«, sagte er. »Die für unsere ganz speziellen Gäste.« Er legte den Bund auf den Tisch, schloss demonstrativ den obersten Knopf seines Mantels und sah auf die Uhr. Seine Laune sank noch weiter, als er sah, wie spät es geworden war. Er würde jetzt nicht mehr eine halbe Stunde eher, sondern fast eine Stunde später als normal nach Hause kommen. Die Aussicht auf ein kaltes Abendessen und die misstrauischen Fragen seiner Frau hob seine Stimmung nicht gerade.
    Er wollte gehen, aber Cowley rief ihn noch einmal zurück. »Hast du dir schon überlegt, was ich ins Wachbuch schreiben soll?«, fragte er. »Vielleicht: Betrunkenen wegen Randalierens auf dem Trottoir festgenommen?«
    »Wegen Majestätsbeleidigung«, korrigierte Seffinger.
    Cowley schnaubte. »Das ändert auch nichts«, sagte er übellaunig. »Wir werden nur eine Menge Ärger kriegen. Hast du seine Kleider gesehen und das Geld, das in seiner Brieftasche war?«
    »Reichtum schützt vor Strafe nicht«, sagte Seffinger grinsend.
    »Aber Beziehungen, mein Lieber«, gab sein Kollege zurück. »Außerdem haben wir gar nicht das Recht, jemanden zu verhaften und einzusperren.«
    Seffinger wollte widersprechen, tat es aber dann doch nicht, sondern blickte Cowley nur einen Moment nachdenklich an. Sein Kollege hatte durchaus Recht. Je nachdem, wer dieser südländisch aussehende Fremde war – seine Brieftasche war bis auf ein gewaltiges Bündel Banknoten leer gewesen, sodass sie seine Identität nicht hatten feststellen können – konnte es gut sein, dass er am nächsten Morgen keine Belobigung, sondern eine kräftige Kopfnuss von seinem Vorgesetzten erhielt. Möglicherweise war er ein wenig über sein Ziel hinausgeschossen.
    »Wer spricht von verhaften?«, sagte er schließlich. »Der Mann war vollkommen betrunken, oder? Wir haben ihn nur zu seiner eigenen Sicherheit in eine Zelle gelegt, damit er seinen Rausch ausschlafen konnte.«
    Cowley dachte einen Moment über diese Version nach. Sie schien ihm zu gefallen. »Okay«, sagte er. »Aber dann geh noch einmal zurück und schließ die Zellentür auf, damit er nicht durchdreht, wenn er wach wird. Ich sehe bei meiner nächsten Runde nach ihm.«
    Seffinger grunzte, hütete sich aber zu widersprechen. Mit einem geknurrten »Ich bin ja auch erst eine Stunde zu spät dran« klaubte er den Schlüsselbund vom Tisch, wandte sich um und verließ die Wachstube.
    Der Gang, den er betrat, war dunkel; nur an seinem hinteren Ende brannte eine kleine, ganz heruntergedrehte Gaslampe, sodass die Türen zu dunklen Schatten auf einem noch dunkleren Hintergrund wurden. Aber Seffinger kannte jeden Fußbreit Boden in diesem Gefängnis, besser als seine eigene Wohnung. Er versah seinen Dienst hier seit mehr als fünfzehn Jahren und er hätte den Weg zu der kleinen, einzelnen Zelle auch mit verbundenen Augen gefunden.
    Der Raum gehörte nicht zu dem verwinkelt angelegten Zellentrakt des Gefängnisses und stand normalerweise leer. Er wurde nur benutzt, um Gefangene für kurze Zeit – etwa vor einem Transport – unterzubringen. Entsprechend war seine Ausstattung: Das Glas in dem kleinen, vergitterten Fenster war schon vor Jahren zerbrochen und nie ersetzt worden und das Bett war kein Bett, sondern ein Brett, auf dem allerhöchstem ein Fakir schlafen konnte.
    Cowley hatte Recht, dachte Seffinger übellaunig, während er die Zellentür aufschloss. Wenn ihr

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