Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
meinst du?«
    Looskamp wollte auffahren, aber Balestrano brachte ihn mit einem raschen Wink zum Schweigen. »Lass nur, Bruder Looskamp«, sagte er. »Craven hat nicht einmal so Unrecht. Vielleicht war es ein Fehler, den Herrn des Labyrinths in unsere Gewalt bringen zu wollen. Dieses Ding ist von Übel und nicht für Menschenhand gedacht. Wir hätten es zerstören sollen.«
    »Was … was bedeutet das?«, fragte ich leise. Ein schrecklicher Verdacht begann in mir Gestalt anzunehmen. »Was haben Sie getan?«
    »Wir haben versucht, die Macht des Gehirns unter unsere Kontrolle zu bringen, Craven«, antwortete er ernst. »Aber der Versuch scheiterte.«
    »Scheiterte? Was geschah?«
    »Nichts, was einer von uns erklären könnte«, erwiderte Balestrano ausweichend. »Nur so viel – um ein Haar wären ich und alle, die Sie hier sehen, ums Leben gekommen. Bruder de Laurec war es, der uns rettete.« Er schwieg eine Sekunde. »Aber ich fürchte«, fügte er dann hinzu, »dass irgendetwas mit ihm geschehen ist.«
    Die Tür am Ende des Ganges wurde geöffnet und einer der beiden Templer kam zurück. Er hatte Hut und Mantel abgestreift und trug jetzt nur noch das Zeremoniengewand des Ordens – schwarze Hosen, ein feingewebtes Kettenhemd, das in einer Art Kapuze endete, und darüber ein weißes Hemd mit dem gleichschenkeligen Kreuz des Templerordens. In seiner Rechten blitzte ein Schwert. Balestrano wandte sich um und sah ihn fragend an.
    Der Mann nickte, trat beiseite und machte eine einladende Handbewegung. Dicht hinter Balestrano verließen wir den Gang und traten in einen weiteren, nur schwach beleuchteten Korridor hinaus. Eine Treppe führte an seinem jenseitigen Ende in die Höhe. Der Templer deutete schweigend mit dem Schwert hinauf und wir gingen weiter.
    Am oberen Ende der Treppe befand sich eine einzelne, nur angelehnte Tür. Flackerndes elektrisches Licht drang durch ihre Ritzen und als ich hinter Balestrano hindurchtrat, bot sich mir ein Anblick, der mir im wahrsten Sinne des Wortes den Atem stocken ließ.
    Wir standen auf einer schmalen, von einem brusthohen Geländer gesicherten Galerie, unter der sich ein gewaltiger, rechteckiger Saal ausdehnte. Eine Unzahl elektrisch betriebener Kronleuchter, deren Birnen bei jedem Blitz, der draußen niederzuckte, hektisch zu flackern begannen, beleuchtete eine bizarre Szene: Der Fußboden der Halle war mit gewaltigen schwarzen und weißen Fliesen ausgelegt. Fliesen, deren Muster ein übergroßes Schachbrett bildeten. Ein Feld, auf dem die grausamste Parodie dieses Spiels der Könige ablief, die man sich nur denken konnte.
    Die meisten Figuren waren bereits ausgeschieden und lagen zermalmt und teilweise bis zur Unkenntlichkeit zerstört am Rande des Spielfeldes; ein gewaltiger Haufen ineinander geknoteter metallener Leiber und Glieder. Fünf der sieben Figuren, die noch auf dem Feld standen, waren Maschinen. Schreckliche, ins Riesenhafte vergrößerte Karikaturen von Schachfiguren, deren bloßer Anblick mir einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Die beiden Könige waren zweieinhalb Meter hohe Giganten, die nur aus Stacheln und reißenden Klingen zu bestehen schienen und in unheimlichem elektrischem Licht glühten. Die zwei Springer waren riesenhafte, grässlich verzerrte Pferdeköpfe auf einem metallenen Torso und die Dame, die neben dem weißen König stand, ähnelte jenem geschmackvollen Folterinstrument, das ich unter dem Namen Eiserne Jungfrau kannte – nur dass ihre Stacheln nach außen gekehrt waren.
    Die beiden letzten Figuren schließlich waren Menschen. Es dauerte einen Moment, bis ich den einen von ihnen erkannte, denn das Licht flackerte ununterbrochen und tauchte das Spielfeld in verwirrende Muster.
    »Howard!«, keuchte ich. »Um Gottes willen – das ist Howard!«
    Instinktiv wollte ich loslaufen, aber Looskamp ergriff mich am Arm und zerrte mich so heftig zurück, dass ich vor Schmerz aufstöhnte. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie zwei der Templer ihre Schwerter zogen und die Waffen drohend auf Rowlf richteten.
    Die zweite Gestalt unten auf dem Spielfeld sah auf, als sie meine Stimme hörte. Für einen Moment begegnete ich dem Blick zweier dunkler, stechender Augen, dann wandte der Mann den Kopf, sah Balestrano an und nickte knapp. »Bruder Jean.«
    »Was bedeutet das?«, fragte Balestrano scharf. »Was soll das alles, Sarim? Rede!«
    »Ich führe nur Euren Befehl aus, Bruder«, erwiderte Sarim de Laurec. Seine Stimme klang spöttisch. »Die Exekution des

Weitere Kostenlose Bücher