Hexer-Edition 07: Im Bann des Puppenmachers
noch nicht einmal die erste Stufe erreicht, als unten ein schreckliches Klirren und Scheppern anhob. Eine rasche, zuckende Bewegung ging durch den Haufen zermalmter Riesenfiguren, der neben dem Schachfeld aufgeschichtet war – und dann erhoben sich zwei, drei der grausigen Metallskulpturen und bewegten sich wie ungeschickte Riesen auf die Treppe und den heranstürmenden Templer zu!
»Um Gottes willen!«, keuchte Balestrano. »Zurück, Bruder Looskamp! Zurück!«
Aber Ger schien taub geworden zu sein. Mit unverminderter Geschwindigkeit stürmte er die Treppe hinab, schwang sein gewaltiges Schwert und griff die vorderste der Riesenfiguren an. Seine Klinge schnitt einen silbernen Blitz in die Luft, traf mit ungeheurer Kraft auf den stachelbewehrten Stahlschädel des Ungeheuers – und brach ab.
Looskamp schrie, prallte, von der Wucht seines eigenen Hiebes nach vorne gerissen, gegen die Maschine – und schrie gleich darauf ein zweites Mal und jetzt vor Schmerz, als sich der gekrümmte Dolch, den das Ding anstelle eines Armes hatte, in seinen Oberschenkel bohrte.
De Laurec klatschte abermals in die Hände. Der Stahlgigant erstarrte.
»Ihr seht, Brüder«, sagte er kalt, »es gibt nichts, was ich zu fürchten hätte. Nicht hier.«
»Was soll das heißen, Sarim?«, sagte Balestrano mit bebender Stimme.
De Laurecs Blick war so hart wie der Stahl, aus dem seine Horrorgeschöpfe geschmiedet waren. »Begreifst du das wirklich nicht, du alter Narr?«, fragte er. »Deine Tage sind gezählt.« Er deutete erst auf mich, dann auf Balestrano. »Wäre es diesem jungen Narren nicht gelungen, den Eliminator zu vernichten, dann wärest du der nächste gewesen, den er besucht hätte. Aber nun seid ihr ja alle freiwillig gekommen. Das erleichtert mir die Sache. Ihr werdet sterben.«
»Und dann?«, fragte Balestrano so ruhig, als hätte er die Drohung in de Laurecs Worten gar nicht gehört. »Was hättest du davon? Es würden andere kommen. Du kannst nicht alle töten.«
»Wer sagt, dass ich das vorhabe?«, fragte de Laurec lächelnd. »Ich werde der Einzige sein, der der Heimtücke Cravens entgeht. Nicht, ohne ihn vorher zu töten, versteht sich.«
»Du Verräter!«, brüllte Looskamp. »Damit kommst du nicht durch!«
»O doch, Bruder Looskamp«, murmelte Balestrano dumpf. »Ich fürchte, er könnte es.«
De Laurec verbeugte sich spöttisch. »Euer Zutrauen ehrt mich, Bruder«, sagte er. »Umso mehr, als Ihr Recht habt. Wenn dies alles hier vorbei ist, dann werde ich der neue Herr der Templerloge sein. Und ich fürchte, es wird ein paar … Veränderungen geben. Zum ersten werden wir diesen lästigen Necron und seine närrischen Anhänger vernichten. Dann sehen wir weiter.«
»Du Narr«, murmelte Balestrano. »Du hast nichts verstanden. Der Orden der Tempelherren war niemals eine Bruderschaft des Schwertes. Du wirst keinen Erfolg haben, wenn du versuchst, ihn dazu zu machen.«
»Überlasst das getrost mir«, sagte de Laurec lakonisch.
»Bringt ihn um!«, kreischte Looskamp. »Nehmt eure Waffen und erschlagt diesen Verräter endlich, Brüder!« Drei, vier Männer aus Balestranos Begleitung zogen auch unverzüglich ihre Schwerter und machten Anstalten, seiner Aufforderung zu folgen.
De Laurec schürzte nur abfällig die Lippen und klatschte wieder in die Hände. Neben dem Schachfeld erhob sich ein gutes Dutzend der eisernen Kreaturen und näherte sich klappernd und scharrend der Treppe, und auch aus dem Gang, durch den wir gekommen waren, ertönten plötzlich metallisch klingende Laute. Ich machte mir nicht einmal die Mühe, mich herumzudrehen. Ich wusste, was hinter uns war. Und auch die Templer schienen zu begreifen, wie sinnlos es wäre, gegen diese seelenlosen Maschinen kämpfen zu wollen. Einer nach dem anderen blieb wieder stehen, während die Maschinen rasselnd durch den Saal glitten und die Treppe hinaufzuscheppern begannen. Schließlich bildeten sie an beiden Seiten der Galerie eine undurchdringliche Mauer und blieben wieder stehen.
»Nun, wo die Verhältnisse geklärt wären«, sagte de Laurec spöttisch, »werdet ihr gestatten, dass ich erst einmal eine Angelegenheit zu Ende bringe, ehe ich mich der nächsten zuwende.« Er kicherte, ging wieder zu seinem Feld zurück und winkte mit der Hand.
»Auf, Bruder Howard«, sagte er spöttisch. »Zeig unseren Gästen, wie meisterlich du das königliche Spiel beherrschst.«
Howard stöhnte. Vergeblich versuchte er sich auf die Füße zu stemmen, brach wieder zusammen
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