Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers
ist alles in Ordnung, Bruder«, sagte er. »Du hast uns alle gerettet.«
»Ich?« De Laurec versuchte zu lächeln, aber es misslang, Schmerz und Schock ließen nur eine Grimasse daraus werden. Verwirrt stemmte er sich auf die Ellbogen hoch, fuhr plötzlich zusammen und drehte mit einem erschrockenen Laut den Kopf, um zum Altarstein und dem Kristallgehirn hinüberzublicken.
Der schwarze Steintisch stand unberührt da, aber das Kristallgehirn war zur Seite gefallen und halb von der Platte heruntergerutscht. De Laurec sah deutlich die Stelle, an der sein Schwert eine Scharte in den diamantharten Kristall geschlagen hatte. »Was ist passiert?«, murmelte er. »Ich … erinnere mich kaum.«
Balestrano lächelte. »Das ist normal«, sagte er. »Ich fürchte, du hast eine schwere Gehirnerschütterung, Bruder Laurec.« Er schwieg einen Moment und als er weitersprach, waren seine Augen dunkel vor Sorge. »Es ist meine Schuld«, sagte er. »Ich hätte diesen Versuch niemals zulassen dürfen.«
De Laurec hörte seine Worte kaum. Es fiel ihm schwer, sich auf den alten Mann zu konzentrieren. Seine Gedanken begannen sich zu verwirren, und für einen ganz kurzen Moment fragte er sich vollen Ernstes, wer er überhaupt war und wie er hierher kam.
Verwirrt hob er die Hand an den Kopf und tastete mit den Fingerspitzen über die Schläfe. Warum hatte er plötzlich das Gefühl, eine lautlose Stimme in seinem Schädel flüstern zu hören?
»… unterschätzt«, sagte Balestrano. De Laurec fuhr zusammen und sah den Großmeister schuldbewusst an. Er begriff erst jetzt, dass Balestrano die ganze Zeit mit ihm gesprochen hatte. Er hatte die Worte nicht einmal gehört!
»Deine Befürchtungen waren nur zu berechtigt«, fuhr Balestrano fort. »Dieses Ding« – er verzog angewidert das Gesicht und deutete auf das beschädigte Kristallgehirn – »ist Teufelswerk. Wir hätten es niemals berühren dürfen!«
De Laurec schwieg. Was hätte er auch sagen sollen? Sie waren zusammengekommen, um das Kristallgehirn, das seinem Besitzer Gewalt über die magischen Tore der GROSSEN ALTEN gab, unter ihre Kontrolle zu bringen. Aber das Geschehen bewies, dass sich das magische Artefakt sehr wohl zu schützen vermochte, selbst gegen eine Loge der Tempelritter.
»Um ein Haar wären wir alle gestorben«, fuhr Balestrano fort, »hättest du es nicht zerschlagen.«
De Laurec blickte unsicher an Balestrano vorbei auf das schimmernde Kristallgebilde. »Ist es … zerstört?«, fragte er.
Balestrano schwieg einen Moment, dann zuckte er mit den Achseln. »Ich weiß es nicht«, gestand er. »Zumindest ist es im Augenblick ungefährlich. Und ich werde dafür sorgen, dass es so bleibt.« Er schürzte entschlossen die Lippen. »Wir haben an Kräften gerührt, die nicht für Menschen sind«, sagte er bestimmt. »Um ein Haar hätten wir den Preis dafür gezahlt.«
»Was wollt ihr tun?«, fragte de Laurec. »Es … vernichten?« Warum erschrak er so sehr bei diesem Gedanken? Bei der Vorstellung, das kristallene Gebilde zu zerstören, verspürte er eine beinahe körperliche Angst.
Balestrano schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er, »denn dazu ist es zu wertvoll. Ich bezweifle auch, dass wir es könnten. Aber ich werde es an einen sicheren Ort bringen und dafür sorgen, dass niemand seine Kräfte weckt, ehe wir nicht genau wissen, womit wir es zu tun haben.« Er stand auf, wartete, bis auch de Laurec sich erhoben hatte, und deutete mit einer befehlenden Geste zur Tür.
»Geht«, sagte er. »Geht alle hinaus. Lasst mich allein. Was zu tun ist, muss ich allein tun.«
De Laurec starrte den weißhaarigen Tempelritter sekundenlang an. Seine Verwirrung wuchs mit jeder Sekunde. Er hatte plötzlich eine absurde Angst davor, dass Balestrano trotz seiner gegenteiligen Worte das Gehirn zerstören würde, und sei es nur aus Angst vor dessen Macht.
Aber er sprach nichts davon aus, sondern drehte sich schließlich ebenso wie die anderen um und wollte den Kellerraum verlassen. Doch diesmal war es Balestrano selbst, der ihn zurückhielt.
»Noch einen Moment, Bruder Laurec«, sagte er. De Laurec blieb gehorsam unter der Tür stehen und wandte sich noch einmal um. Balestrano war dicht an den Tisch mit dem kristallenen Gehirn herangetreten, und auf seinem Gesicht lag ein angespannter, konzentrierter Ausdruck. »Fühlst du dich wieder kräftig genug, einen Moment mit mir zu reden?«, fragte er.
De Laurec nickte. »Natürlich.«
»Dann warte draußen auf mich«, sagte
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