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Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kurzweilig werden, die Ewigkeit mit dir zu teilen, Craven.«
    Behutsam legte ich Lady Audley zu Boden, richtete mich wieder auf und sah der Schreckensgestalt fest in die Augen. Ihr Blick war Hass und Bosheit, aber etwas war darin, was nicht hineingehörte.
    »Dann töte mich, wenn du kannst«, sagte ich. »Töte mich, Shadow. Ich werde nicht mehr kämpfen.«
    Der Dämon stieß ein wütendes Fauchen aus, hob die Krallen – und erstarrte. Sein Blick flackerte.
    »Du kannst es nicht«, sagte ich ruhig. »Du warst zu lange Mensch, Shadow. Ich weiß nicht, ob die Shadow, die ich kennen gelernt habe, oder ob dies deine wahre Gestalt ist, aber das spielt auch keine Rolle mehr. Du warst zu lange Mensch, um aus purer Lust zu töten.«
    Shadows Hände zitterten. Langsam näherten sich ihre schrecklichen Klauen meinem Gesicht. Aber ich spürte, dass sie nicht zuschlagen würde. Ein ganz sanfter Schimmer von Weiß glühte unter dem feurigen Rot ihrer Haut.
    »Was tust du?«, keuchte sie. Ihre Stimme bebte. Das geronnene Blut ihrer Augen verblasste zu einem hellrosa Schimmer. Ihre Lederflügel knisterten. Weiße Flecken erschienen auf ihrer Haut. Sie wankte, krümmte sich wie unter einem Schlag und richtete sich mit einem Ruck wieder auf. Ihr Gesicht verzerrte sich.
    »Was tust du mit mir?«, stöhnte sie noch einmal.
    »Nichts«, antwortete ich ruhig. »Du selbst bist es, Shadow. Der Teil von dir, der Mensch geworden ist. Du kannst mich nicht mehr töten.«
    Shadow krümmte sich. Ihr Körper begann sich immer schneller und schneller zu verwandeln, flackerte, zuckte, war Engel und Teufel, dann wieder Engel und wieder eine grauenhafte Mischung aus beiden – und wurde zu dem eines Menschen.
    Im gleichen Augenblick erschütterte ein dumpfes Grollen den Boden. Ein Laut wie ein ungeheurer Wutschrei peinigte meine Ohren und plötzlich war die Luft voller Staub. Der Himmel erlosch. Steine regneten rings um uns zu Boden und mit einem Male war der Friedhof verschwunden und ich fand mich auf dem Boden einer gigantischen, fensterlosen Steinkuppel wieder.
    Wir waren nicht allein. Shadow, Lady Audley und ich standen im Zentrum eines vielleicht zwanzig Schritte messenden Kreises gebückt dasitzender Männer und Frauen. Auf ihren Gesichtern lag ein angespannter Ausdruck und alle hatten die Hände erhoben, die gespreizten Finger in unsere Richtung ausgestreckt und die Augen geschlossen. Ein kränkliches, graugrünes Licht umgab die reglosen Gestalten und bildete einen zweiten, flackernden Kreis zwischen ihnen und uns.
    Von alledem aber sah ich kaum etwas. Mein Blick hing wie gebannt auf dem abscheulichen Ding, das wie ein ochsengroßes Krebsgeschwür hinter dem Kreis der Betenden hockte. Es war schwarz, groß und hässlich, anders konnte ich es nicht beschreiben. Peitschende Arme und wässerige, auf schwarzen Stielen wippende Augen wuchsen aus dem amorphen Klumpen hervor. Ein unbeschreiblicher Gestank drang mir wie ein Pesthauch in die Nase.
    Das Schrecklichste aber war das Netz.
    Mit Ausnahme des Kreises, den die Männer und Frauen um uns herum bildeten, war der Boden der Halle zur Gänze von einem engmaschigen Netz dünner schwarzer Stränge bedeckt. Im ersten Moment erinnerte es mich an ein übergroßes Spinnennetz, aber dann sah ich die Bewegung, das schwerfällige Zucken und Beben, das unablässig durch die Masse lief, die dünnen Stränge, die an den Körpern der Betenden emporgewachsen waren und überall in ihre Haut eindrangen, und begriff, dass es eine Art Nervengeflecht sein musste, ein gigantisches lebendes Etwas, dessen Zentrum die schwarze Masse war.
    Shadow richtete sich stöhnend auf. Ihr Gesicht war bleich und ihre Mundwinkel zuckten unablässig, als litte sie Höllenqualen, aber ihre Gestalt wirkte auch gleichzeitig viel fester und realer als zuvor. Fast war ich erleichtert, wieder einem – wenigstens äußerlich – normalen Menschen gegenüberzustehen.
    »Nicht bewegen, Robert«, sagte sie, als ich mich herumdrehen und auf einen der Knienden zugehen wollte. »Er kann dir nichts tun, solange du den Kreis nicht verlässt.«
    Es kostete mich unendliche Überwindung, das schwarze Ding noch einmal anzusehen. Trotzdem zwang ich mich dazu. »Was ist das?«, fragte ich.
    Shadow zögerte. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Ekel, während sie die schwarze Abscheulichkeit anstarrte. »Das TIER«, sagte sie. »Eine seiner Erscheinungsformen.«
    »Nicht unbedingt die appetitlichste«, murmelte ich. Shadow lächelte schwach und wurde sofort

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