Hexer-Edition 06: Die Chrono-Vampire
ungebremst auf ihn los und drehte erst im allerletzten Moment den Oberkörper zur Seite.
Seine Säbelspitze schnitt mit einem reißenden Laut durch meine Jacke und schrammte schmerzhaft über meine Rippen, aber im gleichen Moment prallte ich gegen ihn, brachte ihn allein mit der ungestümen Wucht meines Angriffs aus dem Gleichgewicht und riss ihn zu Boden.
Ein überraschtes Keuchen entrang sich den Lippen des Drachenkriegers, als wir aneinander geklammert zu Boden fielen und mein Knie seine Rippen traf.
Ich kämpfte wie ein Rasender. Unter normalen Umständen hätte ich keine Chance gegen diesen Mann gehabt, aber meine Wut gab mir übermenschliche Kräfte und ich war nicht mehr in der Verfassung, Rücksicht auf mich selbst zu nehmen. Mit der bloßen Hand schlug ich seinen Säbel beiseite, als er den Arm hochriss, um mir die Klinge in die Seite zu rammen, warf mich nach vorne und drang mit wütenden Schlägen auf ihn ein.
Diesmal schrie er vor Schmerz, aber ich tobte weiter, riss ihn hoch und herum und schmetterte ihn gegen die Wand. Der Säbel entglitt seinen Händen und polterte zu Boden. Irgendwoher nahm ich die Geistesgegenwart, die Waffe mit dem Fuß zur Seite zu stoßen, wirbelte blitzartig wieder zu dem Drachenkrieger herum und zielte auf seinen ungeschützten Hals.
Aber der Sekundenbruchteil, den ich abgelenkt gewesen war, seine Waffe beiseite zu stoßen, war schon zu viel gewesen. Der Arm des Mannes kam mit einer blitzartigen Bewegung hoch, fing meinen Hieb ab und brachte mich aus dem Gleichgewicht. Nahezu im gleichen Sekundenbruchteil traf seine andere Hand meinen Leib, in einer sonderbaren Haltung nach oben gereckt und die Finger einwärts gekrümmt, sodass mich nur der Handballen traf.
Es war wie eine Explosion. Ich prallte gegen die Wand, bekam keine Luft. Farbige Kreise tanzten vor meinen Augen. Meine Glieder wurden schwer. Alle Kraft schien aus meinem Körper gewichen und meine Bewegungen waren von einer quälenden Langsamkeit. Wie durch einen roten Nebel sah ich, wie der Drachenkrieger einen halben Schritt zurückwich, ganz leicht in den Knien einknickte und sich blitzartig um die eigene Achse drehte.
Sein Fuß traf meine Rippen. Ich hörte meine eigenen Knochen knacken, kippte mit einem lautlosen Schmerzensschrei – denn ich bekam noch immer keine Luft – nach vorne und griff blindlings zu. Zwischen meinen Fingern war plötzlich glatter, seidiger Stoff. Instinktiv klammerte ich mich daran, riss mit aller Kraft und zerrte ihn mit mir, als ich zu Boden stürzte.
Der Drachenkrieger machte sich mit einem zornigen Ruck frei, taumelte ein Stück nach hinten und griff instinktiv nach der steinernen Balkonbrüstung.
Sie zerbröckelte unter seinen Fingern zu Staub.
Die Augen des Maskierten weiteten sich entsetzt. Einen Moment lang hing er mit wild rudernden Armen in einer unmöglichen Schräglage in der Luft, dann kippte er ganz langsam nach hinten, stieß einen gellenden Schrei aus und stürzte in die Tiefe. Das Geräusch, mit dem er in der Halle aufschlug, klang seltsam gedämpft und weich in meinen Ohren.
Ich krümmte mich vor, krampfte die Hände über dem Leib zusammen und rang verzweifelt nach Luft. Ich konnte wieder atmen, aber jeder einzelne Atemzug war eine Orgie der Qual. Schleier wogten vor meinen geschlossenen Augen und mein Herz schlug rasend, als wolle es zerbersten. Jemand berührte mich an der Schulter, stellte mich auf die Beine und ich hörte eine Stimme, die meinen Namen rief, aber alles erschien mir unwirklich und sehr weit weg, als hallten die Worte über einen unendlich tiefen Abgrund zu mir herüber …
Eine Hand klatschte in mein Gesicht, und der neuerliche Schmerz riss mich in die Wirklichkeit zurück. Ich stöhnte, öffnete die Augen und hob instinktiv die Hände vor das Gesicht, um mich vor neuen Schlägen zu schützen. Rowlf hatte mich gepackt und gegen die Wand gelehnt. In seinem Blick flammte eine Mischung aus Sorge und Angst und seine Linke war zum Schlag erhoben.
»Nicht mehr … schlagen!«, stammelte ich. »Es … geht wieder.«
Rowlfs Blick nach zu schließen, zweifelte er diese Tatsache erheblich an. Aber er ließ die Hand gehorsam sinken und ließ auch meine Rockaufschläge los, griff aber sofort wieder zu, als ich prompt zusammenzusacken begann. Wieder überkam mich Schwäche, aber diesmal war es nicht dieser böse, rasende Blutrausch, der meine Sinne zu vernebeln begann, sondern nur die Nachwirkungen der mörderischen Hiebe, die ich hatte hinnehmen
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