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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unterscheidet sich von Maronar, wie sich zwei Welten nur unterscheiden können.«
    »Maronar …« Ich sprach das Wort bewusst so aus, als fasziniere mich etwas an seinem Klang. »Was ist das? Deine Heimat?«
    Einen Moment lang schien es fast, als fiele der Mann mit dem Fischgesicht darauf herein, denn auf seinen Lippen erschien ein dünnes, fast wehmütiges Lächeln. Aber dann wurde er übergangslos wieder ernst. Seine Haltung versteifte sich. »Du stellst zu viele Fragen, Robert Craven«, sagte er. »Es würde dir wenig nutzen, wenn ich antwortete. Ein Mann, der binnen kurzem sterben wird, braucht kein Wissen mehr.«
    »Bist du da so sicher?«
    Dagon lachte glucksend. »Lass dich nicht durch Ayrons Schicksal täuschen«, sagte er. »Barlaam suchte schon lange einen Vorwand, ihn beseitigen zu können, denn er war ein Verräter, süchtig nach Macht und Einfluss. Du wirst sterben, als würdiges Opfer für jene in der Tiefe.«
    »Wer soll das sein?«, hakte ich nach. »Die Thul Saduun?«
    Diesmal hatte ich ins Schwarze getroffen, denn Dagon fuhr wie unter einem Hieb zusammen, starrte mich einen Moment lang verwirrt an und hob dann zornig die Hand, als wolle er mich schlagen, tat es aber nicht.
    »Was weißt du davon?«, fragte er. »Kennt man sie dort, wo du herkommst?«
    »Vielleicht«, sagte ich achselzuckend.
    Dagon fuhr auf. »Sei dir deiner selbst nicht zu sicher«, sagte er drohend. »Ich frage dich noch einmal – woher weißt du diesen Namen? Antworte!«
    »Warum fragst du nicht Barlaam?«, antwortete ich trotzig.
    Dagon sog scharf die Luft ein, spannte sich – und griff mit einer so blitzartigen Bewegung nach mir, dass ich in seinen Händen zappelte, ehe ich überhaupt richtig begriff, was er tat. Sein schuppenbedecktes Fischgesicht war ganz dicht vor meinen Augen.
    »Vielleicht hast du Recht!«, zischte er. »Es gehört eine Menge dazu, Barlaam zu beeindrucken. Warum sehe ich eigentlich nicht einfach nach, was es ist?«
    Damit presste sich seine Linke auf mein Gesicht, die Finger gespreizt, sodass er meine Schläfen berührte, wie es Barlaam zuvor getan hatte. Instinktiv begann ich mich zu wehren, aber Dagon war viel stärker, als es seine schlanke Erscheinung vermuten ließ, und schien meine Gegenwehr gar nicht zu spüren.
    Dann tat er dasselbe, was Barlaam getan hatte: Er sondierte meinen Geist, drang mit einem Teil seiner unheimlichen geistigen Macht in mein Innerstes und las in meinen Erinnerungen.
    Aber während der Meistermagier sanft und geschickt zu Werke gegangen war, war Dagons Sondieren eher mit der Arbeit eines Holzhackers zu vergleichen. Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass rohe Fäuste in meinen Erinnerungen gruben, mein Bewusstsein gründlich durcheinander wirbelten und das Unterste nach oben kehrten.
    Als er mich losließ, war mir übel und ein so starkes Schwindelgefühl packte mich, dass ich auf Hände und Knie sank und keuchend nach Luft schnappte. Eisiger Schweiß bedeckte meine Haut.
    Auf Dagons Fischgesicht lag ein schwer zu definierender Ausdruck, als sich mein Blick klärte und die körperliche Übelkeit, die der geistigen gefolgt war, allmählich verebbte.
    »So ist das also«, murmelte Dagon. »Kein Wunder, dass Barlaam so großen Wert darauf legt, deinen Stab zu bekommen. Und das Tor in deine Zukunft offen zu halten.«
    »Was soll das heißen?«, fragte ich benommen. Natürlich antwortete Dagon nicht; ja, er schien meine Worte gar nicht zu hören und auch sein Blick ging – obgleich er weiter starr auf mein Gesicht gerichtet war – geradewegs durch mich hindurch.
    Mühsam setzte ich mich auf, fuhr mir mit dem Handrücken über die Stirn und spürte brennenden Schweiß in den Augenwinkeln. Wieder wanderte mein Blick nach oben, in den Himmel und zur Sonne hinauf.
    Sie war mittlerweile eine gute Handbreit weit über den Kraterrand geklettert und loderte wie ein böses weiß glühendes Auge am Himmel. Ich war mir nicht sicher, aber sie schien mir größer und näher als die Sonne, die ich kannte. Und sie war viel heller. Wo der normale Sonnenball eine dunkelgelbe Färbung hatte, spielte ihr Licht eher ins Weiße und an ihren Rändern waren manchmal winzige Flammenzungen zu erkennen. Ich besaß ein gewisses Grundwissen über Astronomie und als ich mir vorstellte, dass diese dünnen Lichtnadeln in Wirklichkeit feurige Zungen von Millionen Meilen Länge sein mussten, schauderte ich. Für einen Moment war ich mir nicht einmal sicher, noch auf der Erde zu sein. Stand nicht im

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