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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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versagten. Er fiel, schlug schwer mit dem Gesicht auf dem Boden auf und schmeckte bitteres Blut und Galle. Für Augenblicke wurde ihm übel.
    »Du musst … langsamer gehen, Herr«, keuchte er. »Kilian ist ein alter Mann. Hat seine … besten Jahren hinter sich. Will ja gehorchen, aber er … kann nicht mehr so schnell.«
    Die Ratte pfiff, als hätte sie seine Worte verstanden, kam plötzlich wie ein brauner Blitz zurückgeschossen und grub ihre Zähne kurz und tief in Kilians Hand. Der alte Mann schrie auf, stemmte sich mit der Kraft der Verzweiflung in die Höhe und blieb schwankend stehen, die blutende Hand gegen die Brust gepresst.
    »Ich komme ja schon, Herr«, wimmerte er. »Tu dem alten Kilian nichts mehr. Ich … will auch gehorchen.«
    Die Ratte lief weiter und Kilian taumelte hinter ihr her. In schrägem Winkel liefen sie den Hügel hinab, den sie gerade so mühsam erstiegen hatten, und nach einer Weile sah Kilian auch, was ihr Ziel war.
    Es war das Grab. Nicht der Friedhof von St. Aimes, auf dem sich jetzt so schreckliche Dinge taten, sondern ein uraltes Hünengrab, das den Kelten zugeschrieben wurde, von dem man aber munkelte, dass es in Wahrheit viel, viel älter war.
    Es bestand aus vier mächtigen, fast mannshohen Felsquadern, die einen flachen, roh behauenen Block trugen, in dessen Schmalseiten verwirrende Symbole und Runen eingemeißelt waren. Die ganze Anordnung war halb von Gras und ungezügelt wucherndem Buschwerk überwachsen und die Sonne stand so, dass die vier gewaltigen Monolithen beinahe waagerechte Schatten warfen. Fast wie eine Hand, dachte Kilian schaudernd, eine vierfingrige, titanische Hand, die sich gierig nach ihm ausstreckte.
    Instinktiv stockte er mitten im Schritt, aber die Ratte fuhr sofort herum, sprang an seinem Bein empor und zwickte ihn warnend in die Wade und Kilian beeilte sich weiterzuhumpeln.
    Obwohl er vor Anstrengung schweißnass war, fröstelte er, als er in den Schatten des gewaltigen Felsengrabes trat. Etwas Unheimliches, Fremdes schien von den steinernen Giganten auszugehen, etwas wie der Atem der Jahrhunderte, vielleicht Jahrtausende, die an ihnen vorübergegangen waren, ohne mehr als flüchtige Spuren in ihrer Oberfläche zu hinterlassen.
    Die Ratte trippelte mit kleinen, irgendwie nervösen Schritten in den Schatten eines Felspfeilers und setzte sich auf die Hinterläufe; wie eine Katze, die es sich bequem macht. Kilian starrte sie fast eine Minute lang an, dann wandte er sich um, schlurfte ebenfalls zu einem der vier gewaltigen Felsfinger hinüber und setzte sich in den Schatten.
    Dann warteten sie.
     
    Der Wagen wartete vor dem Bahnhof. Es war ein großes, kastenförmiges Gefährt, von vier Pferden gezogen und mit kleinen, vergitterten Fenstern versehen, so stabil wie ein rollender Safe und ungefähr genauso unauffällig. Als Cohen mich mit einem süffisanten Lächeln aufforderte hineinzusteigen und auf einer der ungepolsterten Bänke Platz zu nehmen, hatte sich bereits ein regelrechter Menschenauflauf um den Wagen gebildet und wahrscheinlich würde es spätestens morgen das Stadtgespräch sein, dass der sonderbare Nichtstuer, der vor einem halben Jahr in der Stadt aufgetaucht war, endlich dorthin gebracht worden war, wo er hingehörte.
    Cohen kletterte hinter mir in den Wagen, schloss die Tür jedoch nicht, sondern setzte sich mir gegenüber auf eine Bank und starrte mich mit unbewegtem Gesicht an. Ich sah durch die offen stehende Tür nach draußen, begegnete den neugierigen Blicken dutzender Menschen und verspürte plötzlich das dringende Bedürfnis, mich unter der Sitzbank zu verkriechen.
    »Sie begehen einen schrecklichen Fehler, Cohen«, sagte ich. Nicht, weil ich mir ernsthaft einbildete, ihn überzeugen zu können, sondern nur, um überhaupt etwas zu sagen und das Schweigen nicht übermächtig werden zu lassen.
    Cohen nickte ungerührt. »Ich weiß«, sagte er. »Es ist alles nur ein furchtbarer Irrtum. Ich werde mich bei Ihnen entschuldigen, sollte es sich wirklich als solcher herausstellen. Schriftlich, wenn Sie es möchten.«
    »Sie verstehen überhaupt nichts«, sagte ich zornig. »Wir sind alle in schrecklicher Gefahr, Captain.«
    »Und Sie waren gerade unterwegs, um diese furchtbare Gefahr von uns abzuwenden, nicht wahr?« Cohens Augen blitzten spöttisch. »Hören Sie mit dem Unsinn auf, Craven.«
    »Es ist kein Unsinn«, beharrte ich. »Aber es ist wohl zwecklos, mit Ihnen reden zu wollen.«
    Cohen nickte ungerührt. »Solange es nicht um

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