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Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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jedes Mal, wenn er versuchte genauer hinzusehen, schien irgendetwas seinen Blick abzudrängen, sodass es ihm unmöglich wurde, sich auf eine bestimmte Stelle zu konzentrieren.
    Stome zögerte. Seine Zungenspitze fuhr nervös über die Lippen, während sich seine Hände immer fester um den Schaft des Gewehres krampften. Das Metall hatte die Kühle der Nacht aufgesaugt und fühlte sich eisig an.
    Mit einem Male war Stome sich gar nicht mehr sicher, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, hierher zu kommen. Aber er war schon zu weit gegangen, um jetzt zurückzugehen und so tun zu können, als wäre nichts geschehen.
    Und er hatte das sichere Gefühl, dass er gar nicht mehr zurück konnte, selbst wenn er es gewollt hätte. Die Schatten wogten und huschten hinter ihm und da war noch immer das Huschen und Rascheln wie von Hunderten winziger Körper, die sich aneinander rieben. Aus der Dunkelheit schienen ihn unsichtbare Augen anzustarren und es lag irgendetwas Lauerndes in der Schwärze, die sich wie eine Mauer um ihn zusammenzuziehen begann.
    Stome raffte noch einmal all seinen Mut zusammen und trat durch das nur angelehnte Tor. Die beiden gewaltigen schmiedeeisernen Wolfsfiguren, die beiderseits des Tores Wache hielten, schienen jede seiner Bewegungen mit ihren starren Blicken zu verfolgen.
    Unter seinen Schuhen knirschte der Kies, als er zwischen den schmalen Grabreihen hindurchging, auf die Quelle des grünen Leuchtens zu. Der pulsierende Lichtschein wurde immer stärker. Der Rhythmus erinnerte Stome auf unheimliche Weise an das Schlagen eines riesigen, bösen Herzens.
    Er blieb stehen, sah sich mit einer Mischung aus Furcht und immer stärker werdender Verwirrung um und versuchte, das Dunkel zwischen den Gräbern mit Blicken zu durchdringen. Der Boden erschien ihm schwarz, obwohl er mit hellen Kieseln belegt war, und es sah aus, als … lebe er.
    Stome schauderte. Der Geruch, der ihn vom Ort her begleitet hatte, war stärker geworden: eine sonderbare Mischung aus dem Geruch feuchter Erde, Moder, Fäulnis und noch etwas anderem, das er kannte, aber nicht einordnen konnte.
    Fröstelnd wandte er sich um, warf einen Blick auf die flackernde Halbkugel aus grünem Licht, die noch immer im hinteren Drittel des Friedhofes pulsierte und trat dann vom Weg hinunter.
    Der Boden unter seinen Füßen gab nach.
    Stome keuchte, griff Halt suchend in die Luft, ließ das Gewehr fallen und kippte mit haltlos wirbelnden Armen nach vorne, als das lockere Erdreich unter seinen Füßen wegrutschte. Er fiel, überschlug sich drei, vier, fünf Mal, prallte auf etwas ekelhaft Weiches und unterdrückte im letzten Moment einen Schrei, als er erkannte, was seinen Sturz gedämpft hatte.
    Es war eine Ratte!
    Das Tier quiekte und zappelte, scharrte mit seinen scharfen Krallen im Boden und versuchte verzweifelt, wieder frei zu kommen.
    Stome fuhr mit einem Schrei in die Höhe, schleuderte das Tier von sich und wirbelte herum.
    Eine eisige Hand schien nach seinem Herz zu greifen und es zusammenzudrücken, als er begriff, dass das Loch, das da so jäh im Boden aufklaffte, nichts als ein Grab war, ein Grab, das wieder geöffnet worden war. Der Sarg darin war zerschlagen und zerfetzt und unter dem krumigen feuchten Erdreich waren die Umrisse eines Körpers zu erkennen.
    Eines menschlichen Körpers!
    Stome prallte mit einer entsetzten Bewegung zurück – und erstarrte.
    Der Rand der Grube, in die er gestürzt war, hob sich als messerscharf gezogene Linie gegen das Schwarzblau des Nachthimmels ab. Und darauf, in beinahe militärisch anmutender Präzision nebeneinander aufgereiht, hockten die Ratten.
    Hunderte von Ratten.
    Stome fuhr herum und schrie auf, als er sah, dass auch auf der anderen Seite des Kraters die Ratten hockten, zahllose der kleinen, hässlichen Tiere, vom grünen Widerschein des flackernden Lichtes zu unheimlichen Schatten verzerrt. Und aus der Dunkelheit tauchten immer mehr und mehr auf …
    Stome begann zu schreien. Plötzlich, von einer Sekunde auf die andere, fegte eine Woge grauer Panik jeden Rest klaren Denkens aus seinem Bewusstsein. Das Rascheln und Schleifen wurde lauter und mit einem Male wusste er, was dieser fürchterliche Laut bedeutete: Es war das Geräusch von Rattenfüßen, die über den Boden scharrten.
    Von Millionen von Rattenfüßen …
    Stome stürzte ziellos nach rechts, dann nach links, prallte zurück und drehte sich, halb von Sinnen vor nackter, wilder Panik, im Kreis. Aber überall waren die Ratten, ganz

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