Hexer-Edition 08: Engel des Bösen
dass ich die Tollwut habe, und du weißt, wie diese Krankheit endet. Ihr werdet mich festhalten, bis ich halb verrückt geworden bin und Amok zu laufen beginne. So wie Cohen.«
»Cohen war ein Verbrecher«, sagte Erika heftig. »Er wollte -«
»Das mag sein«, unterbrach sie Howard. »Vielleicht war er verrückt, Erika. Vielleicht hat er – von Ihrem Standpunkt aus – sogar den Tod verdient. Aber was ist mit denen, die er mit dieser schrecklichen Krankheit infizieren wird? Mit den Hunderten von Unschuldigen, die in Gefahr geraten?«
Das Mädchen fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen. »Niemand ist unschuldig«, sagte sie, aber es hörte sich so auswendig gelernt und platt an wie die Worte zuvor. Howard lachte böse.
»Natürlich nicht«, sagte er. »Ausgenommen ihr, nicht wahr? Ihr seid die wahren Erleuchteten, die Einzigen, die die Wahrheit kennen, und natürlich auch die Einzigen, die das Leben verdienen. Bei Gott, mein Kind, wenn du wüsstest, wie oft ich das schon gehört habe! Komm zu dir! Ich weiß nicht, wer oder was dieses Maronar ist oder war, aber ich weiß, wer Shub-Niggurath ist. Er ist einer der GROSSEN ALTEN, Erika. Ein Wesen, das der natürliche Feind alles Lebenden ist. Und wenn Maronar von lebenden Wesen bewohnt ist, dann ist er auch euer Feind. Er benutzt euch nur, so wie er mich benutzt hat, um Robert in eine Falle zu locken.«
»Das stimmt nicht!«, protestierte Erika. Aber ihre Stimme klang schon nicht mehr ganz so überzeugt und selbstsicher wie bisher. »Sie lügen«, fuhr sie fort.
»Bist du sicher?«, fragte Howard. »Oder denkst du das nur, weil man dir gesagt hat, dass du es denken sollst?«
Er legte eine genau bemessene Pause ein, ignorierte die Wächterratten, die mit einem drohenden Fauchen auf ihn zukamen, und streckte die Hand nach Erika aus.
»Du hast gesehen, was diese Bestie getan hat«, fuhr er fort, sehr viel leiser und mit eindringlicher, ernster Stimme. »Sie hat deine Brüder und Schwestern getötet und sie wird auch dich vernichten, wenn du keinen Nutzen mehr für sie hast, mein Kind. Für die GROSSEN ALTEN sind wir Menschen nicht mehr als Schlachtvieh.«
»Hören Sie auf!«, schrie Erika. Aber Howard dachte nicht daran, aufzuhören; im Gegenteil. Er spürte, dass er das Mädchen in die Enge getrieben hatte. Noch ein winziger Anstoß und sie würde zusammenbrechen. Auch wenn er im Moment vielleicht keinen praktischen Nutzen davon hatte, so würde er doch vielleicht Dinge erfahren, die wichtig waren.
»Man hat euch belogen«, fuhr er fort. »Wer immer ihr seid – weder die Ratten noch die GROSSEN ALTEN stehen auf eurer Seite, Kind. Die GROSSEN ALTEN sind der Feind allen Lebens. Auch eurer.«
»Sie sollen aufhören!« Erika schrie auf, krümmte sich, als hätte er sie geschlagen – und hieb blindwütig mit der Hand nach ihm.
Howard drehte im letzten Moment den Kopf beiseite, aber er war nicht schnell genug. Erikas Fingernagel streifte seine Wange und hinterließ einen tiefen, blutenden Kratzer in seiner Haut. Howard prallte instinktiv zurück, aber er hatte nicht berechnet, wie niedrig die Tür seiner Zelle war. Wuchtig krachte er mit dem Hinterkopf gegen den Stein, brach in die Knie und fiel mit einem halblauten Stöhnen nach vorne. Seine Stirn kollidierte unsanft mit dem Boden.
Er verlor nicht das Bewusstsein, aber für Sekunden war er benommen. Er sah nur noch unscharf, wie Erika herumfuhr und mit wehenden Haaren davonlief.
Und wie sich eine der riesigen, fetten Ratten mit einem gierigen Schmatzen seinem Gesicht näherte.
»Du hättest die Warnung beachten sollen, Robert«, sagte das Wesen, in das sich Shadow verwandelt hatte. Es sprach mit einer Stimme, die mir einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ. Der Blick seiner schrecklichen, mit kochendem Blut gefüllten Augen bohrte sich in den meinen. Ich hatte ein fürchterliches Gefühl körperloser Hitze, als versenge seine bloße Anwesenheit irgendetwas in meiner Seele.
»Wer … bist du?«, stammelte ich. »Was bist du?«
»Dasselbe Wesen, als das du mich kennengelernt hast«, zischte der Dämon. »Nur seine andere Seite. Für dich spielt es keine Rolle mehr, Craven. Du hast deine Chance gehabt; du hast sie vertan. Jetzt stirbst du!«
Die Worte hätten mich warnen sollen, aber das furchtbare Geschehen hatte mich gelähmt. Ich sah die Bewegung im Ansatz und prallte zurück. Trotzdem wäre meine Reaktion fast zu spät gekommen.
Der Dämon warf sich nach vorne, breitete
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