Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
aus Gewalt und Töten, in dem er lebte. Aber ich sah auch das andere, helle Etwas, das tief unter dem Geist des Dämons gefangen war.
    Der Dämon schrie auf und schlug nach mir. Seine Klaue legte sich um meinen Hals und drückte zu. Ich ignorierte den Schmerz und konzentrierte mich noch einmal mit aller Macht.
    Ich dachte an Shadows Gesicht. Nicht das Gesicht dieses dämonischen Monsters, in das sie sich verwandelt hatte, sondern das elfenhafte Antlitz des Engels, als den ich sie kennen gelernt hatte; dachte mit aller Macht daran, konzentrierte mich wie niemals zuvor in meinem Leben, bis in meinem Geist nichts anderes mehr existierte, nur noch Platz für dieses Gesicht war.
    Ein grauenhafter Schrei erklang. Shadows Schwingen schlossen sich wie die Hälften einer gigantischen Falle um mich. Der Hieb schien mir jeden einzelnen Knochen im Leibe zu zerbrechen. Ich fiel nach hinten und kämpfte für die Dauer eines endlosen Herzschlages gegen dunkle Bewusstlosigkeit.
    Als sich die schwarzen Schleier vor meinem Blick hoben, bot sich mir ein bizarres Bild: Shadow war zurückgetaumelt und in die Knie gebrochen. Ihr Körper zuckte und bebte wie in einem Krampf. Schreckliche, glucksende Laute kamen über ihre Lippen und plötzlich begann das düstere Rot ihrer Haut fleckig zu werden. Die riesigen Fledermausschwingen zogen sich zusammen, raschelnd wie verbrennendes Pergament, ihr Gesicht zerfloss, die Hörner, das schreckliche Insektenmaul und ihre Blutaugen verschwanden -
    Und aus dem Teufel wurde wieder ein Engel.
    Nur seine andere Seite … hörte ich ihre Worte noch einmal. Was ich sah, waren nur zwei Seiten eines einzigen Wesens …
    Der Gedanke erschien mir zu schrecklich, um ihn zu Ende zu verfolgen. Ich schüttelte die Benommenheit ab, stemmte mich hoch und wankte auf den gefallenen Engel zu.
    Shadow sah auf und hob abwehrend die Hand. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt. »Flieh, Robert«, wimmerte sie. Ein schwerfälliges, rotes Zucken lief über ihre Züge. Etwas blitzte unter ihrem silbernen Engelshaar.
    »Flieh!«, stöhnte sie. »Ich … kämpfe gegen ihn, aber er ist … stark. Nimm Audley und … lauf …«
    »Ich helfe dir«, sagte ich, aber Shadow schüttelte heftig den Kopf. »Lauf!«, keuchte sie. »Lauf weg, Robert. Er wird … dich töten. So lauf doch weg!«
    Ich zögerte noch einen unmerklichen Augenblick, dann fuhr ich herum und rannte zu Lady Audley zurück, so schnell ich konnte.
    Sie lag noch in der gleichen Stellung da, in der ich sie zurückgelassen hatte. Ihre Augen waren klar. »Was ist geschehen, Robert?«, fragte sie, als ich neben ihr niederkniete. »Ich habe Lärm gehört. Haben Sie Shadow gefunden?«
    »Nein«, log ich. »Aber wir müssen weg. Rasch.« Behutsam schob ich einen Arm unter ihren Nacken, den anderen unter ihr voluminöses Gesäß und versuchte sie anzuheben.
    Lady Audley schrie vor Schmerz.
    Ich ließ sie zurücksinken, blickte über die Schulter in die Richtung zurück, in der Shadow – wenn sie noch Shadow war, und nicht bereits wieder diese schreckliche gehörnte Kreatur – sein musste und atmete hörbar aus.
    »Es tut mir Leid, Mylady«, sagte ich, »aber ich muss Ihnen jetzt sehr wehtun. Sie können nicht hierbleiben. Es wäre Ihr Tod.«
    Lady Audley lächelte tapfer. »Machen Sie nur, mein Junge«, sagte sie leise. »Ich werde es aushalten.«
    Trotzdem begann sie vor Schmerzen abermals zu schreien, als ich sie hochhob, mich schwerfällig herumdrehte und mit schwankenden Schritten in die Richtung ging, in der ich den Ausweg wusste.
    Wie ich den Weg bis zur Friedhofsmauer fand, wusste ich hinterher nicht mehr zu sagen. Lady Audley schien Tonnen zu wiegen und sie wurde bei jedem Schritt schwerer. Zudem gellten ihre Schreie ununterbrochen in meinen Ohren und ich spürte, wie ihr am ganzen Leib der kalte Schweiß ausbrach. Seltsamerweise bewegte sie sich überhaupt nicht.
    Wir passierten die Stelle, an der Shadow zurückgeblieben war, und erreichten unbehelligt das Tor in der Friedhofsmauer.
    Aber mehr auch nicht.
    Denn hinter dem Tor war -
    nichts mehr!
     
    Howard erstarrte. Die Ratte war ganz nahe an seinem Gesicht, ihr halb geöffnetes Maul nur wenige Zentimeter vor seinen Augen, sodass er ihren warmen, nach Aas stinkenden Atem spüren konnte. Ihr nackter Schwanz peitschte wie der eines Hundes. In ihren Augen loderte die nackte Blutgier.
    Howard spannte sich. Die Ratte war so wenig Herr ihrer selbst wie Erika oder irgendeines der bedauernswerten Opfer, die Shub-Niggurath in

Weitere Kostenlose Bücher