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Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich in den Himmel und suchte den Mond, der jetzt nur noch als blasser Schemen hinter den Wolken sichtbar war; schon fast hinter dem Horizont verschwunden. »Jaja«, kicherte er. »Morgen ist Vollmond, nicht wahr? Ihr grauen Herren wisst schon, was das bedeutet.«
    Wie zur Antwort raschelte es jetzt auch neben ihm und als Kilian zur Seite sah, erkannte er eine handlange, graubraun gestreifte Ratte, die auf lautlosen Pfoten herangehuscht war und ihn anstarrte. Der Blick ihrer schwarzen Knopfaugen war nicht der eines Tieres. Kilian erkannte die böse, lauernde Intelligenz, die hinter diesem Blick lag. Und er verstand die Botschaft, die ihm die Ratte mitteilte. Es war keine Telepathie oder sonst irgendeine Art der Kommunikation, die die Menschen kannten, sondern ein blitzartiges, unerklärliches Austauschen von Wissen. Kilian wusste einfach, was die Ratte ihm sagen wollte. Und er begriff den Ernst dieser letzten Warnung.
    »Ist gut, ist gut«, sagte er, unablässig nickend. »Kilian geht. Ihr grauen Herren braucht keine Angst zu haben, dass er sich in eure Angelegenheiten mischt. Und er wird auch den anderen nichts sagen.«
    Der alte Säufer kicherte noch einmal blödsinnig, dann kämpfte er sich den Weg, den er durch den Dornenbusch gekommen war, zurück, stieg prustend und schnaubend über die Mauer und verschwand in der Dämmerung.
    Die Ratte sah ihm nach, als hätte sie seine Worte verstanden.
     
    »Hört denn dieser Wahnsinn niemals auf?«, murmelte ich mit bebender Stimme.
    »Nein«, antwortete Howard. Er klang bedrückt, sein Gesicht war grau vor Sorge. »Das kann es nicht, Robert«, sagte er mit großem Ernst. »Dann wäre nämlich die Serie zu Ende und wir zwei würden arbeitslos. Das Stempelgeld für abgetakelte Geisterjäger ist miserabel, das kann ich dir sagen.«
    Ich starrte ihn irritiert an, dann zuckte ich resignierend mit den Schultern und wandte mich wieder der Handlung zu. Howard hatte – wie immer – Recht.
    Vor den Fenstern kroch graue Dämmerung in die Nacht, aber wir saßen noch immer beieinander; keiner von uns hatte auch nur einen Gedanken daran verschwendet, sich zurückzuziehen oder gar Schlaf finden zu wollen. Es war fünf Uhr – eine Zeit, zu der ich normalerweise zu Bett ging und gewisse abartig veranlagte Menschen bereits wieder aufstanden – und wir hatten den Rest der Nacht damit verbracht, die toten Ratten zu beseitigen und wenigstens wieder einigermaßen Ordnung zu schaffen. Nicht, dass es uns gelungen wäre. Der Aasgestank würde sich noch monatelang in Tapeten und Vorhängen halten, und überall auf dem Teppich waren dunkle Flecken zurückgeblieben. Aber wir hatten wenigstens die Rattenkadaver beseitigt und sogar das Kunststück fertig gebracht, dies zu tun, ohne die Dienerschaft dabei aufzuwecken. Die Männer und Frauen, die in meinem Dienst standen, waren zwar Absonderliches gewöhnt, aber ein paar hundert verstümmelte Ratten, die aus dem Nichts in meiner Bibliothek auftauchten, gehörten nun doch nicht dazu.
    Mit zitternden Händen griff ich nach meiner Tasse mit längst kalt gewordenem Kaffee, trank einen Schluck und stellte sie mit einem übertrieben kräftigen Ruck wieder ab, als Howard sich die wahrscheinlich fünfzigste Zigarre während dieser Nacht anzündete. Er hatte argumentiert, dass der Tabaksgeruch den Aasgestank überdeckte – was nicht stimmte, es roch jetzt zwar nicht mehr nach Aas, sondern nach verbranntem Aas – aber ich hatte mich trotzdem geschlagen gegeben.
    »Ich versteh dat nich«, murmelte Rowlf. »Du has doch gesacht, dass dat Tor nich mehr geht. Der Lausdreck -«
    »De Laurec«, verbesserte ihn Howard müde, aber Rowlf fuhr unbeirrt fort: »Der Lausdreck hat doch das Gehirn zu Klump geschlagen.«
    Wir hatten angenommen, dass die Gefahr, die von diesem Dimensionstunnel ausging, damit endgültig beseitigt sei. Seit ein paar Stunden jedoch wussten wir nun, dass das nicht stimmte. Was immer de Laurec oder Balestrano getan hatten – sie hatten die Tore nicht zerstört.
    Howard deutete mit dem glühenden Ende seiner Zigarre auf die tote Ratte, die auf einem Stück Papier auf dem Tisch lag. Ich hatte ein paar Stunden Zeit gehabt, mich an den Anblick zu gewöhnen; trotzdem krampfte sich mein Magen schon wieder zu einem schmerzhaften Klumpen zusammen, als ich das verstümmelte Tier ansah. »Zumindest funktioniert es nicht mehr so, wie es sollte«, sagte er. »Sieh dir dieses Tier an. Ich vermute, es war eine völlig normale Ratte, als es das Tor betreten

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