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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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geätzt.
    »Gefällt Ihnen das Modell?«
    Die Stimme drang unangenehm schneidend in meine Gedanken und ich wusste, dass mir ihr Besitzer nicht gefallen würde, noch bevor ich mich umdrehte und Jameson wie einen fetten Buddha unter der Tür stehen sah. In seinen kleinen, in fettig glänzende Wülste eingelassenen Augen stand ein misstrauisch lauernder Ausdruck und das Lächeln auf seinen Zügen war nicht echt. Er war ungefähr so hoch wie breit.
    Automatisch nickte ich. »Es ist … beeindruckend«, sagte ich. »Unter welcher Flagge fährt es?«
    Jamesons Lächeln wurde wehmütig. »Unter keiner, fürchte ich.« Er zuckte mit den Achseln, schloss die Tür hinter sich und watschelte auf seinen kurzen Beinen näher. Irgendwie erinnerte er mich an eine bärtige Qualle. »Was Sie da sehen, Mister Craven«, sagte er, »ist eine kleine Marotte von mir. So eine Art Traum, wissen Sie? Ich habe mir immer gewünscht, einmal ein solches Schiff bauen zu können, aber ich fürchte, es wird stets ein Traum bleiben.« Er kam näher und strich mit seinen kurzen, dicken Wurstfingern beinahe liebkosend über den geschnitzten Achtersteven der DAGON.
    »Was … bedeutet der Name?«, fragte ich stockend. Es fiel mir noch immer schwer, den Blick von dem kleinen polierten Messingschildchen zu nehmen. Die fünf Buchstaben schienen mich verhöhnen zu wollen.
    Jamesons Lächeln wurde ein wenig unsicherer. »Dagon?«, wiederholte er. »Nichts. Nichts, was irgendeine Bedeutung hätte, jedenfalls. Er geht auf eine alte Legende zurück. Ein Meeresgott, den die Maori verehren.« Er lächelte noch einmal, nahm plötzlich die Hand vom Mast des Schiffsmodelles und wurde übergangslos ernst.
    »Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuches, Mister Craven?«, fragte er.
    »Ich«, antwortete Bannermann an meiner Stelle.
    Jameson erstarrte, drehte sich mit einer sonderbar mühsamen, abgehackten Bewegung herum und stieß ein ersticktes Keuchen aus.
    »Bannermann!«, krächzte er. »Sie … Sie wagen es, hierher zu kommen?«
    »Wie Sie sehen, ja.« Bannermann schob trotzig das Kinn vor und trat einen Schritt auf Jameson zu. »Es gibt da ein paar Dinge zwischen uns, die noch zu klären sind.«
    »Ich wüsste nicht, was!«, schnappte Jameson. Plötzlich war der Ausdruck auf seinen feisten Zügen nur noch blanke Wut. »Ich habe Ihnen verboten, jemals wieder hierher zu kommen, Bannermann«, sagte er. »Und ich dachte, ich hätte mich deutlich genug ausgedrückt.«
    Ich sah, wie sich Bannermanns Hände zu Fäusten ballten, und trat rasch zwischen ihn und den Reeder, um das Schlimmste zu verhindern. »Kapitän Bannermann ist auf meine Bitte hin hier«, sagte ich schnell. »Er wollte es nicht, aber ich habe darauf bestanden, dass er mich begleitet, Mister Jameson.«
    Jameson funkelte mich an. »Ich weiß nicht, wer Sie sind, oder was Sie wollen, Craven«, sagte er leise. »Aber Sie sollten sich Ihre Freunde besser aussuchen.«
    Sein überheblicher Ton brachte mich in Rage. Ich schluckte die noch halbwegs freundlichen Worte, die mir auf der Zunge gelegen hatten, herunter, bedachte ihn mit einem Blick, der einen Geysir zum Gefrieren gebracht hätte, und fuhr in hörbar kälterem Ton fort: »Gut, Jameson, vielleicht ist es besser, wenn wir gleich zur Sache kommen. Ich bin hier, um die Vorgänge zu untersuchen, die zum Untergang von Kapitän Bannermanns Schiff führten.«
    »Untersuchen?« Jameson lachte hässlich. »Da gibt es nichts zu untersuchen, Craven. Und wenn, dann werden sich andere Stellen darum kümmern.«
    »Die gleichen, die verhindert haben, dass gegen Kapitän Bannermann offiziell Anklage erhoben wurde, Jameson?«, fragte ich.
    Es war ein Schuss ins Blaue, aber er traf. Jameson erbleichte und aus den Augenwinkeln sah ich, wie Bannermann ebenfalls überrascht zusammenfuhr und mich verwirrt ansah. Aber das war noch lange nicht die einzige Überraschung, die ich parat hatte. Manchmal ist es ganz nützlich, über weit reichende Verbindungen zu verfügen.
    »Was wollen sie damit sagen?«, fragte Jameson unsicher.
    »Nichts«, antwortete ich. »Aber ich verfüge über gewisse … sagen wir: Kontakte zu offiziellen Stellen. Ihr Bananenfrachter ist nicht das einzige Schiff, das in den letzten Monaten in diesen Gewässern gesunken ist, nicht wahr? Wenn meine Informationen richtig sind, hat Ihre Gesellschaft in den letzten drei Monaten genau so viele Schiffe verloren. Alle drei unter ungeklärten Umständen.«
    Jameson atmete hörbar ein. Sein Blick irrte unstet

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