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Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers

Titel: Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Männer. Dann, nach Sekunden, fühlte ich einen weiteren menschlichen Geist. Ich konnte seine Gedanken nicht lesen – das habe ich nie gekonnt und wollte es auch nicht können –, aber ich spürte den Schmerz und die Verzweiflung, die ihn erfüllten. Und dann erkannte ich ihn.
    Ich blieb so abrupt stehen, dass der hinter mir gehende Templer die Bewegung zu spät registrierte und in mich hineinrannte. »Howard«, sagte ich. »Howard ist hier, Rowlf.«
    »Das wissen wir, Craven«, sagte Balestrano scharf, ehe Rowlf antworten konnte. »Begehen Sie jetzt keine Dummheit. Wenn Sie versuchen, Ihrem Freund zu helfen -«
    »Werde ich auch zu Schaden kommen, ich weiß«, unterbrach ich ihn wütend. »Warum haben Sie mich hergebracht, Balestrano? Glauben Sie im Ernst, ich sehe tatenlos zu, wie Sie meinen Freund abschlachten?«
    »Ich fürchte, Sie haben keine andere Wahl, mein Junge«, sagte er sanft. »Dies hier sind Dinge, die Sie nichts angehen.«
    »Das werden wir sehen«, zischte ich.
    Seltsamerweise antwortete Balestrano nicht mehr, sondern sah mich nur eine Sekunde lang mit sehr sonderbarem Blick an, ehe er sich abrupt abwandte und schnell weiterging.
    Wir durchquerten die Halle und Balestrano öffnete eine niedrige Tür an ihrem gegenüberliegenden Ende. Ein schmaler, nur von einer einzelnen elektrischen Lampe erhellter Gang nahm uns auf. Ich betrachtete die sonderbare Lichtquelle neugierig, während ich hinter dem alten Templer durch den Korridor schritt. Natürlich hatte ich schon von elektrischem Licht gehört – das war eine dieser neumodischen (und sündhaft teuren) Erfindungen, die sich jetzt überall auf dem Kontinent ausbreiteten und denen niemand im Ernst eine große Zukunft zutraute. Aber es war das erste Mal, dass ich eine elektrische Lampe sah. Der Anblick verwirrte mich. Aber das hätte der Anblick einer menschengroßen, sprechenden Puppe, die sich wie ein Wesen aus Fleisch und Blut bewegte, vor Tagesfrist auch noch getan.
    Als wir das Ende des Ganges betraten, blieb Balestrano stehen. Wie vorhin am Tor gingen zwei seiner Männer an ihm vorbei und verschwanden hinter der Tür; und wie vorhin warteten wir, dass sie wiederkamen.
    Ich wandte mich an Looskamp, der einen halben Schritt hinter mir stehen geblieben war. »Bruder Jean scheint diesem Laurec nicht gerade zu trauen«, sagte ich.
    Looskamp sah mich mit sonderbarem Ausdruck in den Augen an. »Unsinn«, sagte er, so schnell und so heftig, dass die Antwort kaum überlegt war, sondern ganz automatisch zu erfolgen schien. Dann zuckte er mit den Achseln, starrte einen Moment zu Boden und nickte, wenn auch sehr widerwillig. »Vielleicht hast du sogar Recht«, sagte er plötzlich. »Irgendetwas stimmt hier nicht.«
    Balestrano sah auf. »Bruder Looskamp!«, sagte er scharf. »Schweig!«
    »Warum?«, fragte ich wütend. »Glauben Sie, ich wäre blind, alter Mann? Es gibt nur zwei Erklärungen für das, was ich hier sehe – entweder es ist bei euch Templern üblich, mit einer Armee und dem Schwert in der Hand eure Freunde zu besuchen, oder hier stimmt wirklich etwas nicht. Wer ist dieser Sarim?«
    Balestrano schwieg einen Moment, dann seufzte er. »Sie haben Recht, Craven«, sagte er. »Es wäre sinnlos, die Wahrheit zu leugnen. Bruder de Laurec ist der Puppet-Master unseres Ordens, der -«
    »Der was?«, unterbrach ich ihn.
    Der greise Templer lächelte verzeihend. »Es ist sein Talent, Macht über leblose Dinge zu gewinnen«, erklärte er. »So wie DeVries der Animal-Master war, dem die Herrschaft über die hirnlose Kreatur gegeben war.«
    Ich begriff. »Der Herr über die leblosen Dinge«, murmelte ich. »Dann war diese … diese Kreatur, die Rowlf und mich fast umgebracht hätte, sein Werk?«
    »Ich fürchte es«, gestand Balestrano. »Das künstliche Auge, das Sie mir gaben – erinnern Sie sich?«
    Das war die mit Abstand dämlichste Frage, die ich in den letzten Wochen gehört hatte. Trotzdem nickte ich nur stumm.
    »Es gibt nur einen Menschen auf der Welt, der so etwas erschaffen kann«, sagte Balestrano. Plötzlich wirkte er besorgt. »Bruder de Laurec. Er hat meinen Befehl missachtet. Und ich fürchte, nicht nur diesen.« Er wandte sich an Looskamp und seine Augen waren dunkel vor Sorge. »Wir hätten es niemals berühren sollen, dieses Teufelsding.«
    »Wovon reden Sie?«, fragte ich.
    »Von nichts«, sagte Looskamp rasch. »Jedenfalls nichts, was dich etwas anginge, Robert.«
    »Ach?«, sagte ich spitz. »Wie zum Beispiel kristallene Gehirne,

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