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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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versuchte sich zu erinnern, aber die Bilder hinter ihrer Stirn wirbelten ziellos durcheinander und weigerten sich, eine sinnvolle Folge zu ergeben. Sie war über Bord gestürzt und hatte versucht zu schwimmen und dann waren die Hände gekommen und hatten sie herabgezerrt, hinunter in das Schweigen und die Eiseskälte des Sees.
    Aber wieso lebte sie? Schon die Kälte und der Druck, der auf dem Grund dieses Meilen tiefen Schachtes herrschen musste, hätten sie töten müssen, wäre sie nicht vorher schon ertrunken.
    Wieder wurde sie sich der Kälte und des Gefühles einer unsichtbaren, aber sehr kraftvollen Berührung bewusst und plötzlich erinnerte sie sich auch wieder, woher sie diese Empfindung kannte.
    Schwimmen. Es war das Gefühl, in eiskaltem, unbewegtem Wasser zu sein.
    Erschrocken hob sie die Hand ans Gesicht. Sie fühlte den Widerstand, als ihre Finger das Wasser teilten und ihre eiskalte, nasse Haut berührten, über ihre Wangen und ihr Kinn glitten, die Lippen ertasteten …
    Ihr Herz schien mit einem schmerzhaften Schlag aus dem Takt zu geraten, als sie begriff, dass sie unter Wasser war, tief unten auf dem Grunde von Loch Firth, hunderte und aberhunderte von Fuß unter seiner eisigen glitzernden Oberfläche. Sie schwebte frei in einem grenzenlosen schwarzem Nichts, eingeschlossen von Wasser – Wasser, das ihren Mund füllte, das sie töten würde!
    Jennifer unterdrückte im letzten Moment den Impuls zu schreien. Ihre Gedanken überschlugen sich, Todesangst überschwemmte den winzigen Rest klaren Bewusstseins, der ihr geblieben war. Sie fuhr hoch, spürte, wie sie in der sanften Umarmung des Wassers zu schweben begann und stieß mit der Schulter gegen muschelverkrusteten Stein. Verzweifelt presste sie die Kiefer aufeinander, hielt den Atem an, um bloß den winzigen Rest kostbarer Luft, der noch irgendwo in ihren Lungen sein musste, nicht zu verschwenden, tastete im Dunkeln um sich und fühlte rauen Fels – die Decke einer unterseeischen Höhle, in die sie hineingezerrt worden war!
    Wie von Sinnen fuhr sie herum, drehte sich fünf-, sechsmal um ihre eigene Achse und machte ziellose Schwimmbewegungen, prallte gegen eine Wand, wurde zurückgetrieben und griff abermals mit den Händen in die Schwärze. Plötzlich war der Stein verschwunden, der Fels wich eisigem, leicht bewegtem Wasser und nach einigen hastigen Schwimmzügen sah sie einen verschwommenen hellen Fleck vor sich. Licht! Das Licht der Sonne, das grünlich durch die Wassermassen über ihr drang!
    Mit aller Macht kraulte sie los.
    Das Mädchen dachte in diesem Moment nicht mehr logisch. Hätte es Zeit zum Überlegen gefunden, wäre ihm rasch klar geworden, dass es gar nicht mehr leben durfte. Seit ihrem Erwachen waren Minuten vergangen, Minuten, in denen sie längst hätte ertrinken müssen, und sie brauchte noch einmal endlose Minuten, um das Ende des unterseeischen Tunnels zu erreichen und sich mit einer kraftvollen Bewegung abzustoßen, dem grünlichen Licht und der Luft unendlich weit über ihr entgegen.
    Ihr Herz hämmerte wie rasend. Sie atmete noch immer nicht und der Druck auf ihre Brust stieg ins Unermessliche, aber sie schwamm weiter, widerstand mit aller Macht den Impuls, den Mund zu öffnen und tief einzuatmen, denn sie wusste, dass es den Tod bedeutete, betete, dass der winzige Rest von Luft in ihren Lungen noch einige Sekunden reichen würde und durchstieß die Wasseroberfläche mit solcher Macht, dass sie fast bis zu den Hüften aus den eisigen Fluten herausschoss und klatschend zurückfiel. Ihr Gesicht geriet abermals unter Wasser und sie konnte noch immer nicht atmen, aber der Sekundenbruchteil hatte immerhin gereicht, ihr zu zeigen, dass das Ufer nur wenige Schwimmzüge entfernt lag.
    Sie verlangte ihrem Körper noch einmal das Letzte ab und fühlte plötzlich rauen, mit spitzem Lavagestein durchsetzten Kies und Sand unter Knien und Brust.
    Sie richtete sich auf, taumelte mit letzter Kraft ans Ufer und brach auf dem feuchten Sand in die Knie. Mit einem erleichterten Schrei öffnete sie die Lippen und sog die lebensrettende Atemluft in die Lungen.
    Es ging nicht.
    So sehr sie sich auch anstrengte – sie konnte nicht atmen. Ihre Kehle war wie zugeschnürt und der Druck auf ihre Brust wuchs ins Unerträgliche.
    Vor Jennifers Augen begann die Welt zu verschwimmen. Sie fiel, rollte sich instinktiv herum und hob den Kopf so, dass ihr Gesicht über Wasser geriet, riss noch einmal mit aller Macht den Mund auf und versuchte, Luft in ihre

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