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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einschloss. »Das hier ist dein Reich?«, fragte sie.
    Der Fischmann nickte. »Ein Teil davon. Bald wird es auch dir gehören.«
    Jennifer begriff nicht gleich. Der Fremde lächelte wieder sein eigentümliches Fischlächeln, kam näher und streckte die Hand aus. Erst als seine schlanken Finger Jennifers Brust berührten, wurde sie sich überhaupt der Tatsache bewusst, dass sie nackt war.
    Noch einen Tag zuvor, in jenem anderen, ihr plötzlich fremd erscheinenden und unendlich weit zurückliegenden Leben, wäre sie vor Scham gestorben. Jetzt erschien es ihr ganz natürlich, mit nichts anderem als herrlich streichelndem Wasser bekleidet und seinen Blicken preisgegeben zu sein. Die Berührung seiner Finger war sanft und doch gleichzeitig fordernd und sie spürte das Verlangen, das dahinter war.
    Etwas in ihr erwiderte es. Es war nichts, was sie kannte, sondern die Frau, die tief in dem Mädchen, das sie bis zu diesem Moment gewesen war, gewartet hatte. Ihre Lippen begannen zu zittern, als sich seine Hand vor ihrer Brust löste und ganz sanft an ihrem Körper hinabglitt.
    Dann zog er die Finger zurück, abrupt und mit einem raschen, bedauernden Kopfschütteln.
    »Noch nicht«, sagte er. »Wir müssen Geduld haben.«
    »Geduld?«
    Der Mann mit dem Fischgesicht lächelte. »Du wirst meine Braut«, sagte er. »Und die Mutter meines Kindes. Aber noch ist es nicht soweit. Komm.«
    Jennifer nickte, griff nach seiner ausgestreckten Hand und schwamm Seite an Seite mit ihm hinaus in die lockende Schwärze jenseits des Höhleneinganges.
     
    Jemand weckte mich auf. Er tat es auf die direkteste und wohl auch Erfolg versprechendste Weise, die er kannte; allerdings auch die brutalste:
    Mit einem Eimer Wasser.
    Prustend setzte ich mich auf, fuhr mir mit dem Handrücken über die Augen und sah einen riesigen Schatten, der wie ein Berg auf zwei Beinen über mir aufragte. Instinktiv griff ich nach meiner Waffe.
    »Das ist nicht nötig, Mister Craven«, sagte eine dunkle Stimme.
    Ich zog die Hand zurück, blinzelte nochmals nach oben und erkannte ein breites, kantig geschnittenes Gesicht, das sich über einer dunkelblauen Marineuniform erhob. Stahlblaue Augen musterten mich mit einer Mischung aus Sorge und unterdrücktem Spott.
    »Wir stehen auf Ihrer Seite, mein Freund«, fuhr der Fremde fort. »Und so, wie es aussieht, haben Sie Verbündete bitter nötig.« Er grinste, beugte sich vor und streckte mir die Hand entgegen, um mir auf die Füße zu helfen. Sein Griff war sehr fest.
    Verwirrt sah ich mich um. Ich konnte nicht sehr lange bewusstlos gewesen sein, denn ich befand mich noch auf der gleichen Straße, in der Bannermann und ich in den Hinterhalt von Jamesons Schlägern geraten waren. Von den Wegelagerern war keine Spur mehr zu sehen. Dafür gewahrte ich fast ein Dutzend Marinesoldaten, die mit angelegten Gewehren im Halbkreis um mich und mein Gegenüber herumstanden und sich bemühten, möglichst finster auszusehen.
    Wen ich nicht sah, war Bannermann.
    »Wer … wer sind Sie?«, fragte ich stockend. »Und wo ist Bannermann?«
    »Mein Name ist Spears«, antwortete mein Gegenüber. »Fregattenkapitän Jerry Spears vom Marinegeheimdienst Ihrer Majestät.« Er salutierte – eher spöttisch als militärisch präzise – lächelte flüchtig und wurde sofort wieder ernst. »Wir sind leider eine Minute zu spät gekommen, Mister Craven. Ich fürchte, Kapitän Bannermann befindet sich in den Händen der Männer, die Ihnen aufgelauert haben.«
    »Dann müssen wir ihn befreien!«, sagte ich erschrocken. »Wir -«
    Spears machte eine Handbewegung, die mich zum Verstummen brachte. »Immer mit der Ruhe, Craven«, sagte er. »Seien Sie froh, dass wir Sie rausgehauen haben.« Er runzelte die Stirn, sah mich von oben bis unten an und schüttelte den Kopf. »Nach allem, was ich über Sie gehört habe, hätte ich Sie nicht für so dumm gehalten. Ich schätze, ich werde mir einen mächtigen Rüffel von meinem Vorgesetzten einhandeln. Aber was geschehen ist, ist geschehen.«
    »Wer sind Sie überhaupt?«, fragte ich verstört. Ich begriff nichts mehr. »Sie sind doch nicht zufällig aufgetaucht, oder?«
    Spears zögerte einen Moment. »Was wollen Sie hören?«, fragte er dann. »Eine glaubhafte kurze Ausrede, oder die unglaubhafte und sehr lange Wahrheit?«
    »Die Wahrheit«, grollte ich. Spears schien es zu lieben, in möglichst langen und komplizierten Sätzen zu reden.
    »Wie Sie wollen«, sagte Spears. »Aber dann lassen Sie uns irgendwo hingehen,

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