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Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Decke war gewölbt und aus massiven, tonnenschweren Steinquadern zusammengesetzt und auf dem Boden standen rechteckige, geborstene Kästen aus porös gewordenem Stein.
    Ich blieb stehen, sah mich stirnrunzelnd um und wandte mich an Ger, der ebenfalls mitten im Schritt verharrt war.
    »Ich kenne diese Gruft«, murmelte ich. »Ich … war schon einmal hier.« Ich deutete auf die niedrige Tür, die am Ende einer kurzen Steintreppe auf der anderen Seite aus dem Gewölbe hinausführte. »Dahinter liegt die Kirche.«
    Ger nickte. Seine Zunge fuhr nervös über die aufgeplatzten, rissig gewordenen Lippen, während sein Blick unstet hierhin und dorthin tastete, als hätte er Angst, die Schatten könnten plötzlich lebendig werden und sich auf uns stürzen.
    »Ich … weiß«, sagte er stockend. Das niedrige Gewölbe warf seine Worte vielfach gebrochen und verzerrt zurück und verlieh ihnen einen unheimlichen Klang.
    »Wir … nähern uns dem ursprünglichen Labyrinth.« Die Spitze seiner Waffe deutete nach oben, zur Decke. »Wir sind schon unter der Erde, Robert. Tief unter der Erde.«
    Seine Worte berührten mich unangenehm. Plötzlich hatte ich das Gefühl, das Gewicht der Erd- und Steinmassen, das auf dem steinernen Gewölbe lastete, wie einen unerträglichen Druck zu spüren, einen Druck, der mir langsam die Brust zusammendrückte und mich am Atmen hindern wollte.
    Irgendetwas war hier. Ich war auf irgendetwas – oder jemanden – getroffen, hier oder in der Nähe dieses Gewölbes, als ich das erste Mal hier gewesen war, aber ich vermochte mich nicht zu erinnern, was es gewesen war. Es war zu viel geschehen, nachdem ich in dieses Labyrinth eingedrungen war.
    Wir gingen weiter. Die Tür am anderen Ende war diesmal nicht verschlossen, und nachdem Looskamp zwei Männer vorausgeschickt hatte und sie zurückgekommen waren und gemeldet hatten, dass alles in Ordnung sei, traten auch wir hindurch.
    Vor uns erstreckte sich das Schiff einer uralten, sehr großen Kirche, das gleiche Gotteshaus, durch das ich meine verzweifelte Flucht vor Croff und seinen beiden Begleitern fortgesetzt hatte.
    Aber wie hatte es sich verändert!
    Beim ersten Mal hatte es nur leicht angestaubt gewirkt, eine Kirche, die vielleicht ein wenig vernachlässigt, aber durchaus noch lebendig war.
    Jetzt war es eine Ruine. Die Fenster waren zerschlagen, schwarze leere Augenhöhlen, hinter denen wesenlose Finsternis wallte. Ein Teil des Daches war herabgestürzt und hatte mit seinen Trümmern die Bankreihen zermalmt. Das große Holzkreuz, das an der Wand über dem Altar gehangen hatte, lag zerbrochen auf dem Boden, darunter das Skelett eines Menschen, den es erschlagen hatte. Vermutlich den Priester.
    Das Schlimmste aber waren die Gebetsstühle. Bei meinem ersten Hiersein hatten Dutzende, wenn nicht Hunderte von Menschen darin gesessen, gebetet und gesungen. Schon damals waren sie mir unnatürlich starr und wie Puppen vorgekommen.
    Jetzt waren es Leichen. Mumifizierte, in betenden Haltungen erstarrte Körper, schon vor Jahrzehnten oder vielleicht sogar Jahrhunderten gestorben und in einem zeitlosen Augenblick des Grauens eingefroren. Deutlicher als bisher begriff ich plötzlich, was Looskamp gemeint hatte, als er sagte, dass das Labyrinth mit Schein und Trug arbeitete. Ich hatte Leben gesehen, wo Tod war, Bewegung, wo die Stille der Ewigkeit längst Einzug gehalten hatte. Was ich gesehen hatte, war nichts als ein Schatten einer längst vergangenen Wirklichkeit gewesen.
    Looskamps Gesicht war zu einer Maske des Zornes geworden, als ich mich zu ihm herumdrehte. Seine Augen waren geweitet, während sein Blick in hilflosem Entsetzen über die Bankreihen tastete.
    »Selbst dies«, murmelte er. Seine Stimme zitterte und hörte sich an, als wolle sie brechen. »Selbst ein Haus des Herrn hat es in seiner Gier verschlungen.«
    Seine Worte ließen mich innerlich erschauern. Ich hatte fast vergessen, dass die Tempelherren mehr als eine Vereinigung fanatischer Männer waren, sondern auch Priester, kämpfende Mönche, die sich zusammengetan hatten, um das Wort des Herren mit dem Schwert in alle Welt zu tragen. Sicher waren sie irregeleitet, religiöse Fanatiker, die sich in ihrem Wahn mehr vom Kern ihres Glaubens entfernt hatten, als sie selbst ahnten. Trotzdem waren sie sehr gläubig. Für einen Mann wie Looskamp musste der Anblick dieser Kirche hundert Mal schlimmer sein als für mich.
    Ich wollte ihm ein Wort des Trostes sagen, aber in diesem Moment ertönte aus dem

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