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Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire

Titel: Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zu Boden.
    »Er hätte die ganze Nachbarschaft zusammengeschrien«, sagte Howard mit einem entschuldigenden Lächeln. Dann wandte er sich wieder an Rowlf. »Trag ihn ins Haus. Und dann bring eine Decke oder besser noch ein Betttuch. Wir müssen die Frau wegschaffen, ehe jemand aufmerksam wird.«
    »Was hast du vor?«, fragte ich. »Wir müssen die Polizei rufen, Howard! Hier ist ein Mensch ums Leben gekommen!«
    »Die Polizei?« Howard schüttelte den Kopf. Der Blick, mit dem er mich musterte, war fast mitleidig. »Aber sicher«, sagte er. »Wir rufen Scotland Yard und erklären ihnen, dass dieses Mädchen innerhalb Sekunden um hundert Jahre gealtert ist. Nachdem vor knapp einer Woche in deinem Haus fast ein Dutzend Menschen umgebracht worden sind, werden sie mit den Köpfen nicken und zur Tagesordnung übergehen.«
    Betroffen starrte ich ihn an. Natürlich hatte Howard Recht – es war ohnehin nur einem mittleren Wunder und Dr. Grays juristischen Haarspaltereien zu verdanken, dass wir alle noch in Freiheit waren und nicht die Verliese des Towers genossen. Die Männer von Scotland Yard lauerten nur auf den geringsten Anlass, uns einsperren zu können.
    Ohne ein weiteres Wort des Protestes half ich Rowlf, Ron ins Haus zu tragen und behutsam auf die Couch im Salon zu legen. Rowlf verschwand kommentarlos in seinem Zimmer, riss die Decke vom Bett und kam Sekunden später zurück.
    Als wir das Haus wieder verließen, war außer Charles auch die gesamte übrige Dienerschaft auf der Treppe zusammengelaufen. Es war ein bedrückendes Gefühl, als sie vor mir auseinanderwichen, um mich durchzulassen. Niemand sagte ein Wort, aber die Blicke, mit denen sie mich musterten, waren eindeutig.
    Sie hatten Angst.
    Angst vor mir.
    Rowlf scheuchte das halbe Dutzend Männer und Frauen beiseite, kniete neben der Toten nieder und breitete seine Decke aus. Dann hob er den ausgemergelten Leib der Greisin auf die Arme und legte ihn auf den Stoff.
    Jedenfalls wollte er es.
    Sie zerfiel.
    Ein widerliches, papierenes Rascheln war zu hören, als Rowlf die Hände unter den Körper der Toten schob. Grauer Staub quoll aus den zerfallenden Kleidern des Leichnams und plötzlich begann der ganze Körper in sich zusammenzusacken; wie eine jahrtausendealte Mumie, die man unvorsichtig berührt hatte. Ein Schwarm winziger grauer Schatten löste sich aus den vermoderten Fetzen des Kleides und stob in alle Richtungen auseinander.
    Motten!, dachte ich verwirrt. Es waren Motten! Dutzende, wenn nicht hunderte von kleinen, unansehnlichen grauen Motten!
    Es war eine Szene wie aus einem Albtraum. Alles geschah in wenigen Sekunden, aber die Zeit schien plötzlich langsamer abzulaufen und die Furcht und das Entsetzen schärften mein Wahrnehmungsvermögen, sodass ich jede Kleinigkeit mit fast übernatürlicher Schärfe sah.
    Die Motten stoben auseinander und verschwanden in der Nacht, aber eines der winzigen Tierchen schoss direkt auf Rowlf zu, machte wenige Zentimeter vor seinem Gesicht kehrt und setzte sich auf seine Schulter. Seine winzigen, grauen Flügel schlugen erregt.
    Rowlfs seidener Hausmantel färbte sich grau.
    Es war ein unheimlicher, bizarrer Vorgang. So, wie sich Tinte in einem Stück Löschpapier ausbreitet, verblassten die Farben von Rowlfs Hausmantel in einem lautlosen Fließen. Der Stoff alterte in Sekundenbruchteilen, verlor seine Farbe, wurde dünn und unansehnlich …
    Hinter mir erscholl ein spitzer Schrei. Irgendetwas fiel zu Boden und zerbrach klirrend. Howard erwachte aus seiner Erstarrung, warf sich nach vorne und schlug mit der geballten Faust auf die winzige Motte.
    Das Tier wurde zermalmt. Rowlf kippte nach hinten und riss Howard dabei mit sich und aus dem vermoderten Lumpenbündel, das einmal eine Reisetasche gewesen war, erhoben sich drei weitere graue Schatten und flogen mit trunkenen Schaukelbewegungen auf Howard und Rowlf zu …
    »Zurück!«, brüllte ich. »Es sind die Motten!« Verzweifelt warf ich mich vor, versuchte Howard und Rowlf gleichzeitig auf die Füße zu zerren und schlug nach den winzigen Tierchen. Ich traf nicht, aber die hektische Bewegung verscheuchte die Tiere wenigstens für einen Moment.
    Howard stemmte sich keuchend auf Hände und Knie hoch, starrte mich aus schreckgeweiteten Augen an und erhob sich vollends. Aber er machte keine Anstalten, zum Haus zurückzugehen.
    »Verdammt, Howard – worauf wartest du?«, keuchte ich. »Wir müssen -«
    Ich verstummte, als mein Blick in die Richtung fiel, in die seine

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