Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
sagte Howard scharf. »Rühr sie nicht an, Robert!«
    Ich gehorchte. Es war nicht das erste Mal, dass ich erlebte, wie sehr der harmlose Eindruck täuschte, den die vermeintliche Standuhr auf einen unbefangenen Besucher ausübte; weiß Gott nicht! Hinter ihrer Fassade verbarg sich nichts anderes als eines der geheimnisumwitterten Tore der GROSSEN ALTEN. Aber sowohl Howard als auch ich hatten seit den Ereignissen in Paris angenommen, dass das bizarre Transportsystem der ausgestorbenen Dämonenrasse zusammengebrochen sei.
    Das Bild, das sich uns bot, überzeugte uns auf recht drastische Weise vom Gegenteil. Keine zehn Pferde hätten mich jetzt noch dazu gebracht, die Uhr auch nur zu berühren!
    »Was ist passiert?«, fragte Howard. Obwohl er sich Mühe gab, so ruhig und sachlich wie gewohnt zu klingen, hörte ich das Zittern in seiner Stimme deutlich. Ich warf ihm einen raschen Blick zu und bemerkte, dass sein Gesicht bleich wie Schnee und von feinen Perlen glitzernden Schweißes bedeckt war. Sein Adamsapfel hüpfte ununterbrochen auf und ab, als müsse er schlucken, um seiner Übelkeit Herr zu werden.
    »Ich weiß es nicht«, murmelte ich. »Ich bin hereingekommen, und …« Ich sprach nicht weiter, denn in diesem Moment bewegte sich etwas dicht neben meinem rechten Fuß. Ein kleiner grauer Ball kroch auf mich zu, stieß ein klägliches Quietschen aus und verendete. Voller Entsetzen führte ich mir die Tatsache vor Augen, dass längst nicht alle Ratten tot waren.
    »Ich weiß nicht, was das alles bedeutet, Howard«, sagte ich noch einmal. »Es war alles schon so, als ich hereingekommen bin.« Ich wies auf die Uhr. »Sie müssen durch das Tor gekommen sein.«
    Howard sah mich zweifelnd an. Er machte einen Schritt auf die offen stehende Uhr zu, blieb stehen und ließ sich dicht neben dem Strom graubrauner toter und sterbender Ratten in die Hocke sinken. Seine Gelenke knackten. Einen Moment lang sah er sich suchend um, dann deutete er mit einer Kopfbewegung auf das Lineal, das auf meinem Schreibtisch lag, und streckte fordernd die Hand aus.
    Ich reichte es ihm. Howard stützte sich mit der Linken am Boden auf und angelte mit dem Ende des Lineals nach der Tür der Standuhr. Die Scharniere knirschten leise, als das massive Eichenholzblatt vollends nach außen schwang.
    Howard prallte mit einem nur halb unterdrückten Schreckensruf zurück, als Hunderte und Aberhunderte von toten Ratten wie eine braune Lawine aus der Uhr kollerten und sich auf dem Boden verteilten. Kleine, trübe Rattenaugen starrten uns beinahe vorwurfsvoll an. Ein widerlicher Geruch erfüllte mit einem Male das Zimmer.
    Mit rasendem Herzen trat ich hinter Howard und spähte in die Uhr. Die komplizierte Mechanik des Läutwerks war verschwunden, aber das hatte ich erwartet. Was ich nicht erwartet hatte, war der zuckende, rotweiße Korridor, der hinter der Tür begann.
    Er war rund, wenn auch nur annähernd, denn seine Wände befanden sich in beständiger zuckender Bewegung und er schien sich unablässig zu biegen und zu winden wie ein Schlauch. Tropfen von weißer und roter Flüssigkeit drangen überall aus Wänden und Decke und es war nicht auszumachen, aus welchem Material er bestand. Aber ich hatte das sichere Gefühl, etwas Lebendigem gegenüberzustehen …
    Howard packte sein Lineal fester, beugte sich weiter vor und schob die Tür langsam wieder zu. Immer wieder musste er damit innehalten, um tote Ratten beiseite zu schieben, die die Tür blockierten, und ich hatte das Gefühl, dass der Tunnel stärker zuckte und bebte, je weiter sich die Tür schloss.
    Dann ging es nicht weiter. Ich sah, wie sich Howards Gesicht vor Anstrengung verzerrte und er in seiner unsicheren Position das Gleichgewicht zu verlieren drohte; gleichzeitig bog sich das dünne Holzlineal durch, obwohl die Tür jetzt frei war. Howards Gesicht verzerrte sich, während er gegen den unsichtbaren Widerstand ankämpfte, aber das einzige Ergebnis war, dass sich das Lineal noch weiter durchbog und schließlich splitternd zerbrach.
    Mit einem unterdrückten Fluch richtete sich Howard auf, stieß ein paar tote Ratten mit dem Fuß zur Seite und legte beide Hände auf die Tür. Er tat es sehr behutsam, so, als erwarte er, dass irgendetwas Schreckliches geschähe. Aber es passierte nichts und nach einer weiteren Sekunde des Zögerns stemmte sich Howard mit mehr Kraft gegen die Tür und versuchte sie schließlich mit der Schulter zuzudrücken.
    Es gelang ihm erst, als Rowlf und schließlich auch

Weitere Kostenlose Bücher