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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die Arme wie zu einer schrecklichen Umarmung aus und schlug gleichzeitig mit den Flügeln. Den zuschnappenden Klauen entging ich im letzten Augenblick; den Gigantenschwingen nicht.
    Es war ein Gefühl, als wäre ich von einem Schiffssegel gerammt worden. Ein gewaltiger Hieb ging durch meinen Körper. Ich wurde von den Füßen gerissen, überschlug mich zwei, drei Mal hintereinander und riss instinktiv die Arme hoch, als ich einen der riesigen Grabsteine auf mich zurasen sah.
    Der Anprall betäubte mich fast, aber gleichzeitig brach er auch den unseligen Bann, der mich bisher gelähmt hatte. Ich fiel, rollte zur Seite und sprang wieder auf die Füße.
    Aber nur, um gleich darauf wieder der Länge nach im Sand zu landen. Shadows Klaue fegte wie eine Fleisch gewordene Keule heran, riss faustgroße Brocken aus dem Granit des Grabsteines und schleuderte mich abermals meterweit zurück, obgleich sie mich kaum gestreift hatte.
    Ich sah den Dämon mit weit ausgebreiteten Schwingen auf mich herabstoßen und rollte mich blitzschnell zur Seite. Gewaltige, mit natürlichen Dolchen bewehrte Klauen gruben sich dort in den Boden, wo Sekundenbruchteile zuvor mein Kopf gelegen hatte.
    Instinktiv trat ich zu, spürte, wie ich traf und hörte einen schrillen Schrei, der aber wohl eher Wut als Schmerz ausdrückte. Ein ungeheuerliches Flattern erklang, als sich der Dämon wie eine bizarre Riesenfledermaus ein Stück weit in die Luft erhob und abermals auf mich herabstieß.
    Wieder verfehlten mich seine Klauen um Haaresbreite. Ich sprang auf, schlug seinen Arm beiseite und rannte verzweifelt los.
    Sekunden später traf mich seine Schwinge mit der Wucht einer heranrasenden Dampflokomotive und ließ mich in einem grotesken Hechtsprung quer über den Weg fliegen. Ich prallte gegen einen Grabstein, der sich unter meinem Aufprall knirschend zur Seite neigte und auf dem Boden zerbrach. Etwas Kleines, matt Glänzendes hüpfte auf mich zu und blieb zwei Zentimeter neben meiner rechten Hand liegen.
    Ich griff zu, ohne zu denken. Meine Finger schlossen sich um Metall, ertasteten seine Form, und irgendetwas in meinem Unterbewusstsein sagte mir, was ich tun musste.
    Als Shadow das nächste Mal heranraste, wich ich nicht mehr zurück, sondern stemmte mich im Gegenteil hoch, sprang ihr einen Schritt entgegen und riss das kleine Metallkreuz in die Höhe.
    Die geflügelte Teufelsgestalt schien mitten in der Luft gegen eine gläserne Wand zu prallen. Ein zorniger Schrei erscholl. Ihre Flügel schlugen so heftig, dass ich den Kopf senkte, um dem peitschenden Sturmwind zu entgehen. Aber sie kam nicht näher, sondern landete sanft drei, vier Schritte vor mir, betrachtete einen Moment das silberne Grabkreuz in meiner Hand und starrte mich dann hasserfüllt an.
    »Du bist schlau, Robert Craven«, sagte sie. »Ein Kreuz.«
    »Noch dazu ein silbernes Kreuz«, bestätigte ich. »Verschwinde, Shadow – oder wer immer du bist. Ich will dir nichts tun. Trotz allem nicht. Ich bin nicht dein Feind.«
    Die Teufelsfratze des Ungeheuers verzog sich zu einem hämischen Lächeln. Langsam kam der Unheimliche näher, blieb ganz dicht vor mir stehen und richtete sich zu seiner vollen Größe von mehr als zwei Metern auf. In seinen Augen blitzte es.
    »Du hast ziemlich romantische Vorstellungen, Robert«, sagte er spöttisch. »Bei mir wirkt das nicht, weißt du?«
    Damit hob er seine schreckliche Klaue, nahm mir das Kreuz aus der Hand und zerdrückte es ganz langsam, bis nur noch ein unförmiger Metallklumpen übrig war.
    Ein triumphierendes Grinsen verzerrte seine pockennarbige Fratze. »Du bist ein Narr, Robert Craven«, zischelte er. »Hast du dir wirklich eingebildet, so leicht mit mir fertig zu werden?«
    Das hatte ich nicht. Nicht eine Sekunde lang. Das Einzige, worauf ich gehofft hatte, war dieser Augenblick des Triumphes, der Sekundenbruchteil der Unaufmerksamkeit, den er Shadow bescherte.
    Und ich nutzte ihn!
    Im gleichen Moment, in dem ihre Klaue das zermalmte Kreuz fallen ließ, schoss meine Linke vor, suchte ihr Gesicht und presste sich mit aller Kraft auf ihre Stirn. Meine Finger ertasteten ihre Augen und drückten zu.
    Das Ungeheuer kreischte vor Schrecken und Schmerz, als es begriff, was ich tat. Aber seine Abwehr kam zu spät. Blitzartig griff ich nach seinem Bewusstsein und verschmolz damit.
    Es war wie ein Blick in die Hölle. Sein Geist war düster und voll finsterer Dinge. Ich sah Flammen und Rauch und spürte den Hass, der sein Atem war, das Universum

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