Hexer-Edition 08: Engel des Bösen
wurde triumphierend, als er sich vorbeugte und mich anstarrte. »Haben Sie schon einmal den Namen Gloria Martin gehört, Mister Craven?«
»Martin?« Ich musste meine Verwirrung nicht einmal heucheln. »Gloria Martin?«
Cohen nickte. »Ein junges Mädchen, das sich vor ein paar Wochen auf eine Zeitungsanzeige hin bei Ihnen vorstellen wollte. Jedenfalls hat sie das ihrer alten Zimmerwirtin erzählt. Und das war das Letzte, was sie jemals einem lebenden Menschen erzählt hat, Mister Craven.«
»Vor ein paar Wochen? Ich verstehe nicht ganz, worauf Sie hinauswollen, Captain. Was … meinen Sie damit?«, fragte ich mühsam.
Cohen schnaubte, stand auf und machte eine ungeduldige Handbewegung. »Das wissen Sie ganz genau, Craven«, sagte er hart. »Ich weiß nicht, wie Sie es geschafft haben, dass die Sache damals nicht weiter verfolgt wurde. Aber als heute morgen Ihr Rechtsverdreher bei mir war und versucht hat, mir zu drohen, habe ich mir die Akte noch einmal kommen lassen und genauer angesehen. Gloria Martin war auf dem Weg zu Ihnen, als sie verschwand.«
Eine Sekunde lang starrte ich ihn an, dann begriff ich endlich. Gloria Martin war das Mädchen, das von den Killermotten getötet worden war, die Howards wahnsinniger Logenbruder als Waffe gegen uns geschaffen hatte. Die Sache war Monate her und ich hatte immer angenommen, dass Gray es irgendwie fertig gebracht hätte, sie zu bereinigen. Aber ich hatte nicht mit einem Mann namens Wilbur Cohen rechnen können.
»Ich verstehe nicht, was Sie meinen«, sagte ich stur.
Cohen grinste böse. »Das macht nichts, Craven«, sagte er. »Wir haben Zeit genug, uns über alles zu unterhalten. Folgen Sie mir.«
Ich widersprach nicht, sondern erhob mich gehorsam von meinem Platz. Es war völlig sinnlos, weiter mit ihm diskutieren zu wollen oder gar einen Fluchtversuch zu unternehmen; Cohen wartete nur auf einen handfesten Grund, mich in Ketten zurück zum Yard zu schleifen.
Die beiden Männer neben der Tür beendeten rein zufällig im gleichen Moment ihre Zeitungslektüre, in dem wir zwischen ihnen hindurchgingen, falteten die Blätter zusammen und folgten uns. Cohen ging im Sturmschritt neben mir her, blieb aber schon nach wenigen Schritten wieder stehen und deutete mit einer Kopfbewegung über den Bahnsteig.
Ich sah gleich, was er meinte. Rowlf und Howard war es nicht besser ergangen als mir. Rowlf stand mit geballten Fäusten und blitzenden Augen einem guten halben Dutzend unglaublich unauffällig gekleideter Männer gegenüber und schien sich noch nicht entschieden zu haben, ob er sie verdreschen oder ihnen folgen sollte, während Howard mit steinernem Gesicht zwischen zwei von Cohens Männern zum Ausgang ging.
»Sie sehen, Craven«, sagte Cohen süffisant, »dass Sie sich das ganze alberne Versteckspiel hätten sparen können.«
»Ich dachte, ich hätte Ihren Mann abgeschüttelt«, sagte ich düster.
Cohen blinzelte verwirrt. »Welchen Mann?«, fragte er. »Ich habe niemanden auf Sie angesetzt, Craven. Wir haben hier auf Sie gewartet.«
Das Gras wuchs an dieser Stelle fast hüfthoch und Kilian hatte die Ratte längst aus den Augen verloren. Nur dann und wann raschelte es vor ihm im Gras und manchmal bewegten sich ein paar Halme gegen den Wind. Wäre das Tier nicht immer wieder stehen geblieben und hätte kleine, pfeifende Laute von sich gegeben, hätte er seine Spur schon nach wenigen Augenblicken verloren.
Aber die Ratte achtete sorgsam darauf, ihn nicht zu verlieren. Immer wieder verhielt sie und wartete, bis er zu ihr aufgeschlossen hatte, und ein paarmal kletterte sie sogar auf Steine oder Baumstämme hinauf, um sich dem Alten zu zeigen und ihm Gelegenheit zu geben, erneut an ihre Seite zu treten.
Kilian war völlig außer Atem, als sie die Flanke des Hügels erklommen hatte und dort auf ihn wartete. Seine alten Beine wollten nicht mehr und seine Lungen schmerzten bei jedem Luftholen, als atme er Nadeln. Trotzdem schleppte er sich gehorsam weiter, als das ungeduldige Pfeifen der Ratte wieder ertönte.
Als er neben ihr auf der Kuppe des Hügels anlangte, brach er in die Knie. Sein Herz raste, als wolle es zerspringen, und für einen Moment begannen sich der Himmel und die grasbewachsene Küstenlandschaft vor seinen Augen wie irr zu drehen.
Die Ratte quietschte ungeduldig, trippelte ein paar Schritte davon und blieb wieder hocken. Ihr dünner, haarloser Schwanz peitschte nervös.
Kilian versuchte sich auf Hände und Knie hochzustemmen, aber seine Kräfte
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