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Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Sache, an die man sich gewöhnt; sehr schnell sogar.
    An dieses Haus hatte ich mich nicht gewöhnt, im Gegenteil. Irgendetwas Unsichtbares, körperlos Böses schien seine Mauern zu erfüllen, etwas wie ein beständiger eisiger Hauch, der weniger mit den normalen menschlichen Sinnen, als vielmehr mit der Seele spürbar war. Selbst an hellen Tagen schien immer ein Hauch von Düsternis in den Zimmern zu hängen, und oft – vor allem nachts und vor allem, wenn ich allein war – hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden; als hätten die Wände Augen. Es war nichts Feindseliges in diesem … Etwas, das spürte ich deutlich.
    Aber es war erschreckend.
    Erschreckend und vor allem fremd.
    Ich vertrieb den Gedanken, ging ein wenig schneller und betrat die Bibliothek. Der Raum war dunkel; nur durch die Fenster, deren Vorhänge zur Hälfte zugezogen waren, fiel ein schwacher Streifen silbernen Mondlichtes herein, sodass ich die Umrisse der Möbel als schwarze, massige Schatten erkennen konnte. Vor der südlichen Wand leuchteten die drei Ziffernblätter der Standuhr wie geheimnisvolle, matt grüne Augen.
    Ich schloss die Tür hinter mir, ging zum Schreibtisch und streckte die Hand nach der Tischlampe aus, während ich mit der anderen in meiner Westentasche nach Streichhölzern kramte.
    Irgendwo hinter mir raschelte etwas.
    Ich erstarrte mitten in der Bewegung, nahm die Hand behutsam aus der Tasche und drehte mich ganz langsam herum. Draußen vor dem Fenster rissen die Wolken auf und die beiden dreieckigen Streifen silbernen Mondlichtes wurden heller, aber die Dunkelheit jenseits von ihnen schien sich eher noch zu verdichten. Die Schatten wurden schwarz und gleichzeitig härter, wie mit scharfen Tuschestrichen gezogen. Dann wiederholte sich das Rascheln.
    Und diesmal war es so deutlich, dass ich vollkommen sicher war, es mir nicht bloß eingebildet zu haben.
    Mit angehaltenem Atem sah ich mich um. Das Rascheln war jetzt permanent zu hören, ein gedämpfter, scharrender Laut, der mich an das Kratzen kleiner scharfer Krallen erinnerte; gleichzeitig glaubte ich einen schwachen, moderigen Geruch zu verspüren.
    War da nicht eine Bewegung? Zuckte und wogte es nicht in den Schatten, als wäre die Dunkelheit selbst zum Leben erwacht?
    Meine Hand tastete nach der Schreibtischschublade, zog sie lautlos auf und fand den kleinen, zweischüssigen Damenrevolver, den ich darin aufzubewahren pflegte. Vorsichtig, um kein überflüssiges Geräusch oder etwa eine verräterisch hastige Bewegung zu machen, zog ich ihn hervor.
    Wieder hörte ich den raschelnden Laut, viel deutlicher diesmal – und näher. Es klang, als rieben sich kleine, weiche Körper aneinander. Der Friedhofsgeruch wurde stärker.
    Mein Herz begann zu hämmern und das Verlangen, aus dem Zimmer zu stürzen, wurde beinahe übermächtig.
    Mit aller Selbstbeherrschung, die ich aufzubringen imstande war, trat ich zum Fenster, tat so, als blicke ich neugierig auf die Straße hinab – und riss mit einer einzigen Bewegung den Vorhang herunter. Gleichzeitig wirbelte ich herum und riss die Waffe in die Höhe.
    Der Anblick ließ mich erstarren.
    Das Mondlicht strömte wie ein silberner Scheinwerferstrahl durch das Fenster und tauchte den rückwärtigen Teil der Bibliothek in beinahe taghelle Helligkeit.
    Der Boden dort drüben bewegte sich! Schwarze Schlangen aus Finsternis bebten und zuckten auf dem Teppich, bizarre Grimassen aus Substanz gewordener Dunkelheit grinsten mich an, glitzernde Spinnenbeine tasteten zitternd in die Luft …
    Dann zerstob die Illusion. Die Dunkelheit ballte sich zu Körpern und ich sah, was es wirklich war.
    Ratten.
    Auf dem Teppich vor dem Kamin lagen Dutzende von Ratten! Große, hässliche Tiere mit schwarzgrauem Fell, die meisten tot. Nur wenige hatten noch die Kraft, sich mit zuckenden Bewegungen von der Stelle zu rühren.
    Für endlose Sekunden blieb ich reglos und erstarrt vor Schreck und Ekel vor dem Fenster stehen. Der Anblick krampfte meinen Magen zu einem harten, schmerzhaften Klumpen zusammen. Meine Hand umklammerte den nutzlosen Revolver so heftig, dass sie zu zittern begann, und trotz des eisigen Schauers, der immer und immer wieder meinen Rücken hinablief, brach mir überall am Leib der kalte Schweiß aus.
    Trotzdem war es mir unmöglich, den Blick von der grauenhaften Erscheinung zu nehmen.
    Die Ratten bildeten einen großen, zuckenden Berg aus Leibern und ineinander verkrallten Gliedmaßen, eine einzige, schwärzliche Masse, die wie ein

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