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Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hintereinander zu Boden, dass es manchmal minutenlang hell war; dann wieder bewegten sich die beiden Kutschen durch absolute Finsternis, die vom Klatschen des strömenden Regens und den Geräuschen der Kutschen und Pferde erfüllt war. Es war ein Albtraum.
    Obwohl wir fast eine Dreiviertelstunde unterwegs gewesen waren, hatten wir kaum ein Dutzend Worte miteinander gewechselt; und zu allem Überfluss hatten die Templer Rowlf und mich getrennt. Er war in den zweiten, gut fünfzig Meter hinter uns fahrenden Wagen verfrachtet worden, nachdem zwei von Balestranos Brüdern seine Hand verarztet hatten.
    Ohnehin war es eine sehr sonderbare Fahrt gewesen. Obwohl sich die beiden Templer, die Balestrano und mich begleiteten, keine Mühe machten, irgendwie anders als drohend auszusehen und einer von ihnen sogar mit einem Dolch herumspielte, spürte ich, dass diese Männer nicht meine Feinde waren. Balestrano hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass wir seine Gefangenen waren. Aber wenn, dann zu unserem eigenen Schutz. Ich glaubte ihm. Ich habe stets gespürt, ob mein Gegenüber mich belog oder die Wahrheit sprach, und ich war selten einem so ausgeprägten Gefühl von Wahrheit begegnet wie bei Balestrano. Die ganze Situation war absurd; gelinde ausgedrückt. Diese Männer waren zusammengekommen, um meinen besten Freund zu töten, und sie machten nicht einmal einen Hehl daraus. Und trotzdem waren sie nicht meine Feinde.
    Ich atmete innerlich auf, als wir nach einer Ewigkeit anhielten und Balestrano mir wortlos bedeutete, den Wagen zu verlassen. Der Regen klatschte mir wie eine nasse Hand ins Gesicht und vor dem Hintergrund der unablässig zuckenden Blitze wirkte das Haus, vor dem wir angehalten hatten, wie eine billige Theaterkulisse. Der zweite Wagen kam knarrend wenige Schritte neben uns zum Stehen. Die Räder versanken fast in dem sumpfigen Morast, in den der Regen den Weg verwandelt hatte, und als sich die Tür öffnete und Rowlf gefolgt von vier schweigenden Männern in dunklen Wettermänteln ins Freie sprang, spritzte Wasser hoch.
    Balestrano hob die Hand und zwei seiner Begleiter huschten lautlos an uns vorbei, öffneten das schmiedeeiserne Tor, das die brusthohe Gartenmauer vor uns durchbrach, und glitten hindurch. Eine halbe Minute später kam einer von ihnen zurück und nickte stumm. Erst dann gingen wir los. Mein Misstrauen regte sich stärker. Wenn dieses Haus einem von Balestranos Brüdern gehörte – wozu dann diese überflüssigen Sicherheitsmaßnahmen?
    Lautlos näherten wir uns dem Haus. Der Regen strömte immer dichter und die Blitze zuckten jetzt so dicht hintereinander, dass der parkgroße Garten des Anwesens fast taghell erleuchtet war. Die Luft knisterte von elektrischer Spannung und der Donner rollte so mächtig, als lieferten sich über uns zwei himmlische Heerscharen ein Artillerieduell.
    Balestrano blieb stehen, als wir uns der Tür bis auf drei Schritte genähert hatten. Einer seiner Begleiter eilte voraus und streckte die Hand nach dem löwenköpfigen Türklopfer aus, kam aber nicht dazu, ihn zu benutzen, denn in diesem Moment glitt das gewaltige Tor wie von Geisterhand bewegt nach innen. Balestrano ging los, als wäre so etwas das Selbstverständlichste von der Welt, und auch seine Begleiter folgten ihm ohne das geringste Zögern. Wohl oder übel mussten auch Rowlf und ich das sonderbare Haus betreten, obgleich mir alles andere als wohl dabei in meiner Haut war.
    Es war nicht nur die Tatsache, dass ich um Howards oder etwa um mein Leben fürchtete. Diese Art der Angst kannte ich. Aber die Furcht, die ich jetzt spürte, war anderer Art. Es war, als spüre etwas in meiner Seele die Anwesenheit einer Gefahr, die meinen normalen menschlichen Sinnen noch verschlossen war.
    Nun, was das anging – ich besaß noch ein paar mehr als die üblichen fünf Sinne. Während ich zwischen Balestrano und Looskamp durch die hohe, von elektrischem Licht beleuchtete Empfangshalle ging, versuchte ich den logischen Teil meines Denkens auszuschalten und mich auf die tiefer liegenden, animalischen Schichten meines Bewusstseins zu konzentrieren, auf die Teile des menschlichen Geistes, die mich zu dem befähigten, was die allermeisten Menschen mit Worten wie Zauberei und Magie bedacht hätten, nur weil sie nicht in der Lage waren, die wirkliche Natur dieser Kräfte zu erfassen.
    Aber der Erfolg war gleich Null. Dieses Haus war … tot. Ich spürte die Anwesenheit von Leben, aber es waren nur Rowlf und Balestrano und seine

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